VfB-Verteidiger Antonio Rüdiger hat HSV-Star Rafael van der Vaart im Nord-Süd-Duell am Sonntag einen klassischen Leberhaken verpasst – dafür sah er zu Recht die Rote Karte. Doch als Wiederholungstäter muss er mit einer harten Strafe rechnen.

Hamburg/Stuttgart - Das kalt-warme Büfett am Kabinenausgang bleibt unangetastet, der Appetit ist Antonio Rüdiger gründlich vergangen. Mit langen Schritten flüchtet der VfB-Verteidiger schon kurz nach dem Schlusspfiff in den Mannschaftsbus. Er will nichts mehr hören und sehen – und vor allem nichts sagen. Er weiß selbst am besten, dass er sich zu einer großen Dummheit hat hinreißen lassen.

 

In der 84. Minuten ist Rüdiger beim 3:3 in Hamburg völlig zu Recht vom Platz gestellt worden. Zwar hob er zunächst beide Arme, so nach dem Motto: Ich habe doch gar nichts gemacht. Das änderte jedoch nichts daran, dass der Schiedsrichter Tobias Welz im Vollsprint herbeigeeilt kam, die Rote Karte schon in der Hand. Das Vergehen war eindeutig: Nach einem Gerangel und einem Wortgefecht mit Rafael van der Vaart hatte der 20-Jährige dem HSV-Star einen klassischen Leberhaken verpasst. Van der Vaart ließ sich nicht zweimal bitten und ging wie vom Blitz getroffen zu Boden.

„Er hat sich von einem alten Spieler provozieren lassen. Die Erfahrung siegt in diesem Moment“, sagt der VfB-Manager Fredi Bobic und will mit Rüdiger nicht allzu zu hart ins Gericht gehen: „Man muss den Jungs Fehler zugestehen, ich bin sicher, dass er daraus lernen wird. Seine Entwicklung war zuletzt richtig gut.“ Dumm nur, dass es bereits das zweite Mal in seiner noch kurzen Profikarriere war, dass der Abwehrspieler wegen einer Tätlichkeit Rot gesehen hat.

Gentner: „Rüdiger hat sich damit ins Abseits manövriert“

Bei der 0:2-Heimniederlage gegen Fürth hatte Rüdiger im Mai dieses Jahres seinen Gegenspieler Felix Klaus fernab des Spielgeschehens stolpern lassen. Der deutsche U-21-Nationalspieler ist also Wiederholungstäter und dürfte vom Deutschen Fußball-Bund entsprechend hart bestraft werden. Dabei hatte er noch vor Kurzem beteuert, so etwas werde ihm nie wieder passieren. „Seine Aggressivität im Zweikampf tut uns zwar gut, aber mit solchen Aktionen steht er sich selbst im Weg“, sagt der VfB-Kapitän Christian Gentner: „Er hat sich damit ins Abseits manövriert.“

Der Trainer Thomas Schneider will daher nicht zur Tagesordnung übergehen. Zwar hat auch er in seiner Karriere als Abwehrspieler einst ein paar Rote Karten gesehen – nie jedoch wegen einer Tätlichkeit. Dass es bei Rüdiger schon zum zweiten Mal passiert ist, sei „eklatant“, das „dürfen wir nicht schönreden“. Eine Geldstrafe wird es für das Stuttgarter Eigengewächs geben – und ein unangenehmes Gespräch mit dem Trainer noch dazu: „Er muss sich mehr im Griff haben, denn er hat auch eine Verantwortung gegenüber der Mannschaft. Und es geht immer um die Plätze“, sagt Schneider.

Gut möglich also, dass sich Rüdiger auch nach seiner Sperre beim VfB erst einmal wieder hinten anstellen muss. Georg Niedermeier nämlich steht nach monatelanger Verletzungspause kurz vor der Rückkehr in die Mannschaft.