Keynote in Kalifornien: Apple schickt die Daten der Nutzer ins Netz - und sagt damit Google den Kampf an. Doch große Überraschungen bleiben aus.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

San Francisco - Apple sammelt die Daten der Nutzer künftig in der Wolke - und fordert damit den direkten Konkurrenten Google heraus. Der kostenlose Service iCloud soll Bilder, Anwendungen und Kalendereinträge der Apple-Nutzer im Netz speichern. iCloud soll Nutzern außerdem erlauben ihre Musik online zu speichern. Ein einmal bei iTunes gekaufter Song soll damit auf bis zu zehn Geräten abgerufen und abgespielt werden können. Allerdings nur dann, wenn der Nutzer iPhone, iPad oder den Rechner über ein W-Lan-Netz synchronisiert. Über das mobile UMTS-Netz funktioniert der Dienst nicht. 5 Gigabyte Speicherplatz stellt der Konzern den Kunden im Netz zur Verfügung. Die Idee ist nicht neu: Mit dem Angebot orientiert sich der Konzern am Suchmaschinenriesen Google, der mit den Programmen Docs und Mail seine Anwendungen schon längst komplett ins Internet verlagert hat.

 

„Es funktioniert einfach“, sagte Steve Jobs bei der Präsentation. Der Apple-Konzernchef hat es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, einige Neuheiten auf der "Worldwide Developers Conference" selbst zu präsentieren. Vor mehr als 5000 Entwicklern stellte Steve Jobs am Montag in San Francisco neben dem iCloud-Service das neue Betriebssystem „Lion“ und das mobile Betriebssystem iOS 5 vor. Zum Lied „I feel good“ von James Brown hatte Jobs die Bühne betreten und sich feiern lassen. Der hagere Jobs wirkte allerdings sehr schwach, einen Großteil der Präsentation übernahm der Apple-Marketing-Chef Phil Schiller.

Schiller stellte das neue Betriebssystems „Lion“ für Apple-Rechner vor, das mehr als 250 neue Funktionen mitbringen soll. Neben einer erweiterten Gesten-Steuerung für das Trackpad haben die Entwickler einen Vollbildmodus integriert. Zudem speichern Anwendungen wie das Schreibprogramm Pages künftig automatisch den Fortschritt, bei Programmabstürzen sollen die Dateien damit leicht wieder herzustellen sein. Eine Historie verschiedener Versionen soll zudem die Möglichkeit bieten, sich durch die älteren Dokumente zu blättern. Apple will „Lion“ von Juli an für 30 Dollar (etwa 24 Euro) ausschließlich über den App Store vertreiben, auf DVD soll es das Programm nicht geben.

Apple befreit die mobilen Geräte vom PC

Doch auch für die mobilen Geräte kündigte Apple einige Neuerungen an – und macht iPhone und iPad zu eigenständigen Geräten: Die Smartphones und Tablets müssen künftig mit dem neuen Betriebssystem iOS 5 nicht mehr an einen PC angeschlossen und mit iTunes aktiviert werden. Software-Aktualisierungen holen sich die Geräte selbstständig. Auch soll kein Kabel mehr nötig sein, um Lieder von iTunes auf die Geräte zu übertragen: die Songs werden über W-Lan gesendet. Gefeilt haben die Entwickler vor allem an den Benachrichtigungen: Push-Mitteilungen für Aktualisierungen und Statusmeldungen können nun individuell eingestellt werden. Bisher werden die Programme beendet, sobald auf dem iPhone ein Anruf eingeht. Nun wird am oberen Bildrand ein Balken angezeigt, der auf einen eingehenden Anruf hinweist. Die Anwendung bleibt aber geöffnet.

Twitter spielt auf den mobilen Geräten künftig eine wichtigere Rolle: Der Kurznachrichtendienst wird direkt in viele Anwendungen integriert. Über die Kamerafunktion und den Bilderordner können die Anwender ihre Fotos direkt über Twitter verbreiten. Auch die Kontakte im Adressbuch werden mit dem Nachrichtendienst verknüpft.

Um Kurznachrichten direkt mit anderen iPhone- und iPad-Besitzern kostenlose auszutauschen, mussten die Anwender bisher auf Apps von Drittanbietern zurückgreifen, wie WhatsApp und PingChat. Apple hat nun eine eigene Nachrichten-Anwendung entwickelt, die iPad- und iPhone-Nutzer verbindet. Ein eigenes Nachrichten-Programm namens iMessage verschickt Nachrichten, Fotos und Videos über W-Lan- und UMTS. Im Herbst soll iOS 5 für die Nutzer freigeschaltet werden.