Fast zehn Stunden mussten viele Studenten in Klassenräumen ausharren, bis alle Angreifer tot waren. Der Angriff auf die Amerikanische Universität in Kabul versetzt dem kriegsgeschüttelten Land einen weiteren Schock.

Kabul - Bei einem Angriff mutmaßlicher Taliban auf die Amerikanische Universität in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind 16 Menschen ums Leben gekommen. Darunter seien sieben Studenten, zwei Wächter der Universität und drei Polizisten, sagte der Sprecher der Kabuler Polizei, Basir Mudschahid, am frühen Donnerstagmorgen. Auch die drei Angreifer seien tot. Erst fast zehn Stunden nach Beginn des Angriffs, um 4 Uhr morgens, hätten die Sicherheitskräfte den letzten töten können.

 

30 bis 35 Menschen seien verletzt worden, sagte Mudschahid. Ob unter ihnen internationales Lehrpersonal war, blieb zunächst unklar.

Der Leiter der Kriminalpolizei, Feraidun Obaidi, bestätigte die Zahl der toten Zivilisten, sprach aber von zwei Angreifern. 35 Zivilisten und neun Polizisten seien verletzt worden. In der Nacht hatte der Leiter der Emergency-Klinik von mindestens vier Schwerverletzten berichtet.

Eine Bombe riss die Seitenmauer der Universität ein

Zur Zeit des Angriffs waren laut Behörden 700 Studenten auf dem Campus. Die Universität bietet Abendklassen an, die rege besucht sind. Viele junge Afghanen studieren neben ihren Tagesjobs entweder frühmorgens oder abends für einige Stunden.

Eine Sprecherin des US-Außenministeriums hatte in der Nacht bestätigt, dass Berater der Nato-Mission Resolute Support den Sicherheitskräften halfen.

Der Angriff hatte am Mittwochabend gegen 19 Uhr begonnen. Mit einer Bombe hatten die drei Angreifer eine Seitenmauer der Universität eingerissen. Dabei starb einer der Angreifer. Zu ihrer Identität gibt es weiter keine Informationen. Bisher hat sich zu der Tat noch keine extremistische Gruppe bekannt.

Studenten hatten mit verzweifelten Botschaften über soziale Medien von Schüssen berichtet oder um Hilfe gerufen.

Erst vor zwei Wochen waren ein australischer und ein US-amerikanischer Professor nahe der Universität aus ihrem Auto heraus von Unbekannten verschleppt worden. Die Universität kündigte daraufhin an, die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern.

Angriffe auf „weiche Ziele“ nehmen zu

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und die UN warnen, dass die Angriffe von Extremisten auf Schulen aber auch andere „weiche“ Ziele zunehmen. Erst vor vier Wochen hatten sich Extremisten in Kabul inmitten einer großen Demonstration in die Luft gesprengt und mindestens 80 Menschen getötet und mehr als 230 verletzt.

Die UN verzeichneten allein in der ersten Jahreshälfte 5166 getötet oder verletzte Zivilisten. Seit Beginn der Zählung 2009 sind demnach 63 934 Afghanen verletzt oder getötet worden. Die UN zählen sehr konservativ und brauchen als Bestätigung für jedes Opfer drei unabhängige Quellen.