Auf der A 8 zwischen Leonberg und Wendlingen sind 45 Brücken mit variablen Anzeigen in Betrieb genommen worden. Mit ihrer Hilfe sollen die Staus auf diesem Straßenabschnitt verringert werden.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Rund um das Echterdinger Ei hat sich am Mittwoch auf der A 8 ein Auto hinter dem anderen gestaut, und noch bis zum Leonberger Dreieck herrschte dichter Verkehr – das war also keine besonders gute Visitenkarte für die 21 Millionen Euro teuren telematischen Anzeigen zwischen Wendlingen und Leonberg, die am Donnerstag in Betrieb gegangen sind.

 

Thomas Bucher, der Leiter der Landesstelle für Straßentechnik, erklärte deshalb bei der Einweihung der Anlage in der Leitzentrale in Feuerbach: Bei freiem Verkehr seien die 45 neuen Schilderbrücken fast überflüssig, bei

Stau brächten sie nichts mehr – dazwischen aber gebe es eine Zone, in der man mit der Senkung der zulässigen Geschwindigkeit etwa auf 80 Stundenkilometer oder mit einem Lkw-Überholverbot den Verkehr flüssig halten könne. Die Kapazität der Straße könne sich durch die Leittechnik um bis zu 25 Prozent erhöhen. Auf der A 8 südlich von Stuttgart ist das auch bitter nötig: Mit täglich 152 000 Fahrzeugen ist dieser Abschnitt einer der meistbefahrenen in ganz Deutschland.

Ein Rechner steuert die Anlage automatisch

So funktioniert die neue „Streckenbeeinflussungsanlage“, wie die Brücken im Behördendeutsch heißen: An allen 45 Brücken messen Radarsensoren ständig die Geschwindigkeit und die Verkehrsdichte; zusätzlich erfassen elf Wetterstationen Temperaturen, Nässe und Nebel. Alle diese Daten werden in der Zentrale an der Heilbronner Straße von einem Rechner ausgewertet, der auch automatisch die Anzeigen steuert – es ist also nicht der Mensch, der auf gut Glück entscheidet, ob jetzt 80 oder 120 angebracht sein könnten. Nur bei einem Unfall oder bei Vorgaben der Polizei greift einer der beiden ständig präsenten Mitarbeiter in der Leitzentrale ein.

Zum Konzept der neuen Anlage gehört die baldige Freigabe der Standspur – gleichzeitig mit den Brücken sind beispielsweise 20 Videokameras installiert worden. Sie überwachen, dass kein defektes Auto auf der Standspur parkt. Allerdings wird im Frühjahr 2013 vorerst nur ein 4,6 Kilometer langer Abschnitt zwischen dem Echterdinger Ei und ein 2,4 Kilometer langer Abschnitt in der Gegenrichtung freigegeben, wenn ein Stau droht. Ein zweiter Abschnitt am Flughafen könnte 2015 folgen.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hob bei der Einweihung hervor, dass der volkswirtschaftliche Nutzen der Anlage dreimal höher sei als die Kosten, weil Staus verhindert oder verkürzt würden. Sorge bereitet ihm noch die mangelnde Akzeptanz der variablen Anzeigen bei den Autofahrern. Er sei vor kurzem auf der B 27 von Tübingen nach Stuttgart gefahren; die – älteren – telematischen Schilder hätten 80 Stundenkilometer angezeigt: „Ich war aber der einzige, der sich daran gehalten hat. Denn es war weit und breit kein Stau zu sehen. Die Qualität der Anzeigen muss deshalb noch besser werden.“