Seit 1962 gibt es die Stuttgarter Antiquariatsmesse, deren 56. Ausgabe noch bis Sonntag stattfindet. Die Antiquare möchten für ihre Messe wieder das ganze Haus am Schlossplatz nutzen. Im Februar soll es dazu ein Gespräch geben.

Stuttgart - Norbert Munsch macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Der Geschäftsführer des weltweit renommierten Verbandes der Deutschen Antiquare sagt frank und frei: „Wir hoffen sehr, dass wir von 2018 an wieder das gesamte Kunstgebäude am zentralen Schlossplatz für unsere internationale Messe zur Verfügung haben. Das böte uns die Möglichkeit, mehr Aussteller zuzulassen und einigen Kollegen, die daran interessiert sind, größere Stände anzubieten.“

 

Seit 1962 gibt es die Stuttgarter Antiquariatsmesse, deren 56. Ausgabe noch bis Sonntag stattfindet, und Norbert Munsch sagt selbstbewusst: „Unsere Messe ist untrennbar mit Stuttgart verbunden. Wir haben im Schnitt zwar nur rund 3000 Besucher, aber viele von ihnen kommen aus ganz Europa und Übersee. Ich denke, das ist eine für Stuttgart sehr wichtige Veranstaltung.“ Die Suche nach einem anderen Standort in der Stadt habe man erfolglos abgebrochen – ein Weggang aus Stuttgart, verspricht Munsch, „kommt auf keinen Fall in Frage.“

Veranstalter hoffen auf mehr Platz

Wo liegt also das Problem? Die 1962 im Gustav-Siegle-Haus begründete Antiquariatsmesse zog schon nach wenigen Jahren ins Kunstgebäude am Schlossplatz um, weil das Interesse der Händler mit ihren wertvollen alten Büchern, Karten, Briefen und vielerlei Kuriositäten damals sprunghaft anstieg. Stuttgart galt und gilt bis heute als idealer Standort für die älteste Messe ihrer Art in Deutschland. Doch die Renovierung des Kunstgebäudes sowie zuletzt die Belegung des großen Kuppelsaales durch den Landtag zwang die Antiquare dazu, sich über Jahre hinweg räumlich einzuschränken. Nun aber, so hoffen Norbert Munsch und seine Mitglieder, ist der Weg frei, um zur alten Größe der Messe zurückzukehren: „Im kommenden Monat Februar wollen wir als Verband die notwendigen Gespräche führen.“

Allerdings gibt es dabei zwei Partner, so Norbert Munsch: „Mit dem Württembergischen Kunstverein, der über die große Ausstellunghalle verfügt, sind wir uns bereits einig. Über den großen Kuppelsaal und das Foyer des Kunstgebäudes bestimmt jedoch das Wissenschaftsministerium. Wir hoffen, dass wir auch dort auf Zustimmung stoßen werden.“ Könnte der Verband bei seiner 57. Messe im Januar 2018 wieder das gesamte Kunstgebäude für drei Tage nutzen, gäbe es für die Besucher wieder einen bequemen Eingang sowie eine bessere Chance, ihnen eine Caféteria anzubieten.

Händler bemühen sich um junge Kunden

Mit einem eher verhaltenen Ansturm hat am Freitag die 56. Stuttgarter Antiquariatsmesse im Kunstgebäude begonnen. Dabei bemühen sich die rund 70 versammelten Händler intensiv darum, neue und vor allem auch junge Kundschaft zu gewinnen. Inge Utzt, die in der Rippoldsauer Straße in Bad Cannstatt ein Antiquariat mit Literatur von und für Frauen unterhält, sagt: „Am Samstag und Sonntag führe ich, jeweils von 15 Uhr an, neugierige Bücherfreunde über die Messe. Dabei zeige ich ihnen bibliophile Besonderheiten und werde natürlich alle Fragen beantworten.“

Auch der Stuttgarter Meisterkoch Vincent Klink von der Wielandshöhe, bekanntlich ein kenntnisreicher Sammler und Freund alter Bücher, leistet zur aktuellen Antiquariatsmesse wieder einen Beitrag: In seiner hauseigenen „Edition Klink“ erscheinen in diesen Tagen die Erinnerungen des renommierten Antiquars Godebert Reiß aus Königstein unter dem Titel „Von Büchern und Büchernarren“ (270 Seiten, 25 Euro). Godebert Reiß erlangte unter anderem internationale Berühmtheit, weil er zu Beginn der 2000er Jahre die legendäre Bibliothek des verstorbenen Bosch-Chefs Hans L. Merkle versteigerte – annähernd vier Millionen Euro brachte diese Auktion.