Am Montag haben die Kinder der Anne-Frank-Schule erstmals im Vereinsheim Arces gegessen. Das Restaurant dient als Übergangslösung, da die Schule noch keine Mensa hat – und in absehbarer Zeit auch nicht bekommt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Für Domenico de Palma ist es ein guter Tag. Der Vorsitzende des Kultur- und Sportvereins Arces steht vor den Restauranträumen und schaut zu, wie die Mädchen und Jungen hineinstürmen. Sie haben Hunger, und seit Montag bekommen sie ihre warme Mahlzeit in dem Vereinsheim an der Lohäckerstraße. Original italienisches Essen ist es nicht, stattdessen bekommt jeder eine Assiette und einen Joghurt. Ein Caterer liefert die Aluminiumteller an. Aber es schmeckt trotzdem. Da sind sich die Fünftklässlerinnen Lola, Paula, Lilien und Luisa einig. Und die neuen Räume gefallen ihnen auch.

 

Zu viele hungrige Kinder, doch zu wenig Platz

Von Schuljahresbeginn bis zu den Herbstferien hatten die vier Mädchen ebenso wie alle anderen an Biertischgarnituren im Freien gegessen. Denn seit diesem Schuljahr ist die Anne-Frank-Realschule (AFRS) Gemeinschaftsschule. Zunächst betrifft das nur die fünften Klassen. Doch die brauchen an vier Tagen eine warme Mahlzeit. Hinzu kommen die Schüler, die auch bislang schon an der AFRS Mittag gegessen haben. Zusammen macht das rund 130 Essen. Doch an der Möhringer Schule gibt es keine Mensa. Vor der Ganztagsschule hatten die Mädchen und Jungen in einem Klassenraum gegessen. Doch bei 130 Mahlzeiten war das nicht mehr möglich.

Das Vereinsheim ist vorerst eine gute Lösung

Das Schulverwaltungsamt hatte das Vereinsheim Arces als Übergangslösung ins Spiel gebracht. Für die Rektorin Beate Müller ist es eine gute Lösung. Das Vereinsheim ist quasi um die Ecke. Der Platz in dem Restaurant ist zumindest derzeit ausreichend. Wenn in den kommenden Jahren immer mehr Ganztagsschüler dazukommen, kann sich das freilich schnell ändern. Insofern hofft die Rektorin, dass es mit der Machbarkeitsstudie nun schnell voran geht. Ein wenig Sorge habe sie da schon, gibt Beate Müller zu. Schließlich habe es sehr lang gedauert, bis die interimsweise Nutzung des Vereinsheim Arces als Mensa unter Dach und Fach war. Darum waren die Biertischgarnituren überhaupt erst notwendig geworden. Müller hatte der Leiterin des Schulverwaltungsamts, Karin Korn, versprochen, dass sie bis zu den Herbstferien für eine Lösung des Mensa-Problems an ihrer Schule sorge.

Unterstützung von allen Seiten

Doch im November wird es allmählich zu kalt, um unter freiem Himmel zu essen. Viele haben ihren Anteil daran, dass die Mädchen und Jungen seit Montag in dem Vereinsheim Mittag essen können. Die Eltern haben immer wieder Druck gemacht. „Wir haben sehr engagierte Mütter und Väter“, gibt Müller zu bedenken. Auch der Bezirksbeirat habe zweimal in entsprechenden Anträgen gefordert, dass eine schnelle Lösung gefunden wird, ergänzt Holger Viereck. Er ist zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der AFRS. Zuletzt hatten die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat die Verwaltung scharf kritisiert und einen entsprechenden Bericht gefordert.

Neue organisatorische Pflichten kommen hinzu

Beate Müller will nicht meckern. Aber perfekt ist die Situation freilich immer noch nicht. Das Problem beginnt beim Bezahlsystem. Denn ein elektronisches Bezahlsystem mit entsprechenden Chips sei für eine Interimslösung nicht vorgesehen, so die Aussage des Schulverwaltungsamts. Also muss die Schule nun irgendjemanden zur Verfügung stellen, der die Namen der Kinder mit einer Liste abgleicht und kontrolliert, ob diese mitessen dürfen oder nicht. „Das machen unsere pädagogischen Assisstentinnen. Aber eigentlich sollten die sich um andere Dinge kümmern, nämlich das soziale Miteinander der Kinder“, sagt Müller. Außerdem müssen die Mädchen und Jungen zum Vereinsheim begleitet werden. Das machen die Lehrer nun in ihrer Mittagspause. „Das Essen ist eine Schulveranstaltung. Also haben wir die Aufsichtspflicht“, sagt Müller.

Im Oktober hat die Stadtverwaltung die Machbarkeitsstudie in Angriff genommen. In dieser geht es nicht nur um den Bau einer Mensa. Die Schule platzt auch sonst aus allen Nähten. Bis Februar will die Verwaltung erste Ergebnisse aus der Machbarkeitsstudie präsentieren. Bis eine neue Mensa steht, werden allerdings noch Jahre vergehen. Daraus macht auch Karin Korn keinen Hehl.

Eine Lösung, von der alle profitieren

Domenico de Palma will sein Vereinsheim so lange zur Verfügung stellen, wie es notwendig ist. „Ich bin froh, dass die Kinder nun wieder einen warmen Platz für eine warme Mahlzeit haben“, sagt er. Und die Übergangslösung hat noch einen positiven Nebeneffekt. Denn die Schule und der Verein arbeiten nicht nur beim Thema Mensa zusammen. Seit Kurzem gibt es auch andere Kooperationen. So bietet Arces Boccia-Kurse und Kochkurse für die Anne-Frank-Schüler an. „Letztlich profitieren alle Beteiligten: unser Verein, die Schule und die Stadt“, findet Domenico de Palma. Er wünscht sich, dass nun vielleicht auch mal die Eltern der Kinder bei Arces vorbeikommen und auf dem Vereinsgelände ein bisschen Freizeit verbringen.