Wem gehört der Fußball? Den Verbänden? Den Investoren? Nein, sagen Fanaktivisten, und beantragen, dass die Fußball-Fankultur Unesco-Weltkulturerbe wird. Dort wäre man in illustrer Gesellschaft.

Stuttgart - Es gibt auf der Welt viele schützenswerten Errungenschaften der Menschheit: Das belgische Bierbrauhandwerk zum Beispiel, die rumänischen Burschentänze, das sizilianische Marionettentheater oder das mongolische Knöchelschießen. Sie alle gehören zur so genannten Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Unesco. Bald könnte sie einen Neuzugang bekommen: die Fußball-Fankultur.

 

Das jedenfalls ist das Ziel des im Januar 2017 gergründete Vereins „FC PlayFair! Verein für Integrität im Profifußball“, der bei der Unesco einen entsprechenden Antrag eingereicht hat. Mit dieser Initiative will der von dem Böblinger Familienunternehmer Claus Vogt und dem Sportökonom André Bühler ins Leben gerufene Verein „das öffentliche Bewusstsein darüber stärken, dass der Fußball eben nicht nur zum Spielball von Verbänden und Investoren wird“, wie es in einer Mitteilung heißt.

Der Fußball soll nicht zum Spielball von Investoren werden

Claus Vogt erklärt den Antrag so: „Wir haben uns gefragt: Wem gehört eigentlich der Fußball? Gehört der überhaupt jemandem? Und wenn ja, gehört er dann nicht auch den Fans, die ins Stadion gehen?“ Man wolle dabei mithelfen, „dass der Fußball eben nicht nur zum Spielball von Verbänden und Investoren wird“.

Es ist nicht das erste Mal, dass der „FC PlayFair!“ für Aufsehen sorgt. Im Mai hatte der Verein die „Situationsanalyse Profifußball 2017“ veröffentlicht, die bislang größte wissenschaftlichen Studie zum Thema. Mehr als 17 000 Fußballfans aller Vereine der ersten und zweiten Bundesliga wurden dabei zu den Problemen im deutschen Profifußball befragt. Als Hauptproblem identifizierte die Studie das Streben nach immer noch mehr Geld. Mehr als Prozent der Befragten warnten davor, sich noch weiter vom Fan zu entfernen.

„Die Kommerzschraube darf nicht überdreht werden“

„Genau an dieser Stelle setzt der Unesco-Antrag an“, sagt Sportwissenschaftler Bühler: „Wir sind überhaupt nicht gegen Kommerzialisierung, ganz im Gegenteil, ein gesundes Maß an wirtschaftlichem Denken ist wichtig im Fußball. Allerdings darf die Kommerzschraube nicht überdreht werden, und die Fans dürfen infolgedessen nicht auf der Strecke bleiben. Denn Fußball funktioniert nicht ohne Fans.“