Zwischen dem Plieninger Bezirksbeirat und der Stadt Stuttgart schwelt der Streit um die Ampeln in der Ortsmitte weiter. Vor allem die Grünen kritisieren, dass die Signalanlagen unnötigen Stau verursachen würden.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Walter Schnee kann die Ampeln vor seinem Haus an der Goezstraße, Ecke Schoellstraße nicht leiden. Weil sie, so seine Beobachtung, unnötigen Stau verursachen.

 

Die Bezirksbeiräte – allen voran die Grünen Walter Schnee und Thomas Plagemann – fordern von der Stadt, dass sie die Ampeln an der Ecke Schoell-/Goezstraße anders schaltet. Um zu erklären, warum, legt er seinen Tablet-Computer auf den Tisch. Er hat Videos gedreht von der Kreuzung – mit ein- und mit ausgeschalteten Ampeln. Der Unterschied ist für Schnee eindeutig: Ohne Ampel fließe der Verkehr in alle Richtungen, ewig warten müsse keiner, mit Ampeln hingegen stauen sich die Fahrzeuge rasch die Schoellstraße bis zur Bernhauser Straße hinauf. Schnee hat auch das gefilmt.

Bezirksbeiräte wollen, dass der Ampelexperte kommt

Die Bezirksbeiräte und der Ampelexperte der Stadt Reinhard Unkhoff schreiben sich seit Längerem Briefe wegen der Ampeln in Plieningen. Zur Erinnerung: Nach dem Bau des Einbahnstraßenrings installierte die Stadt neun neue Ampeln. Der Bezirksbeirat schlug Alarm, weil der Verkehr wegen des regelmäßig wiederkehrenden Rotlichts ins Stocken geriet. Die Stadt programmierte Ampeln um, aber eben nicht alle. So begann der Briefverkehr zwischen dem Bezirksbeirat und Reinhard Unkhoff. Einmal kam der Fachmann sogar persönlich nach Plieningen.

Das half alles nichts. Weil die Verständigung zwischen Bezirksbeirat und Stadt nach wie vor holpert, wollen die Fraktionen, dass Unkhoff wieder vor Ort erscheint. „Doch er weigert sich“, sagt Schnee. In der Oktober-Sitzung der Lokalpolitiker berichtete die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel, Unkhoff sei im September beim Treffen der Ampelfachleute in Nürnberg gewesen und habe den Kollegen von der Plieninger Debatte erzählt. Nirgends in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gebe es eine Ampelschaltung wie vom Bezirksbeirat gewünscht, ließ Unkhoff ausrichten.

Neben Schnee sitzt Thomas Plagemann, der ebenfalls die Grünen im Bezirksbeirat vertritt. Er hat sich eingearbeitet, hat sich Ampeln auf den Fildern angeschaut und an einer Argumentation gefeilt. Sein Vorschlag: Die Ampel am Ende der Schoellstraße sollte generell aus sein und den Autofahrern nur Rot zeigen, wenn ein Fußgänger den Überweg am Anfang der Goezstraße queren will. Die Ampel an der Goezstraße wiederum solle orange blinken, um vor dem Verkehr auf der Hauptstraße – der Schoell- beziehungsweise Turnierstraße – zu warnen. Auch sie würde auf Rot springen, wenn ein Fußgänger passieren will.

Die Vorschriften erlauben diese Schaltung nicht

Unkhoff erklärt dazu schriftlich: „Die Lichtsignalanlage Schoell-/Turnier-/Goezstraße ist jedoch eine Einmündung mit zwei konkurrierenden Fahrzeugströmen, die nicht gleichzeitig freigegeben werden dürfen“, schreibt er. „Ist die Signalanlage ausgeschaltet, müssen die Fahrzeugsignale der Nebenrichtung (Goezstraße) permanent gelb blinken. Ein regelmäßiger Wechsel von Rot auf Gelb ist jedoch in den Vorschriften nicht vorgesehen.“

Plagemann schüttelt den Kopf und verweist auf den Moment, an dem der Tag zur Nacht wird. Da schaltet die Ampel von Normalbetrieb auf gelbblinkend. „Dies tritt im Normalfall jedoch nur einmal am Tag auf und sollte nicht in einen Dauerbetrieb überführt werden, da Autofahrer, welche abgelenkt sind und nicht exakt hinschauen, oft fälschlicherweise annehmen, ein Rot-Gelb mit nachfolgendem Grün zu sehen und losfahren, obwohl das Grün nicht erscheint“, so Unkhoff. Soll in etwa heißen: Es bestünde die Gefahr, dass Autofahrer sich das Grün einbilden – und in den Verkehr auf der Hauptstraße rauschen.

Ein Bezirksbeirat hat ein Gegenbeispiel gefunden

Plagemann will das widerlegen. Erst vergangene Woche hat er ein Beispiel in Plieningen gefunden, das seiner Meinung nach gegen Unkhoffs Erklärung spricht. An der Ecke Halfgarten/Filderhauptstraße gebe es eine solche Konstellation. Die Fußgängerampel am Anfang des Halfgarten sei nur an, wenn ein Passant queren will, sonst sei sie aus. „Markanterweise wird hier sogar auf das gelbe Blinklicht für die Nebenrichtung ganz verzichtet“, sagt Plagemann. „Jetzt bin ich auf die Argumentation von Herrn Doktor Unkhoff sehr gespannt.“