LEO in Ludwigsburg? VAI im Enzkreis? Theoretisch wäre ein grenzüberschreitender Siegeszug der Altkennzeichen für Autos möglich. Allein: die Landratsämter sehen keinen dringenden Handlungsbedarf.

Nummernschilder - Die Freude an den neuen, alten Autokennzeichen scheint ungebrochen. Schon mehr als 2700 Menschen haben sich beim Landratsamt Ludwigsburg ihr neues VAI-Nummernschild geholt. Dabei wurde das Signum des Altkreises Vaihingen erst vor gut einem halben Jahr wiedereingeführt. In Leonberg war die Begeisterung binnen der ersten sechs Monate gar so groß, dass die Zahl der LEO-Kennzeichen flugs auf rund 12 000 stieg.

 

Inzwischen geht die Zahl von Neuanmeldungen alter Kennzeichen deutlich langsamer nach oben. Das Potenzial ist begrenzt – daran sind auch die jeweiligen Nachbar-Landratsämter nicht ganz unschuldig. Denn seit Jahresbeginn ist es den Landkreisen laut einem Erlass des Verkehrsministeriums freigestellt, alte Kennzeichen der Nachbarn ebenfalls auszugeben – falls es Städte oder Gemeinden gibt, die zum jeweiligen Altkreis gehört haben. Allein: die Meldebehörden haben daran offenbar kein gesteigertes Interesse.

„Unverhältnismäßiger Aufwand“

Zum Beispiel das Landratsamt des Enzkreises. Die Behörde ist theoretisch gleich doppelt von der Novelle betroffen. Einerseits, weil Kommunen wie Illingen oder Mühlacker einst zum Kreis Vaihingen gehörten – so wie übrigens noch rund 20 weitere, überwiegend kleinere Kommunen. Andererseits trugen die Autos in Friolzheim, Heimsheim, Mönsheim und Wimsheim bis zur Kreisreform 1973 noch das LEO-Kennzeichen. Doch beim Landratsamt in Pforzheim winkt man diesbezüglich ab.

„Unverhältnismäßig“ sei der Aufwand für die nötige Abstimmung mit den Nachbarlandkreisen über die jeweils zu verteilenden Nummern, sagt Oliver Müller, der Leiter des dortigen Verkehrsamts. „Wir sehen als Verwaltungsbehörde dafür keinen Anlass.“ Zwar habe es vereinzelt Fragen nach alten Kennzeichen gegeben, diese seien jedoch in erster Linie aus den Randbereichen, insbesondere Illingen (VAI), aber auch aus Friolzheim oder Wimsheim (LEO) gekommen. Ein flächendeckendes Interesse an Altkennzeichen „konnten wir bislang nicht feststellen“, sagt Oliver Müller. Es gehe offenbar nur um Einzelfälle, was wiederum den bürokratischen Aufwand nicht rechtfertige.

„Kennzeichen erfüllt sachliche Funktion“

„Ein Autokennzeichen hat aus unserer Sicht eine nüchterne, sachliche Funktion“, ergänzt Müller. Wer seine regionale Zugehörigkeit zum Ausdruck bringen wolle, habe etliche andere Möglichkeiten dafür. Der Illinger Bürgermeister Harald Eiberger sieht das ähnlich. Zwar seien viele Bürger „dem ehemaligen Oberamt Vaihingen verbunden“, etwa weil sie dort arbeiten, Beschwerden oder dringende Wünsche bezüglich VAI habe er aber noch nicht vernommen. Die Mehrheitsmeinung der Menschen sei eher, „ob es keine anderen Probleme zu lösen gibt“, teilt Eiberger mit.

So sieht man es offenbar auch im Landratsamt Ludwigsburg. Theoretisch könnte auch hier die Kfz-Meldestelle den Menschen im Strohgäu, also in Ditzingen, Gerlingen, Korntal-Münchingen und Hemmingen, erlauben, sich aus alter Verbundenheit ein LEO-Kennzeichen zu reservieren – ein stattliches Potenzial, immerhin leben in den vier Kommunen knapp 70 000 Menschen. Allein: laut einem Sprecher des Landratsamts hat die Behörde bisher noch keine Notwendigkeit gesehen, sich diesbezüglich mit den Nachbarn in Böblingen kurzzuschließen.

Schwäbisch Hall hakt wegen BK nach

Anders sieht es im Landratsamt Schwäbisch Hall aus. Nach der Einführung des alten Crailsheimer Kennzeichens CR habe man kürzlich beim Land nachgefragt, ob man auch autorisiert sei, das Kennzeichen des Kreises Backnang BK – bislang für den Rems-Murr-Kreis reserviert – auszugeben. Das sei problematisch, weil es durch das Kennzeichen für den Bördekreis (Sachsen-Anhalt) schon zwei Kreise mit BK-Kennzeichen gebe. „Derzeit haben wir noch keine Antwort erhalten“, sagt eine Sprecherin des Landratsamts Schwäbisch Hall.