Andreas Renner will für die Stuttgarter CDU ins Rennen um den Oberbürgermeisterposten gehen. Im StZ-Interview spricht er über seine Motive und sein Amtsverständnis.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Andreas Renner konkurriert mit dem parteilosen Werbeprofi Sebastian Turner um die Nominierung als CDU-Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters. Der 52-Jährige hat sich lange bitten lassen, bevor er seinen Hut in den Ring warf. Im Interview mit der StZ erläutert er, warum er sich mit der Entscheidung Zeit gelassen hat und versichert angesichts früherer verbaler Ausrutscher, er sei gelassener geworden.

 

Herr Renner, ist es so erstrebenswert, den gut dotierten und bequemen Job eines EnBW-Lobbyisten gegen den unbequemen Chefsessel im Stuttgarter Rathaus einzutauschen?
Das sind zwei verschiedene Lebenswelten. Den Chefsessel im Rathaus zu besetzen wäre eine unglaublich spannende Aufgabe. Stuttgart ist die größte Stadt in Baden-Württemberg und darüber hinaus auch eine der prosperierendsten Kommunen im Land. Hier gestalterisch als OB zu wirken reizt mich ungemein. Es geht nicht um Bequemlichkeit oder Dotierungen, sondern um die Gestaltungsmöglichkeiten.

Dennoch haben Sie lang gebraucht, bis Sie ihre Kandidatur erklärt haben. Warum?
Ich habe mir das eben gut überlegt. Zum einen war ich OB in Singen und auch darüber hinaus in politischen Ämtern tätig. Ich weiß also, auf was ich mich einlasse. Die erste Frage war, ob ich den Schritt in die Öffentlichkeit nochmals tun will. Zum Zweiten habe ich großen Respekt vor der Aufgabe, Chef einer Verwaltung mit mehr als 20 000 Mitarbeitern zu sein. Die Entscheidung, sich darum zu bewerben, trifft man nicht im Vorbeigehen. Und ich habe das intensiv mit meiner Frau besprochen.

Welche Rolle hat es gespielt, dass Sie zwar von einzelnen CDU-Mitgliedern zur Bewerbung ermuntert, aber nicht von der Partei gerufen wurden wie ihr Mitbewerber?
Als der Name Sebastian Turner im Spiel war, habe ich viele nachdrückliche Aufforderungen aus Stuttgart erhalten, meinen Hut in den Ring zu werfen. Das hat mich sehr beeindruckt. Viele haben mir versichert: Sie sind der Richtige für diesen Job.

Das CDU-Duell heißt doch in Wahrheit gar nicht Renner gegen Turner, sondern liberales Oettinger-Lager gegen die konservativen Teufel-Schavan-Anhänger.
Das sind doch alles Legenden von gestern. Ich war 22 Jahre im CDU-Landesvorstand, also unter Lothar Späth, Günther Oettinger und Stefan Mappus. Dieses Lagerdenken ist längst überwunden. Es geht darum, wem die CDU Stuttgart am Ende zutraut, die Wahl in einem nicht ganz einfachen Umfeld zu gewinnen. Wer geglaubt hat, dass sich da Hinz und Kunz bewirbt, hat sich getäuscht, wie man ja auch an dem Grünen-Bewerber sehen kann. Das wird eine sehr spannende Wahl, bei der man schon politisches Gewicht in die Waagschale werfen muss. Im Übrigen werde ich von Leuten aus all den Richtungen, die Sie angesprochen haben, unterstützt.