Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bezweifelt, dass das Vorhaben des Amokläufers frühzeitiger hätte entdeckt werden können. Unterdessen nimmt die Polizei einen Freund des Amokläufers fest.

München - Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat bezweifelt, dass man das Vorhaben des Amokläufers von München früher hätte erkennen können. Die Ärzte, die den jungen Mann vorher wegen einer psychischen Erkrankung behandelt haben, hätten eher eine Suizidgefahr gesehen, sagte Herrmann am Sonntagabend in der ARD-Sendung „hart aber fair“. „Keiner hat gesagt, dass sie die Gefahr gesehen haben, dass er aggressiv gegenüber anderen Menschen werden könnte.“

 

Die Reporterin der „Süddeutschen Zeitung“, Annette Ramelsberger, sagte dagegen, sie habe mit Mitschülerinnen des Amokläufers gesprochen, die von Drohungen des jungen Mannes berichtet hätten. Er habe gedroht, sie alle umzubringen oder ein Attentat zu verüben, berichtete die Journalistin in der Sendung.

Der 18-jährige Täter hatte am Freitagabend in und vor einem Einkaufszentrum sowie in einem Schnellrestaurant um sich geschossen und neun Menschen - überwiegend Jugendliche - und schließlich sich selbst getötet. Drei Menschen schweben noch in Lebensgefahr. Insgesamt gab es laut Landeskriminalamt 35 Verletzte.

Keine Mitschüler unter den Opfern

Nach bisherigem Stand der Ermittlungen gibt es unter den Opfern keine Mitschüler des Täters. Der 18-Jährige war nach Angaben der Ermittler nach Abschluss einer Mittelschule zuletzt auf einer Fachoberschule. Er soll im Jahr 2012 von Mitschülern gemobbt worden sein.

Die Polizei hat zudem einen Freund des Amokläufers von München als mutmaßlichen Mitwisser festgenommen. Es bestehe die Möglichkeit, dass der 16-Jährige gewusst haben könnte, dass am Freitagabend ein Amoklauf geplant war, teilte ein Polizeisprecher am Sonntagabend mit: „Wir wollen abklären, ob er das wusste.“ Gegen den Jugendlichen werde wegen Nichtanzeigens einer geplanten Straftat ermittelt.

Freund macht verdächtige Angaben

Der 16-Jährige hatte sich bereits am Freitag unmittelbar nach dem Amoklauf mit neun Todesopfern bei der Polizei gemeldet, weil er den Täter kannte, der sich am Ende selbst erschoss. „Er wurde in Bezug auf seine Beziehung zum Täter vernommen“, teilte die Polizei mit. Die Ermittlungen hätten am Sonntag jedoch Widersprüche in seinen Aussagen aufgedeckt. Ein Sondereinsatzkommando habe den Jugendlichen daher gegen 18.15 Uhr in dessen Wohnung im Münchner Stadtteil Laim festgenommen. Gegen ihn soll Haftbefehl beantragt werden.

Die Ermittler prüfen, ob der Jugendliche auch für einen Facebook- Aufruf zu einem Treffen am Sonntag in einem Kino in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs verantwortlich ist. Dieser Aufruf hatte ein ähnliches Muster wie der Facebook-Aufruf des 18-jährigen Amokläufers, der über das soziale Netzwerk eine Einladung in ein Schnellrestaurant verschickt hatte, wo er dann den Amoklauf startete.

Die Polizei warnte vor weiteren Nachahmungstaten. Sie kündigte an, „mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen sogenannte Trittbrettfahrer vorzugehen“. Bei der Überprüfung des Kinos ergaben sich am Sonntag keine Auffälligkeiten.