Bosch will den Unternehmensbereich Anlasser und Lichtmaschinen abstoßen. Von den Plänen sind in Deutschland 1400 Mitarbeiter betroffen, davon 500 in Schwieberdingen. Schlimmer noch wären die Auswirkungen in Hildesheim.

Stuttgart - Im Bosch-Konzern zeichnet sich ein Konflikt um die geplante Auslagerung des Bereichs Anlasser und Lichtmaschinen ab. Bosch will diesen Geschäftsbereich zunächst verselbstständigen und ihn dann in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen oder sogar verkaufen. In Deutschland sind von der Maßnahme etwa 900 Bosch-Beschäftigte in Hildesheim (Niedersachsen) und 500 Mitarbeiter in Schwieberdingen betroffen. Die IG Metall und der Betriebsrat sehen die Pläne des Unternehmens ausgesprochen kritisch. „Für die Ausgliederung gibt es bisher keine nachvollziehbare Begründung“, sagte der Konzernbetriebsratschef Alfred Löckle. „Die Beschäftigten bei Bosch in Hildesheim wollen bei Bosch arbeiten und nicht verkauft werden“, sagte auch der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine zu den weiteren Plänen.

 

Der gesamte Bereich, der Bosch-intern „Starter Motors and Generators“ heißt, beschäftigt an 13 Produktions- und mehreren Vertriebsstandorten 6500 Mitarbeiter weltweit; davon 1400 in Deutschland. Das Geschäft war lange defizitär, weist laut dem Geschäftsführer Rolf Bulander jetzt aber solide Geschäftsergebnisse auf. Er spricht von einem erfolgreichen Wandel und wettbewerbsfähigen Erzeugnissen, die bei den Kunden hohe Akzeptanz finden. Und warum dann der Verkauf? „In diesem wettbewerbsintensiven und kostengetriebenen Markt hat der Bereich zusammen mit einem Partner oder Käufer bessere Wachstumschancen“, sagt Bulander.

Kleiner Bereich mit niedriger Rendite

Nach Angaben eines Bosch-Sprechers ist der Bereich verglichen mit Wettbewerbern eher klein und liegt mit der Rendite unter dem Branchendurchschnitt. Der Elektro- und Elektronikkonzern hat den Anspruch, bei all seinen Aktivitäten eine führende Position einzunehmen. Bei den Startern und Generatoren sieht man sich aber nur im untereren Mittelfeld. Regional wird aus Sicht des Konzerns vor allem das Potenzial auf Märkten wie China und Nordamerika nicht richtig ausgeschöpft.

Verkauf oder Partnerschaft haben für die Standorte Schwieberdingen und Hildesheim unterschiedliche Konsequenzen. In der Nähe von Stuttgart arbeiten 6000 Entwickler, von denen nur 500 im Bereich Starter und Generatoren im Einsatz sind. Hingegen entfallen in Hildesheim 900 der 1350 Mitarbeiter hierauf. Andersherum gesagt: ohne die Anlasser und Lichtmaschinen verbleiben nur noch 450 Männer und Frauen, die mit der Lenkmotorenproduktion und Entwicklungsarbeit beschäftigt sind. Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und Mitglied des Bosch-Aufsichtsrats, will den Niedergang des Standorts nicht einfach hinnehmen: „Es entspricht nicht der nachhaltigen Unternehmenskultur von Bosch, mit Standorten und Beschäftigten Casino zu spielen. Bosch steht in der Verantwortung für eine Entwicklungsperspektive für Hildesheim“, sagte er.

Standortsicherung ist obsolet

Den Arbeitnehmervertretern in Niedersachsen stößt übel auf, dass noch Ende März mit der Geschäftsführung eine Standortsicherungsvereinbarung abgeschlossen wurde, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. „Niemand hat uns gegenüber die geplante Ausgliederung erwähnt. Darüber wollte man uns anscheinend im Unklaren lassen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Stefan Störmer. Noch schärfer fällt das Urteil des IG-Metall-Bevollmächtigten für Hildesheim aus: „Offensichtlich wollte die Geschäftsführung täuschen und tricksen. Unlängst hatte das Unternehmen noch die bedeutende Stellung des Standortes hervorgehoben, jetzt soll er plötzlich verscherbelt werden. So geht man nicht mit einer Belegschaft und den Arbeitnehmervertretern um“, sagte Uwe Mebs.