Bei Explosionen in zwei koptischen Kirchen in Ägypten sterben am Palmsonntag Dutzende Menschen. Die Terrormiliz IS reklamiert die Anschläge für sich.

Tanta/Alexandria - Am Palmsonntag explodieren in zwei koptischen Kirchen in Alexandria und Tanta Sprengsätze. Mindestens 44 Menschen kommen dabei ums Leben, zahlreiche werden verletzt. Wir halten Sie in unserem Newsblog auf dem Laufenden:

 

10. April

7.50 Uhr: Das Auswärtige Amt hat nach den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen auf das Terrorrisiko auch für Ausländer in Ägypten hingewiesen. „Es besteht landesweit ein erhöhtes Risiko terroristischer Anschläge und die Gefahr von Entführungen. Diese können sich auch gegen ausländische Ziele und Staatsbürger richten“, teilte das AA am Montag in Berlin mit.

Bei Reisen nach Ägypten einschließlich der Touristengebiete am Roten Meer werde generell zu Vorsicht geraten.

9. April

21.18 Uhr: Als Reaktion auf die tödlichen Anschläge auf zwei koptische Kirchen in Ägypten hat Präsident Abdel Fattah al-Sisi die Verhängung des Ausnahmezustands für drei Monate gefordert. Er beschuldigte am Sonntag ungenannte Länder, in Ägypten Instabilität zu schüren. „Ägypter haben Komplotte und Bemühungen von Ländern und faschistischen, terroristischen Organisationen vereitelt, die versucht haben, Ägypten zu kontrollieren“, sagte Al-Sisi.

Laut der ägyptischen Verfassung muss das Parlament einen Ausnahmezustand mit Mehrheit beschließen. In den Monaten nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi hatte Ägypten den Ausnahmezustand verhängt. Damals war es zu gewaltsamen Massenprotesten gekommen.

19.48 Uhr: Nach den verheerenden Anschlägen in Ägypten mit Dutzenden Toten hat die Terrormiliz IS mit neuer Gewalt gegen Christen gedroht. Die „Kreuzzügler“ und „Ungläubigen“ würden mit dem Blut ihrer Söhne bezahlen, hieß es in einer Mitteilung im Namen des Islamischen Staates, die am Sonntag über IS-nahe Kanäle veröffentlicht wurde. Die Echtheit konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

In Ägypten waren am Palmsonntag bei Anschlägen auf koptische Kirchen in zwei Städten mindestens 45 Menschen getötet worden. Der IS, der mit einem Ableger auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel operiert, bekannte sich zu den Taten, die durch zwei Selbstmordattentäter ausgeführt worden seien.

19.18 Uhr: Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf 45 gestiegen, mehr als 110 Menschen wurden verletzt.

18:18 Uhr: Nach den verheerenden Anschlägensoll die Ägyptens Armee wichtige Gebäude schützen. Präsident Abdel Fattah al-Sisi habe den Befehl zur „sofortigen Abstellung von Armeeeinheiten“ im gesamten Land gegeben, berichtete das staatliche Fernsehen am Sonntag. Damit solle die Polizei unterstützt werden. Das Militär spielt in Ägypten eine sehr wichtige Rolle und und war bereits vor den Anschlägen vom Sonntag allgegenwärtig in der Öffentlichkeit.

17:21 Uhr: Die Zahl der Todesopfer der Anschläge auf Christen in Ägypten ist auf 41 gestiegen. Etwa 120 Personen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Kairo am Sonntag mit. Bei der durch einen Selbstmordattentäter ausgelösten Explosion außerhalb einer Kirche in der Mittelmeer-Hafenstadt Alexandria seien 16 Menschen getötet und 41 weitere verwundet worden. Die Detonation eines Sprengsatzes in der nordägyptischen Stadt Tanta forderte weitere 25 Menschenleben, 78 Gläubige wurden verletzt.

16:30 Uhr: Nach den beiden Anschlägen auf koptische Christen hat die Europäische Union Ägypten Solidarität im Kampf gegen den Terror zugesichert. „Die Verantwortlichen für die Angriffe müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Sonntag in Brüssel.

Sie erinnerte daran, dass Palmsonntag einer der heiligsten Tage für Christen in aller Welt sei, und fügte hinzu: „Gläubige sollten immer in Frieden beten können, egal, woran sie glauben.“

15:04 Uhr: Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die beiden Anschläge auf koptische Kirchen in Ägypten für sich reklamiert. „Kommandos des Islamischen Staats haben die Angriffe auf die beiden Kirchen in Tanta und Alexandria ausgeführt“, erklärte die Agentur Amaq, das Propaganda-Sprachrohr des IS, am Sonntag im Internet.

13:57 Uhr: Wenige Stunden nach dem Anschlag auf eine koptische Kirche in der ägyptischen Stadt Tanta, bei dem mindestens 25 Menschen ums Leben kamen, hat sich am Sonntag eine Explosion bei einer Kirche im nahegelegenen Alexandria ereignet. Dabei habe sechs Tote und Verletzte gegeben, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

12:30 Uhr: Die ägyptische Regierung sprach von Terror: „Der Terrorismus trifft Ägypten erneut, dieses Mal an Palmsonntag“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ahmed Abu Seid, auf Twitter. Es sei eine weitere widerwärtige Tat gegen alle Ägypter. Im Internet kursierende und im Fernsehen ausgestrahlte Videos zeigten einen blutverschmierten Boden.

11:23: In Tanta ereignete sich einer der tödlichsten Anschläge auf die christliche Minderheit Ägyptens in den vergangenen Jahren. 25 Menschen starben, 59 Menschen wurden am Palmsonntag durch die Explosion in der koptischen Kirche St. Georg in der nordägyptischen Stadt Tanta verletzt, wie das Gesundheitsministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die staatliche Nachrichtenseite Al-Ahram zitierte Augenzeugen, wonach sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt haben soll.

An dem christlichen Feiertag war die Kirche zur Messe gut besucht. St. Georg ist dem Staatsfernsehen zufolge das größte christliche Gotteshaus der Region im Nildelta. Sicherheitskräfte hätten den Tatort weitgehend abgesperrt. Tanta hat mehrere Hunderttausend Einwohner und liegt etwa 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kairo.

Christen machen in Ägypten zehn Prozent der etwa 94 Millionen Einwohner aus. Sie können ihre Religion weitgehend frei ausüben und leben größtenteils friedlich mit der muslimischen Bevölkerungsmehrheit zusammen. Es gibt allerdings vereinzelt Spannungen, vor allem in den ländlichen Gebieten.