Ein als antisemitisch geltender Mann muss sich vor dem Amtsgericht Besigheim verantworten. Er soll den bekannten Rechtsanwalt und TV-Moderator Michel Friedmann im Internet massiv beleidigt haben.

Besigheim - Michel Friedman selbst wird am heutigen Mittwoch wohl nicht vor dem Amtsgericht in Besigheim erscheinen. Dabei steht er eigentlich im Zentrum der Verhandlung. Denn der bekannte Rechtsanwalt und Fernsehmoderator hat einen Mann aus Bönnigheim angezeigt, der ihn im Internet mit derben Ausdrücken beleidigt und aufs Übelste diffamiert haben soll. Weil er Widerspruch gegen den Strafbefehl einlegte, muss der Bönnigheimer Angeklagte sich nun vor dem Amtsgericht Besigheim verantworten.

 

Laut Anzeige soll sich der Mann im August des vergangenen Jahres in einem Blog im Internet extrem despektierlich über Michel Friedman geäußert haben. Unter anderem bezog er sich mit einer Reihe von anzüglichen Bemerkungen und ironischen Anspielungen auf eine Affäre in der Vergangenheit des TV-Moderators. Zudem führte der Bönnigheimer offenbar eine öffentliche Toilette als „angemessenen beruflichen Unterschlupf“ für Michel Friedman an und erging sich ausführlich in höchst derben Beleidigungen in Fäkalsprache.

Angeklagter wegen antisemitischer Äußerungen bekannt

Auf die jüdische Herkunft von Michel Friedman ging der Angeklagte in diesem Fall zwar offenbar nicht ein. Doch in diversen anderen Einträgen im Internet ist er bereits mehrfach durch massive antisemitische Äußerungen aufgefallen. Unter anderem strotzen die Beiträge auf seinem Facebook-Profil nur so von abfälligen Bemerkungen über Juden und israelfreundliche Politik. Auch Beleidigungen der aus seiner Sicht von Juden durchsetzten Bankenwelt sind im Internet zahlreich zu lesen. Bei der Polizei ist der Bönnigheimer wegen derlei antisemitischer Äußerungen offenbar ebenfalls bereits bekannt.

Außerdem scheint es der Angeklagte gleichzeitig auf die Alternative für Deutschland (AfD) abgesehen zu haben. Immer wieder greift er die Partei im Internet öffentlich an und bezeichnet sie unter anderem als von „Linksterroristen“ infiltriert. Hinter vorgehaltener Hand ist allerdings auch die Rede von einer gewissen Nähe des Angeklagten zu einzelnen AfD-Mitgliedern sowie von einer Strafanzeige, in der der Bönnigheimer die Alternative für Deutschland der Verleumdung bezichtigt haben soll.

Auch auf Alternative für Deutschland abgesehen

Doch Bernd Kölmel, Sprecher des baden-württembergischen AfD-Landesvorstands, sagt, er wisse nichts von einer solchen Anzeige. „Wir werden relativ häufig verklagt“, so Kölmel. Das sei wohl das Schicksal aller Parteien, mutmaßt er. Am Anfang sei der Landesvorstand wegen drohender Klagen noch nervös geworden, doch nun nehme man das gelassen, in den meisten Fällen erwiesen sich die Vorwürfe nämlich als haltlos.

Der Angeklagte selbst sei ihm nur flüchtig bekannt, sagt Kölmel. Er wisse von einschlägigen Einträgen dieses Mannes im Internet. Zudem sei er wohl einmal auf einer Veranstaltung der AfD aufgetaucht, auf Wunsch eines Parteimitglieds aber „in sehr zivilisierter Weise“ zum Gehen aufgefordert worden – dem sei er auch ohne Umschweife nachgekommen.

Weder Michel Friedman noch der Angeklagte waren am Dienstag für eine Stellungnahme zu erreichen.

Rechtsanwalt und Fernsehmoderator

Person
: Michel Friedman wurde 1956 in Paris geboren und entstammt einer polnisch-jüdischen Familie. Mitte der 60er Jahre zog Friedman mit seinen Eltern nach Frankfurt am Main. Seit 2004 ist er mit der Fernsehmoderatorin Bärbel Schäfer verheiratet.

Öffentlichkeit
: Michel Friedman ist studierter Jurist und betreibt eine eigene Anwaltskanzlei. Seit 1993 ist er auch als Fernsehmoderator tätig, unter anderem moderiert er seit zehn Jahren den Polit-Talk „Studio Friedman“ beim Berliner Info-Sender N24. Zudem war Friedman zwischenzeitlich im Parteivorstand der hessischen CDU aktiv, war von 2000 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und von 2001 bis 2003 Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses.