Die Spurensuche war bisher vergeblich: Die Polizei sucht einen Mann, der an vier Orten in Bayern und Baden-Württemberg 36 Flaschen mit Altöl auf Landstraßen geworfen hat, um Motorradfahrer zu Fall zu bringen.

Memmingen - Die Anschläge waren eindeutig gegen Motorradfahrer gerichtet: Die Polizei sucht einen Mann, der mit gebrauchtem Motoröl gefüllte Weinflaschen aus dem fahrenden Auto warf. Das tat er offenbar seit 2007 mehrfach im Bereich von kurvigen und unübersichtlichen Straßenabschnitten, die gern von Motorradfahrern genutzt werden. Und zwar vorwiegend zu Beginn der Motorradsaison an einem Feiertag oder Wochenende. Am 17. April 2011, einem Sonntag, geriet ein 37-jähriger Familienvater zwischen Markt Rettenbach und Ottobeuren (Unterallgäu) auf eine dieser Ölspuren, kam ins Schleudern und starb beim Zusammenprall mit einem entgegenkommenden Auto. Im Verlauf dieser Landstraße wurden wenig später neun weitere Ölflecken und Glassplitter von zerborstenen Flaschen entdeckt. Die Staatsanwaltschaft Memmingen spricht von Mord.

 

Erst Anfang 2013 wurde nun deutlich, dass der mutmaßliche Täter es wohl nicht nur im Allgäu auf Motorradfahrer abgesehen hatte. Zwischen 2008 und 2010 ging er offenbar nach demselben Muster auf Nebenstrecken in Baden-Württemberg vor, bei Bad Schussenried und Schwendi (Kreis Biberach) und Leibertingen (Kreis Sigmaringen). Binnen weniger Tage musste die Feuerwehr auf diesen drei Straßen 26 Ölflecken entfernen. „Die Fälle aus dem Allgäu und Baden-Württemberg konnten erst jetzt zusammengeführt werden, weil es sich einmal um ein Tötungsdelikt handelt und es in den anderen Fällen zu keinem Unfall kam“, sagt ein Sprecher der Polizei in Memmingen. Aufgrund von Zeugenaufrufen auch in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ hatten sich Feuerwehrmänner und Polizisten aus dem Land an die ölverschmutzten Straßen erinnert. Alle Tatorte liegen in einem Umkreis von 100 Kilometern Luftlinie.

DNA-Spuren auf Scherben geborstener Flaschen

Die Auswertung von 330 Hinweisen und Beweisstücken durch die Ermittlungsgruppe „Ölfleck“ brachte zahlreiche Informationen. So konnten an mehreren Flaschenbruchstücken der Öllachen im Bereich von Markt Rettenbach eine identische DNA-Spur gesichert werden. Zudem meldete sich vor wenigen Wochen eine Zeugin, mit deren Aussagen bis auf zehn Minuten genau festgelegt werden konnte, wann und in welcher Reihenfolge die zehn Flaschen mit Öl auf diese Landstraße geworfen wurden. Daraus lässt sich rekonstruieren, dass der Täter sein Auto gewendet hat und die Unfallstelle höchstwahrscheinlich kurz nach dem tödlichen Sturz passierte.