Der „Mentalmagier“ verblüfft sein Publikum im Spitalhof mit Sinnestäuschungen, Zahlentricks und Gedankenlesen.

Leonberg - Als Kind der Aufklärung besitzt man eine gewisse natürliche Skepsis gegenüber Magie und Magischem. Die herrscht auch beim Publikum im Spitalhof – aber auch Neugier. Manch einer kennt den Mentalmagier Andy Häussler von anderen Auftritten, andere wollen einfach einen unterhaltsamen Abend erleben.

 

Große Bühnendeko braucht der wendige Mann im feinen dunklen Zwirn nicht, geheimnisvolle Musik wird nur sparsam eingesetzt. Eigentlich geht es sehr sachlich und ohne Hokuspokus zu: Andy Häussler, der sich selbst als „Enterbrainer“ bezeichnet – „Entertainment“ (Unterhaltung) und „brain“ (Gehirn) – ist ja eigentlich ein Mann der Wissenschaft. Mathematik und Geschichte auf Lehramt hat er studiert, dann noch Wirtschaftswissenschaften obendrauf. Er zaubert ja auch keine weißen Kaninchen aus dem Zylinder – er verblüfft mit fundiertem Wissen über unsere fünf Sinne, Farbpsychologie und optischen Täuschungen ebenso wie mit seinen Experimenten mit ausgewählten Zuschauern.

Eine Zeitreise in die Kindheit

Häussler nimmt einen Zuschauer mit auf eine Zeitreise in dessen Kindheit, als er schon sprechen, aber nicht lesen konnte. Klaus schließt die Augen, soll in Gedanken auf einer Treppe fünf Stufen hinunter gehen in seinem Leben – Beruf, Ausbildung, erste Liebe, Schulzeit – bis er zwei Jahre alt ist. Nun soll er Schilder vorlesen, die für das Publikum sinnvolle Worte enthalten – aber es kommt nur sinnloses Gebrabbel.

Nun soll das Publikum per Applaus aus drei Handbewegungen – Daumen hoch, winken und Zeigefinger an die Stirn – eine auswählen. Heike aus dem Publikum sitzt mit verbundenen Augen auf der Bühne, das Publikum soll intensiv an die Handbewegung denken – und siehe da: Heike tippt mit dem Finger an die Stirn, die Handbewegung, die das Publikum ausgewählt hatte.

Zwischen seinen verblüffenden Experimenten plaudert der Magier über einen Affen, der irgendwann angefangen hat, seine Süßkartoffel zu waschen, bis die ganze Affenbande es ihm nach tat, und dass ein Wein im Urlaub immer irgendwie besser geschmeckt habe als nachher zuhause.

Dann zaubert er zwei Gläser auf den Tisch, schmeichelnde Rendezvous-Musik, Sekt, Kerze – Restaurantatmosphäre der feineren Art. Eine junge Dame aus dem Publikum bekommt die Speisekarte gereicht, darf ohne Rücksicht auf den Preis vier Gänge auswählen, dazu Wein. Sie nimmt Scampi im Speckmantel, Kokos-Ingwer-Suppe, Ente und Kokos-Eis, dazu Weißwein. Der Magier erzählt, er spüre skeptische Schwingungen im Publikum, aber das habe er kürzlich auch gegessen, präsentiert die Rechnung – und die junge Dame liest genau diese Menüfolge vor.

Zaubern hat ihn immer begeistert

Dass man auch seinem Tastsinn nicht blind vertrauen sollte, beweist Häussler mit seiner „Tastbox“. „Mir in die Augen sehen“, befiehlt der Magier, als gelte es, wie Faust den Erdgeist zu beschwören. „Tief einatmen, ausatmen“ – ein bisschen Hokuspokus muss dann schon sein – „dann von oben hineingreifen.“ Und immer liegen Carolin und Fabi völlig daneben: kein Teelöffel, sondern eine Suppenkelle, kein Schwamm, sondern ein Backstein.

Im persönlichen Gespräch nach der Vorstellung erzählt Andy Häussler – sein Vater ist Mathematiker, die Mutter Musikerin –, dass er schon mit zwölf Jahren fasziniert war vom Zaubern. Über sein Studium sei er in Kontakt mit Psychologie gekommen, seine Show sei im Grunde angewandte Psychologie. Und im Übrigen viel Arbeit: drei Jahre Vorbereitung, Übungen auf Partys. Sieht er jemand einfach an, dass er nach Kanada will? So einfach sei es dann doch nicht, sagt Andy Häussler. Und auf die entscheidende Frage: „Wie geht das nun alles genau?“, antwortet er nur mit einem Lachen und erklärt: „Ein bisschen Geheimnis muss ja bleiben.“

Übrigens: Wenn Mentalmagier nach einem Kongress zusammensitzen, lesen sie nicht gegenseitig ihre Gedanken – sie unterhalten sich ganz normal...