Eine neue Wohnform etabliert sich im Griesinger-Haus. Die Wohngemeinschaft der Menschen mit Demenz findet bei einem Fest zusammen. Der neue Verein Kopiloten möchte dabei unterstützen.

Gerlingen - Es ist die erste Einrichtung dieser Art im Landkreis Ludwigsburg – im Annemarie-Griesinger-Haus im Gerlinger Stadtteil Gehenbühl sind drei Wohngemeinschaften eingerichtet: Eine für zehn demenzkranke Menschen, eine für sieben junge Pflegebedürftige und eine für vier aktive Seniorinnen. Am Freitag sind sieben Bewohner mit Demenz eingezogen – und sie haben ein Fest gefeiert. Künftig wollen Menschen, die sich in einem Verein zusammentun, den dort Wohnenden zur Seite stehen. Sie nennen sich die „Kopiloten“.

 

Die ursprüngliche Idee war es gewesen, dass sich die WG für Menschen mit Demenz nach und nach füllt. So wollte man den Menschen Zeit geben, sich an die anderen zu gewöhnen. Dann sei aber bei den Angehörigen der Wunsch entstanden, dass alle sieben angemeldeten Bewohner auf einmal ihr neues Zuhause beziehen. Das berichtete Falko Piest vom Breitwiesenhaus. Er hatte für den Träger, die Heidehofstiftung, das Projekt mit entwickelt. Schon jetzt merke er, dass sich in der WG „eine tolle Truppe“ gefunden habe. Drei Plätze sind noch frei. „Wir nehmen Anfragen sehr gern entgegen“, sagt Piest. Für die Demenz-WG hat der Träger zehn Menschen als „Alltagsbetreuer“ eingestellt. Tagsüber sind mindestens zwei und nachts einer da. In der Wohngemeinschaft für die jungen Pflegebedürftigen leben bereits zwei Bewohner, fünf Plätze sind noch frei.

Landratsamt gibt bei Bedarf Sozialhilfe

Bei einer der wichtigsten Fragen habe man jetzt Klarheit, berichtete Piest: Wenn ein Bewohner seinen Kostenanteil von rund 2500 Euro pro Monat nicht oder nur teilweise selbst aufbringen könne, springe das Landratsamt mit der Sozialhilfe ein. Die Verhandlungen hätten relativ lange gedauert, weil die Demenz-WG die erste im Landkreis sei, somit ein Prototyp, und jedes Landratsamt für sich diese Frage klären müsse. Es gebe keine gesetzlichen Vorschriften dazu. Grundsätzlich sei jetzt das Maximum der Kostenübernahme pro Person vereinbart – für die Demenz-WG wie für die der jungen Pflegebedürftigen.

Dem Landkreis sei es wichtig, die entstehende Vielfalt der Pflege-Wohngemeinschaften auch zu haben. Man habe prüfen müssen, ob die entstehenden Kosten verhältnismäßig seien, so Andreas Fritz vom Landratsamt. Weil alles neu sei, habe es kein Prüfraster gegeben, auch nicht auf Landesebene. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kosten angemessen sind“, so Fritz weiter. Wer dafür Sozialhilfe brauche, könne diese erhalten. „Die Verhandlungen waren nicht schwierig, sondern wir haben Neuland betreten.“

Verein in der Gründungsphase

Zur Unterstützung der WG-Bewohner und ihrer hauptamtlichen Betreuer haben sich seit einigen Wochen in Gerlingen Menschen zusammengefunden, die dafür einen Verein gründen wollen. Die Satzung sei zur Genehmigung beim Gericht, berichtete Hiltrud Piest. Sie selbst sollte mit Werner Matthes den zweiköpfigen, gleichberechtigten Vorstand bilden – dann aber ist vor einer Woche Werner Matthes überraschend verstorben. „Es wird weitergehen, ich bleibe dabei“, sagte Hiltrud Piest. Unter den Gründungsmitgliedern des Vereins seien auch die Stadträtinnen Brigitte Fink und Gabriele Badenhausen. Für diese Woche lädt der in Gründung befindliche Verein zu einem Treffen ein – und hofft auf weitere Interessierte. Bis zum Jahresende will man 30 Mitglieder haben. Alle Sitzungen seien öffentlich, erklärt Hiltrud Piest, der Gründungsprozess solle weitergehen. „Das ist im Sinn von Werner Matthes.“