Hinter den Kulissen ist der Abriss des Göppinger Apostel-Hotels längst beschlossene Sache. Doch öffentlich soll darüber erst nach der OB-Wahl diskutiert werden.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Es ist einst das erste Haus am Platze gewesen. Jetzt droht dem Hotel Apostel in der Göppinger Marktstraße der Abriss. Bei einem Architekturwettbewerb, zu dem die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WGG) und die Nanzstiftung als wichtigste Eigentümer des Areals eingeladen hatten, war nach Informationen der StZ ein Entwurf siegreich, der eine komplette Neubebauung des Karrees befürwortet. Tatsächlich soll von den fünf beteiligten Büros nur eines für eine Erhaltung des Hotels votiert haben. Selbst dieser Architekt sprach sich in der Überarbeitung dann für einen Abriss aus.

 

Fassade lässt sich nicht integrieren

Damit hat sich die Stuttgarter Nanzstiftung durchgesetzt. Eine Sanierung des Gebäudes, das zwar das Stadtbild prägt, aber nicht unter Denkmalschutz steht, sei schlicht nicht wirtschaftlich, sagte der Juniorchef Florian Nanz. Die Deckenhöhen und die räumliche Struktur seien für die vorgesehene gewerbliche Nutzung nicht geeignet. Auch die zunächst von der Stadtplanerin Eva Noller für möglich gehaltene Erhaltung der klassizistischen Fassade ist offenbar vom Tisch. „So eine Fassade lässt sich nicht in einen Neubau integrieren“, sagte Nanz. Allerdings sei es denkbar, einzelne Elemente wie die kleinteilige Fensterstruktur in den Neubau hinüberzuretten. Man wolle die Erinnerung an das Gebäude erhalten, sagte Noller. „Ich habe Entwürfe gesehen, die sehr interessant sind.“

Obwohl der Wettbewerb bereits seit einem halben Jahr entschieden ist, blieb der siegreiche Entwurf für die Öffentlichkeit bisher unter Verschluss. Die WGG schweigt. Auch der Gemeinderat soll erst im Herbst über das Projekt informiert werden. Der Grund dürfte kommunalpolitischer Natur sein. Im Oktober ist Oberbürgermeisterwahl. Offenbar wolle der Amtsinhaber Guido Till seine Wiederwahl nicht durch das Thema gefährdet sehen, vermutet der Grünen-Fraktionschef Christoph Weber. Mit den Trümmern eines Gebäudes, das zwar seine besten Zeiten längst hinter sich habe, an dem die Göppinger aber nach wie vor hingen, lasse sich nicht unbedingt gut Wahlkampf machen.

„Wir wollen kein Politikum“

Es gehe um ein schönes innerstädtisches Projekt. „Das wollen wir nicht zu einem Politikum werden lassen“, sagte auch Florian Nanz. Wie die Neugestaltung des Apostelareals, zu dem auch die MCC-Kinos, die so genannten Schügrabauten und eine Häuserzeile an der Geislinger Straße zählen, in der Stadt kommuniziert würde, läge allerdings in der Verantwortung der Stadtspitze. Und auch dies bestätigt Nanz: Der stets gemiedene Baubürgermeister Olav Brinker habe auch mit diesem Themenkomplex bisher „nichts zu tun“.