Altlasten aus dem Erzabbau haben bislang den Bau eines attraktiven Wohngebiets im Kappler Tal im Osten Freiburgs verhindert. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, die allerdings schon jetzt sehr umstritten ist.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Wie trügerisch ein grünes Idyll doch sein kann: Im Kappler Tal im Osten Freiburgs liegt unter einer grünen Decke die Altlast einer längst vergangenen Zeit. Als am Schauinsland noch Bergbau betrieben wurde, fielen beim Auswaschen der Metallerze Unmengen von metallhaltigem Schlamm an, der im Tal auf einer Fläche von drei Fußballfeldern – zweieinhalb Hektar – gesammelt und zugedeckt wurde. Direkt neben dem Stadtteil Kappel. Die weitgehend vertrockneten, jetzt mit Gras und Büschen bewachsenen früheren „Flotationsteiche“ der Bergwerkgesellschaft Stolberger Zink AG bergen rund 45 000 Kubikmeter Erde, die mit Zink, Blei und Cadmium belastet ist. Die Konzentration liegt weit über den Grenzwerten der Klärschlammverordnung, stillgelegt ist die Produktion seit 1954.

 

Weil Baugrund in Freiburg knapp ist, will man eine solche Fläche nicht ungenutzt lassen. Seit 25 Jahren gab es immer wieder Versuche, sie zu erschließen, doch stets scheiterte das an der Frage: Wohin mit der vergifteten Altlast? Jetzt hat die Baugesellschaft Treubau AG das Gelände gekauft und einen Plan vorgelegt, der von Fachleuten als atemberaubend angesehen wird, vielen Anwohnern aber unheimlich erscheint. Auf dem Reißbrett sieht es ganz einfach aus: die 45 000 Kubikmeter vergifteter Dreck und Staub werden mit Lastwagen auf den nahen (und ebenfalls toxischen) Berg gefahren und dort in eine eigens dafür ausgehobene Grube geworfen. Für die berechneten 23 000 Transportfahrten – in Stoßzeiten rund 150 pro Tag – müsste eine serpentinenreiche Straße gebaut werden. Die Aktion würde fünf bis neun Monate dauern, dann käme auf den Berg ein grüner Deckel. Das „ausgekofferte“ Giftmülllager im Tal würde zum Teil mit unbelastetem Kies und Mutterboden aufgefüllt und bebaut mit einem „familiengerechten Wohngebiet“, wie die Stadt Freiburg in ihren Unterlagen betont.

Viele Sorgen begleiten das Projekt

So weit die Theorie, doch an Sinn und Durchführbarkeit zweifeln Anwohner. Sie fürchten aufwirbelnden Giftstaub in der Luft, Ablagerungen im Wasser und Grundwasser und hegen Zweifel an der Notwendigkeit und dem öffentlichen Interesse an einer Bebauung ausgerechnet auf der Giftmülldeponie. Eine Interessengemeinschaft Altlasten Stolberger Zink beobachtet die Sanierungsbestrebungen seit Jahren, nun hat sich auch ein Bürgerverein Neuhäuser gegründet und verschickt offene Briefe an den Oberbürgermeister und an den Ministerpräsidenten. Darin wird das Fehlen eines umweltmedizinischen und eines Standsicherheitsgutachtens für die Ablagegrube am Berghang beklagt. Dazu wird die Befürchtung geäußert, die umgeschichteten Erdmassen machten den Hang instabil. Ein Abrutschen der mit Giftmüll gefüllten Halde hätte verheerende Folgen für die Häuser im Tal. „Wir wollen nicht den Giftmüll im Nacken haben“, schreibt ein besorgter Bürger aus dem ebenfalls tangierten Nachbarort Neuhäuser, der zur Gemeinde Kirchzarten gehört.