Aus Angst vor Hackern lassen Politiker ihre Smartphones daheim.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Kopenhagen - Abgeordnete des dänischen Parlaments weilen derzeit auf Dienstreise in Russland. Für diesen politisch motivierten Ausflug haben sie Smartphones, Tablets und Laptops zu Hause gelassen. Die Parlamentarier nehmen dabei keineswegs die Fastenzeit zum Anlass, um als Vorreiter einer digitalen Detox-Bewegung unter dem Motto „Offline ist das neue Bio“ auf Social-Media-Firlefanz zu verzichten. Die Politiker haben vielmehr Angst vor Hackerangriffen. „Farvel smartphone“, auf Wiedersehen Smartphone, schreibt der ehemalige Außenminister von Dänemark, Martin Lidegaard, auf seinem Facebook-Account, und zwar „aus Sicherheitsgründen“, was auf Dänisch für deutsche Ohren übrigens gleich weniger bürokratisch klingt: „til sikkerheden“. Seiner Delegation habe man geraten, keine technischen Geräte mitzunehmen. Das höchste der Gefühle sei ein altes, nicht internetfähiges Nokia-Handy, wie Lidegaard ebenfalls via Facebook mitteilt. Sein Symbolfoto zeigt ein vermutlich aus dem Technikmuseum in Sinsheim stammendes prähistorisch aussehendes Fernsprechgerät.

 

Die Dänen sind gespannt auf Begegnungen mit realen Menschen

Lidegaards Kollege Nick Haekkerup verabschiedet sich ebenfalls via Facebook in die Dienstreise. Haekkerup freut sich laut seines Social-Media-Profils darauf, eine Woche lang ohne E-Mails und Internet auszukommen. Stattdessen sei er gespannt auf Begegnungen mit Menschen „i den virkelige verden“, in der realen Welt. Wären im Journalismus Witze über Nachnamen nicht verpönt, könnte man nun über Herrn Haekkerups Horror vor Hackerangriffen philosophieren, aber auch so stellen sich angesichts der dänischen Digital-Diät einige Fragen: Lässt sich Wladimir Putins Cyber-Armee von einem Fossil-Fon der Marke Nokia abschrecken? Wäre es nicht möglich, den dänischen Ansatz auf Donald Trump zu übertragen, um ihm, verbunden mit der Warnung „Weißt du, was letzte Nacht in Dänemark passiert ist?“, endlich sein Handy wegzunehmen? Und was treibt die dänische Delegation in Russland, das den Rückfall ins vordigitale Zeitalter rechtfertigt? Diese letzte Frage wird beantwortet, sobald sich die Herren Lidegaard und Haekkerup via Reiseschreibmaschine und Fax bei den Daheimgebliebenen gemeldet haben.