Die Anne-Frank-Realschule steht vor einem Problem. Von September an ist sie Gemeinschaftsschule und muss 140 Mittagessen servieren. Doch noch immer gibt es keine Mensa, kein Provisorium und keine Machbarkeitsstudie.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Wer A sagt, muss auch B sagen. So sieht es Cornelia Möbius. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirats der Anne-Frank-Realschule, und sie ist stinksauer. Im Oktober 2013 hatte das Schulverwaltungsamt das pädagogische Konzept der Anne-Frank-Realschule (AFRS) für gut befunden und entschieden, dass diese von September 2014 an Gemeinschaftsschule sein soll. Das bedeutet aber auch, dass die AFRS Ganztagsschule wird, und die Kinder ein Mittagessen brauchen. Doch derzeit gibt es keinen Ort, wo dieses serviert werden könnte.

 

Vorwurf: es ist bislang nicht passiert

Da es an der Anne Frank-Schule schon bisher hin und wieder Nachmittagsunterricht gibt, wird auch derzeit schon eine warme Mahlzeit angeboten. Allerdings handelt es sich derzeit um rund 60 Essen. Von Mitte September an werden es 80 Teller mehr sein. Denn die Schule bekommt drei neue fünfte Klassen – eben für den Ganztagszug. Bislang speisen die Mädchen und Jungen in einem Klassenraum. „Das ist bei 60 Essen vielleicht gerade noch machbar, bei 140 Essen aber absolut unmöglich“, sagt Cornelia Möbius. Die Stadt habe das seit Oktober 2013 gewusst, als die Entscheidung für die Gemeinschaftsschule fiel. „Es war klar, dass man Geld in die Hand nehmen und baulich was verändern muss.“ Und nichts sei passiert. Das kann die stellvertretende Elternbeirats-Vorsitzende nicht verstehen. „Wenn ich ein Konzept abnicke, dann muss ich auch die dafür erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stellen. Sonst stelle ich nach außen etwas zur Schau, was nach innen nicht funktionieren kann. Damit gaukelt man dem Bürger etwas vor.“

Pläne mit Arces

Um die Räume zu planen, die für ein Funktionieren des Konzepts erforderlich sind, hat das Schulverwaltungsamt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Doch diese gibt es noch nicht. Und auch wenn es sie geben würden, könnten die Bagger nicht gleich anrollen. Dann müssten die neuen Zimmer erst geplant, genehmigt und finanziert werden. Das dauert Jahre und nutzt der Schule in der derzeitigen Lage nichts.

Darum fordern die Eltern ein Provisorium. Im Gespräch ist, dass die Kinder im nahegelegenen Arces Vereinsheim an der Lohäckerstraße essen. Die Schule hat die Räume besichtigt und sie als Übergangslösung für gut befunden. Der Verein hat seine Bereitschaft signalisiert, zu helfen. Und selbst der Wirtschaftskontrolldienst war schon vor Ort und hat durchblicken lassen, dass dies ein gangbarer Weg wäre. Nur die Stadtverwaltung hat nicht gehandelt. Nun ist der Vereinsvorsitzende im Urlaub. Das bedeutet: Arces wird sich bis Mitte September nicht realisieren lassen. Denn ganz ohne Umbauten geht es nun auch nicht.

Eltern plädieren für Container

Die Eltern wollen daher eine Containerlösung. „Wir würden dafür unseren Parkplatz und auch Teile des Pausenhofs hergeben“, sagt Cornelia Möbius. Der Bezirksbeirat unterstützt die Schule und hat in der jüngsten Sitzung einen entsprechenden Antrag einstimmig verabschiedet. Doch die Stadt hält sich bedeckt. Sie schlägt statt dessen vor, den Musiksaal umzufunktionieren. Doch das kommt für die Schule nicht in Frage. Denn in dem Saal wird nicht nur Unterricht gegeben. Er ist so etwas wie eine Aula und wird für Konferenzen, für klassenübergreifende Veranstaltungen und für Festakte genutzt. „Der Raum wurde in den vergangenen Jahren mit der Hilfe der Eltern zu einem Schmuckstück herausgeputzt“, sagt Cornelia Möbius. Dort steht ein Flügel und ein Schlagzeug. All das lasse sich auf keinen Fall mit einer Mensa kombinieren, sagt die Elternbeirats-Vize. Alternativ verweist die Stadt darauf, wie bisher den naturwissenschaftlichen Fachraum in mehreren Schichten zu nutzen. „Das ist unmöglich. Das ist ein ganz normaler Klassenraum“, kommentiert Möbius diesen Vorschlag.

Für sie ist es derzeit schlicht ein Rätsel, wo die 140 Schülern von Mitte September an essen sollen. „Vielleicht stellen wir wie auf dem Wasen ein Zelt auf“, spottet sie. Sie spricht von „Verrat an der Schule“ und davon, dass ein gutes pädagogisches Konzept, das viel Arbeit gekostet habe, gegen die Wand gefahren werde. Doch noch hat sie die Hoffnung nicht ganz aufgegeben. Möbius fordert nun eine „unkomplizierte Lösung“ von der Stadtverwaltung. „Ich will gar nicht mehr hören, was alles nicht geht“, sagt sie. Die Stadt war bislang noch nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Stadt liegt Sache schwer im Magen

Für Roland Steiner, stellt sich die Situation wie folgt dar: „Wir haben der Schule zwei Möglichkeiten vorgeschlagen. Die Schule hat sich gegen den Musiksaal entschieden.“ Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Kinder von September an erst einmal weiter in dem Klassenzimmer speisen, das bisher schon als „Mensa“genutzt wird. Mittelfristig soll das Mittagessen dann doch im Vereinsheim Arces serviert werden. „Dafür brauchen wir aber eine Baugenehmigung. Wir hatten gehofft, dass es ohne geht. Aber uns wurde von höchster Stelle signalisiert, dass dem nicht so ist“, sagt Steiner. Im Herbst soll dann auch mit der Machbarkeitsstudie begonnen werden. Früher sei dies nicht möglich gewesen, weil man auf die Genehmigung der Gemeinschaftsschule habe warten müssen. „Wir wissen, dass die Situation unbefriedigend ist. Wir hätten gern eine andere Lösung gehabt. Auch uns liegt die Sache schwer im Magen“, sagt der Amts-Vize.