Die Stadträte fordern, dass Landwirte aus Uhlbach und Rotenberg Flächen im Gewann Käppeleshau nutzen können. Aufgrund eines alten königlichen Beschlusses ist das aber bisher nicht möglich.

Obertürkheim/Untertürkheim - Über Jahre hinweg hat die Stadt im Gewann Käppeleshau Grundstücke aufgekauft, um den Landwirten aus Uhlbach und Rotenberg dort Flächen zur Verfügung zu stellen, die sie wegen der geplanten Ausgleichsmaßnahmen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 auf der Egelseer Heide verlieren. Doch für das Gebiet Käppeleshau gilt noch immer ein Servitutenrecht und damit eine vom württembergischen König 1831 ausgesprochene „Baumpflanzungsunterlassungslast“. Das heißt, es dürfen eigentlich keine Bäume dort gepflanzt werden.

 

Die Stadträte von Bündnis 90/Die Grünen haben deshalb vor Kurzem einen Antrag bei der Stadtverwaltung gestellt. Sie wollen wissen, ob und wie die alte königliche Verordnung annulliert werden kann. Außerdem wünschen sich die Grünen einen Bericht der Stadt, der über die Nutzungsmöglichkeiten der für die Landwirtschaft vorgesehenen Flächen im Käppeleshau informiert und aus dem hervorgeht, wann diese Flächen verpachtet werden können. Schließlich habe die Stadt die Flächen mit dem Ziel gekauft, diese den Landwirten zur Verfügung zu stellen. „Passiert ist aber bisher nichts“, sagt der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Peter Pätzold. Dies wolle man nun ändern.

Einige Landwirte haben schon Interesse am Obstanbau bekundet

Die vom württembergischen König ausgesprochene Baumpflanzungsunterlassungslast, so heißt es im Antrag der Grünen, werde zwar „in der Praxis üblicherweise ignoriert“, stelle aber dennoch „ein rechtliches Hindernis dar“. Laut Peter Pätzold gibt es jedoch konkrete Anfragen und Vorhaben von Landwirten aus Uhlbach und Rotenberg, die im Gewann Käppeleshau Obstbau betreiben wollen.

Auch der Förderverein Stuttgarter Apfelsaft, in dem die Stadt Stuttgart selbst Mitglied ist, hat laut der Vereinsvorsitzenden und früheren Grünen-Stadträtin Doris Peppler-Kelka Interesse an einem bis zwei Hektar Land im Käppeleshau. „Wir sind schon lange auf der Suche nach geeigneten Flächen für den Obstbau“, so Peppler-Kelka. „Deshalb wäre es schön, wenn das im Käppeleshau bald möglich wird.“

Bisher müssen die Flächen von der Stadt unterhalten werden

Aktuell gehören der Stadt elf Hektar Land im Käppeleshau. Diese Flächen müssen bislang vom Liegenschaftsamt gepflegt werden. Ein- bis zweimal pro Jahr, sagt Axel Wolf, der zuständige Abteilungsleiter im Liegenschaftsamt, würden die Wiesen gemäht. Die Pflege der Flächen, so Wolf, koste die Stadt etwa 15 000 Euro pro Jahr. Auch deshalb schlagen die Grünen nun vor, die für den Obstbau nutzbaren Flächen an interessierte Landwirte zu verpachten. Dies würde der Stadt schließlich weitere Erträge einbringen statt Kosten zu verursachen.

Da die Einrichtung von Obstanlagen eine langfristige Planung erfordere, so die Grünen, sei eine möglichst schnelle Entscheidung seitens der Stadt nötig. In der vergangenen Woche wurde das Thema bereits vom Amt für Liegenschaften und Wohnen im Wirtschaftsausschuss vorgestellt. Da aber noch nicht geklärt ist, wie genau mit dem bestehenden Servitutenrecht umgegangen werden soll, wurde bislang noch kein konkreter Beschluss seitens der Stadt gefasst.

Die Landwirte und der Förderverein Stuttgarter Apfelsaft werden sich also wohl oder übel noch ein wenig gedulden müssen, bis sie im Gewann Käppeleshau Obstbäume pflanzen und die Früchte ihrer Arbeit ernten können.