Zwischen Anna Fenninger und dem Österreichischen Ski-Verband gibt es im Hinblick auf die Vermarktung einen Streit. Die Rennläuferin hat mit Rücktritt gedroht.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Eigentlich ist Anna Fenninger ein Glücksfall für Österreich. Sie ist als Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin aktuell die beste Skirennläuferin der Welt, zarte 25 Jahre jung und auch aus optischen Gründen vermarktbar und damit ein echter Superstar. Überdies wird die Anna aus Hallein bei Salzburg wahrgenommen als eloquentes, selbstbewusstes Madl. Sonst könnte die nette Brünette hochrangige Konkurrentinnen wie Tina Maze oder Lindsey Vonn zeitweise ja nicht so in Grund und Boden fahren. In den vergangenen beiden Jahren gewann Fenninger den Gesamtweltcup.

 

Der Haken an der Sache ist: Die Ski-Fans im Alpenland bewundern zwar den Goldschatz – doch der Österreichische Ski-Verband (ÖSV) tritt das Glück, eine Athletin wie Anna Fenninger zu haben, mit Füßen. Um die Sportlerin rankt genaugenommen seit drei Jahren ein schmutzig geführter Machtkampf. Die zentrale Rolle darin spielt der ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Der regiert, so die landläufige Meinung in der Ski-Szene, ein bisserl nach Gutsherrenart.

Der Präsident wird zwar kumpelhaft Schröcksi gerufen – doch die Kontrolle und die Macht über die ÖSV-Athleten zu haben, ist ihm besonders wichtig. Anlass für den Streit um Fenninger gibt die Tatsache, dass die Rennläuferin in Vermarktungsfragen eigene Wege geht und deshalb seit drei Jahren bei dem Stuttgarter Sportmanager Klaus Kärcher unter Vertrag steht. Dabei versteht sich Schröcksnadel nicht nur als ÖSV-Präsident, sondern als heimlicher Manager aller Skistars. Er besorgt als Verbandschef die Sponsoren und teilt Frontfiguren wie Marcel Hirscher und Fenninger ihren Anteil zu. Diese zentrale Vermarktung durch den ÖSV hilft zwar den weniger bekannten Sportlern. Doch schränkt sie die Möglichkeiten der besten Athleten ein, auch eigenständig Geldgeber zu akquirieren und den Wert ihrer Marke zu steigern.

Ein deutscher Manager trifft die Österreicher ins Mark

Dem Rennläufer Marcel Hirscher, wie Fenninger zurzeit der beste seines Fachs, haben die ÖSV-Granden den eigenen Manager bereits ausgeredet. Das versuchen sie jetzt bei Fenninger, die der ÖSV aufgefordert hat, sich von Kärcher zu trennen. Dass ein Deutscher die Geschicke der besten österreichischen Rennläuferin lenkt und an ihr auch noch Geld verdient – das trifft den ÖSV und vor allem seinen stolzen Präsidenten ins Mark.

Fenninger hält zu Kärcher. In einem Wutschreiben machte sie das deutlich. „Ich empfinde das Verlangen nach einer Trennung als hochgradig unangemessen, um nicht von Nötigung zu sprechen. Ich will ausdrücklich klarstellen, dass das vom Verband mit der nunmehr auch sportlichen Druckausübung verfolgte Ziel mit Sicherheit nicht zu erreichen ist. Bevor ich diesem Wunsch entspreche, werde ich meine aktive Karriere beim ÖSV mit sofortiger Wirkung beenden“, schrieb Fenninger.

 

hey leute, ihr habt heute sicher schon zeitung gelesen oder radio gehört und euch gehörig gewundert. ich habe mich...

Posted by Anna Fenninger on Tuesday, May 12, 2015


Schröcksnadel reagierte auf das in der Skiwelt ausgelöste Beben auf seine Art. „Ich habe die E-Mail von Anna Fenninger gar nicht gelesen. Ich gehe jetzt erstmal zum Fliegenfischen nach Kanada“, sprach er und verabschiedete sich in den Urlaub. Das sagt viel aus über die Wertschätzung des Superstars durch den ÖSV-Boss. Von Seiten des Verbandes wurde nur ein dünnes Statement verschickt: „Anna Fenninger kann sich so wie jeder Aktive des Österreichischen Ski-Verbandes selbstverständlich von Personen ihrer Wahl beraten lassen. Demzufolge hat der ÖSV auch nicht von ihr verlangt, sich von ihrem Berater zu trennen.“

Die Athletin will ein klärendes Gespräch

Klaus Kärcher ist froh, dass die Rennläuferin zu ihm hält. Es gelingt dem ÖSV auch nicht, einen Keil zwischen die beiden zu treiben. „Der Anna geht es nur darum, sich sportlich weiter zu entwickeln“, sagt Kärcher. Seine Klientin wolle ja auch kein Privatteam gründen oder für eine andere Nation starten. „Was dazu berichtet worden ist, hat mich amüsiert, zumal ich schon vor Monaten klargestellt habe, dass für mich ein Start für ein anderes Land keine Option ist“, sagte Fenninger erst am Sonntag. Was sie fordert, ist, dass der ÖSV ihren persönlichen Physiotherapeuten endlich akzeptiert. Und bei der Sponsorensuche möchte sie – ohne die ÖSV-Verträge zu brechen – mit ihrem Manager und väterlichen Betreuer Kärcher auch weiterhin ihre eigenen Wege gehen.

Wenn der ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel aus seinem Urlaub zurück ist, dann will Anna Fenninger sich mit ihm, Klaus Kärcher und einem neutralen Moderator an einen Tisch setzen. Enweder werden dann die Probleme gelöst – oder es droht eine neue Stufe der Eskalation im Streit um Österreichs liebstes Kind.