Viele Beratungsstellen haben zwischen den Jahren Hochkonjunktur.

Altkreis - Eine junge Frau ist schwanger und verkündet es dem werdenden Vater unterm Weihnachtsbaum. Doch der reagiert anders als erhofft und will den Nachwuchs nicht. Was nun?

 

Das Familienessen endet im Streit, der mühsam für die Feiertage erarbeitete Frieden zwischen einzelnen Familienmitgliedern hält nicht. Der Drang, der eigenen Sucht nachzugeben, wird unerträglich. Was tun? Einsame Weihnachten. Keine Besuche, kein Festessen, keine Geschenke. Und das drei Tage lang.

Was für die einen das große Fest des Jahres ist, gespickt mit glücklichen Momenten, Beisammensein und gutem Essen, das ist für viele alles andere als ein Höhepunkt an Heiterkeit. Aus diesem Grund hält etwa die Diakonie in Leonberg auch zwischen den Jahren ihr Beratungsangebot aufrecht. „Die Nachfrage ist nicht in allen Jahren gleich. Aber manches Mal konnten wir uns nicht vor Anfragen retten“, sagt Simone Zwicker, die Bezirksgeschäftsführerin der Diakonie. Nicht für jeden gibt es deshalb sofort einen Termin in den Beratungsstellen in Leonberg, die an jedem Werktag zwischen 9 und 12 Uhr telefonisch erreichbar sind. „Mit dem Anruf bei uns ist der erste Schritt schon einmal getan“, sagt Zwicker. Manchmal reicht ein kurzes Gespräch. „Wir haben die Dienste so eingeteilt, dass von den Mitarbeitern des sozial-psychiatrischen Dienstes, der Schwangerenberatung und der Suchtberatung immer jemand da ist“, erklärt die Leiterin des Hauses der Diakonie. Besonders schwer sei Weihnachten für Menschen mit psychischen Erkrankungen. „Viele sind einsam. Dazu kommt, dass dieses Fest mit großen Erwartungen behaftet ist“, hat Simone Zwicker festgestellt. Viele Betroffene meldeten sich schon früher, etwa Süchtige. Mit denen werde eine Strategie erarbeitet, wie sie über die Feiertage kommen.

Notnagel vor den Feiertagen gefragt

Bereits vor Weihnachten stark gefragt ist die Aktion Notnagel in Renningen. „Ein Drittel unserer Arbeit findet in der Vorweihnachtszeit statt“, sagt der Vereinsvorsitzende Gerhard Kicherer. Dabei arbeite man mit dem Amt für Soziale Dienste der Stadt Renningen zusammen. „Menschen mit geringem Einkommen erhalten von uns eine Weihnachtszuwendung“, erklärt er. Dabei gehe es meist nicht um Geschenke im klassischen Sinne, sondern um den Grundbedarf. „Dass auch an Weihnachten etwas Ordentliches auf dem Tisch steht.“ Dafür müssten die Betroffenen nicht auf den Verein zukommen, obwohl es solche Fälle gibt. „Erst kürzlich haben wir einen Mietrückstand übernommen, damit eine alleinerziehende Mutter nicht aus der Wohnung fliegt“, nennt Kicherer ein Beispiel.

Wenig Bedarf gibt es dagegen bei den Jugendeinrichtungen. „Wir hatten mal zwischen den Jahren auf, aber da war dann wenig los“, berichtet Birgit Widmaier, die Geschäftsführerin beim Jugendhaus Leonberg. Zudem arbeiteten die Betreuer eng mit den Schulen zusammen und richten auch ihren Urlaub nach den Ferien. „Deshalb haben wir uns entschieden, zwischen den Jahren nicht aufzumachen“, sagt Widmaier. In den übrigen Ferien dagegen gäbe es spezielle Angebote. Ebenfalls geschlossen ist das Jugendcafé Siesta des Waldhaus-Vereins, dessen mobile Jugendarbeit auch pausiert.

Jugendamt ist die ganze Zeit im Einsatz

Erreichbar ist dagegen die Rufbereitschaft des Jugendamtes im Kreis Böblingen, die über die Polizei gerufen wird. „Da geht es vor allem um Angebote der Jugendhilfe oder die Inobhutnahme von Kindern“, berichtet der Pressesprecher im Landratsamt, Dusan Minic. Die Beratungsstellen des Kreises sind an allen Werktagen geöffnet, darunter auch die Außenstelle des Jugendamtes in Leonberg oder die Anlaufstelle „Familien am Start“. „Es besteht vor und nach Weihnachten großer Beratungsbedarf. In dieser Zeit verbringt man viel Zeit zuhause und oft brechen Konflikte auf, über die man im Laufe des Jahres nicht gesprochen hat“, berichtet Minic aus der Erfahrung der Beratungsexperten.

Anlaufstellen

Haus der Diakonie
Die Beratungsstellen in der Agnes-Miegel-Straße 5 sind werktags von 9 bis 12 Uhr unter Telefon 0 71 52/3 32 94 00 erreichbar. Angeboten werden: Schwangerenberatung, Suchtberatung, sozial-psychiatrischer Dienst, aber auch allgemeine Konflikt-, Familien- oder Lebensberatung.

Landkreis Böblingen
Das Angebot ist breit und reicht von Beratung für Ältere über die Beratungsstelle für Jugend-, Ehe- und Lebensfragen bis hin zur Schuldner- oder der psychologischen Beratung. Alle Angebote finden sich im Internet auf www.lrabb.de oder unter der Zentralnummer 0 70 31/66 30. Die psychologische Beratung in Leonberg ist erreichbar unter der Nummer 0 71 52 / 3 37 89 30.