Niederschwelliges Angebot im Stuttgarter Osten: Der Bus mit BISS bietet Jugendlichen unkomplizierte Beratungen im Stadtbezirk.

S-Ost -

 

Stress in der Schule, Ärger mit den Eltern, Liebeskummer, Schulden: Diese und ähnliche Themen beschäftigen Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 21 Jahren, die die Hilfe und Unterstützung der Mobilen Jugendarbeit annehmen. 279 junge Menschen suchten im vergangenen Jahr Rat bei den Sozialarbeitern.

Seit knapp einem Jahr können sich die Jugendlichen mit ihren Problemen auch an die Streetworker im Bus mit BISS (das Kürzel steht für Beratung, Information, Schule, Spaß) wenden. Jeden Montagabend steht der Bus mit der knalligen Lackierung von 19 bis 20.30 Uhr vor dem ehemaligen Fotofachgeschäft am Ostendplatz. Die offene und kostenlose Einrichtung der Mobilen Jugendarbeit bietet niederschwellige Hilfe bei allen Fragen, die die jungen Menschen beschäftigen.

Den Frust von der Seele reden

„Wir möchten mit den Jugendlichen aus dem Stadtteil ins Gespräch kommen“, sagt Katrin Marohn. Die Sozialarbeiterin ist mit ihrem Kollegen Marco Auwärter Ansprechpartner für die Ratsuchenden im Ort. In Anlehnung an die aufsuchende Jugendarbeit begibt sich das Duo mit dem Bus bewusst in die Lebensräume der Jugendlichen, um Präsenz zu zeigen und um Kontakte zu knüpfen. Das Angebot wird von den Jugendlichen gut angenommen. Durchschnittlich zwölf bis 15 Jugendliche schauen montagabends bei Marohn und Auwärter vorbei, quatschen mit ihnen, holen sich Tipps für Bewerbungsanschreiben oder reden sich den Frust von der Seele. „Vieles lässt sich auf die Schnelle klären und die Welt ist wieder in Ordnung für die jungen Leute“, erklärt Katrin Marohn. „In dieser kurzen Zeit können wir natürlich keine tiefgreifende Intensivberatung anbieten“, sagt der Diplom-Pädagoge Marco Auwärter.

Treffverhalten der Jugendlichen hat sich stark verändert

Nicht selten ist der Kontakt zu den Sozialarbeitern für die Jugendlichen ein erster Schritt aus der Hoffnungs- und Hilflosigkeit. Durch die enge Vernetzung mit lokalen Beratungsstellen können die Streetworker ihre jungen Klienten bei Bedarf an Fachleute vermitteln. „Wir sehen uns auch als Ansprechpartner für Anwohner, die sich durch die Jugendlichen manchmal gestört fühlen“, schildert Auwärter. Genau dies ist aber immer seltener der Fall, denn das Treffverhalten der Jugendlichen hat sich stark verändert. „Bei unseren Streetwork-Runden treffen wir immer weniger Jugendliche“, berichten die beiden. Die Jugendlichen sind nicht mehr ortsgebunden, sondern verabreden sich vielmehr spontan per Smartphone an verschiedenen Plätzen. Diesen Trend will die Mobile Jugendarbeit aufgreifen und erarbeitet ein zeitgemäßes Angebot für die Jugendlichen.

Aktuell wird eine Beratung per Instant-Messenger oder über einen Social-Media-Account getestet. Im Schutze der Smartphone-Anonymität werde die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen, deutlich sinken, vermuten die zwei Sozialarbeiter. „Der direkte Kontakt zu den jungen Menschen ist uns aber lieber, weil man die Stimmung besser einordnen und direkt auf die Situation eingehen kann“, sagt Auwärter.