Der Football-Erstligist aus Stuttgart will in dieser Saison sportlich wie wirtschaftlich in neue Sphären vorstoßen – doch das Verletzungspech bringt Headcoach Jemil Hamiko an den Rand der Verzweiflung.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Wenn Jemil Hamiko auf seine Liste schaut, muss er erst mal durchatmen. Sechs Namen stehen dort, wo er die Ausfälle notiert hat. Felix Metzger, Schulterverletzung. Matija Skoric, schwere Knieverletzung. Steffen Lang, Bänderrisse in der Schulter. Martin Jost, Daumenbruch. Niko Storz, Leistenprobleme. Lasse Ahlgrimm, Haarriss im Fußgelenk. „Wenn diese Liste kürzer wäre“, sagt der Headcoach der Scorpions, „würde ich zuversichtlicher in den Rundenstart gehen.“ So fehlt ein Sextett, wenn das Team der German Football League (GFL) an diesem Sonntag (15 Uhr/Gazistadion) seine Pflichtspielpremiere gegen die Rhein-Neckar-Bandits aus Mannheim gibt. Es hätte noch schlimmer kommen können. Einer der Stars, Wide Receiver Rocco Scarfone, hatte sich beim Gurkenschneiden den Finger verletzt. „Zum Glück musste nicht genäht werden“, sagt Hamiko, der dennoch kein Küchenverbot aussprechen wird.

 

In der Vorbereitung war der Kader im Grunde nie komplett, daher konnte der Headcoach im Training nicht das Pensum durchziehen, das er sich vorgestellt hat; er wollte die gesunden Akteure nicht verheizen und so wurden pro Einheit statt bis zu 40 eben nur 25 Spielzüge einstudiert. Die Vorbereitung war zum Glück lang genug, so dass Hamiko keinen Mut zur Lücke riskieren musste. Dennoch sollte die Verletztenliste im Lauf der Saison eher kürzer denn länger werden, vor allem sollte keiner aus der Defensive mehr dort auftauchen. „Wenn wir noch einen oder zwei Line-Spieler verlieren“, sagt Hamiko, „wird’s eng.“ Dann gilt nur noch eine Taktik: Die Offense muss mehr Punkte erzielen als die Defense zulässt.

Die Scorpions wollen Südmeister werden

Das Saisonziel ist anspruchsvoll – Südmeister wollen die Scorpions werden, so hatten Headcoach Hamiko und Clubchef Markus Würtele es vor zwei Spielzeiten beschlossen und in einen ehrgeizigen Dreijahresplan gegossen. „Davon weichen wir nicht ab, sonst wären wir unglaubwürdig“, sagt der Cheftrainer, der vor allem die Geschlossenheit im Kader als Trumpf ausgemacht hat. „Der Zusammenhalt ist unsere Stärke“, sagt er, „und wenn die Leute gesund bleiben, sind wir auch vorne mit dabei.“

Es war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass es im Team so schnell so harmonisch zugeht, denn im Roster gab es seit Herbst 2015 einige Veränderungen – viele Spieler gingen, viele kamen. Dabei hat sich Würtele bei den Verpflichtungen schwäbisch sparsam gezeigt, hie und da den Rotstift angesetzt, obwohl die Scorpions einen neuen Hauptsponsor an Land gezogen haben. Das Budget liegt zwar noch ein Stück über 100 000 Euro, allerdings in niedrigen sechsstelligen Sphären. Es wurden statt bislang vier nur drei US-Importe eingekauft, die logieren nicht mehr im Hotel, sondern in Wohnungen. Die Kosten der Heimspiele sind gestiegen, weil im aufgehübschten Gazistadion mehr für Security und den VIP-Bereich bezahlt werden muss. Daher verlangt der Club pro Karte einen Stadiongroschen von einem Euro.

Die Zuschauerzahlen steigen kontinuierlich

Die Fans akzeptieren den Aufschlag, die Besuchzahlen pro Heimspiel steigen: 2013 waren es im Schnitt 893 Zuschauer, 2014 im Ausweichquartier Esslingen während des Umbaus des Gazistadions bereits 1020, 2015 nach der Rückkehr auf die Waldau sogar 1290 und diese Saison soll die Marke erneut höher gesetzt werden. „Wir hoffen, dass der Football-Boom anhält“, sagt Würtele, der bei den Mitgliederzahlen mit rund 460 einen Vereinsrekord vermelden kann. Wirtschaftlich liegen die Scorpions im Plan – und wenn die Akteure im Kampf um die Südmeisterschaft mitmischen, wäre der deutsche Vizemeister von 2007 auch sportlich im Soll. Ein schöner Gedanke, die Scorpions gehen in die Offensive. Jetzt muss nur noch die Verletztenliste von Hamiko kürzer werden.

Die Scorpions und die Sisters kämpfen in der höchsten Liga

Heimspiele 8. Mai (15 Uhr) Rhein-Neckar Bandits22. Mai (15 Uhr) Frankfurt Universe11. Juni (18 Uhr) Allgäu Comets2. Juli (18 Uhr) Saarland Hurricanes23. Juli (18 Uhr) Schwäbisch Hall Unicorns30. Juli (18 Uhr) Munich Cowboys3. September (18 Uhr) Marburg Mercenaries

Modus Die ersten vier der Südgruppe qualifizieren sich fürs Viertelfinale, in dem sie über Kreuz gegen die Nord-Teams antreten. Das besser qualifizierte Team hat Heimrecht.

Tickets Karten können bei www.easyticket.de und per Telefon unter 07 11 / 2 55 55 55 zu Preisen zwischen 22 und 10 Euro bestellt werden.

Erstmals seit Gründung des Damenteams gehen die Scorpions Sisters in diesem Jahr in der höchsten Spielklasse an den Start. Dort werden sie mit sieben weiteren Teams – je vier aus dem Norden und Süden – um den Meistertitel kämpfen. Die Sisters müssen sich dabei an das höhere Spielniveau wie auch die neuen Gegebenheiten gewöhnen: In der Bundesliga wird mit elf Spielerinnen statt bislang neun in Liga zwei gespielt. Die Gegner auf dem TuS-1-Platz sind München Rangers (7. Mai), Munich Cowboys (21. Mai) und Crailsheim Hurricanes (10. Juli/alle 15 Uhr). Interessierte Ladys sind Mittwoch und Freitag (jeweils 19 Uhr) im Training auf dem TuS-1-Platz auf der Waldau in Degerloch willkommen.