Die Präsentation der nächsten iPhone-Generation steht bevor. Apple lädt am 7. September zur Keynote, der Erwartungsdruck der Nutzer ist hoch.

Stuttgart - Das Urteil der Experten muss schmerzen: Das iPhone ist längst nicht mehr das beste Smartphone auf dem Markt. So ordnet das Fachmagazin „Connect“ das iPhone 6s Plus in seiner Bestenliste lediglich auf Platz 39 ein. Auch die „Stiftung Warentest“ stellte nach einem Test aktueller Smartphones kürzlich fest, dass es „deutlich preiswertere Modelle gibt, die vor dem iPhone gelandet sind“ und bemängelte unter anderem Akkulaufzeit wie Netzempfindlichkeit.

 

Apple-Jünger werden nun zu Recht einwenden, dass das derzeitige Spitzenmodell ja bereits Ende vergangenen Jahres auf den Markt gekommen sei. In der schnelllebigen Branche eine halbe Ewigkeit. Und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich Apples Stern schon länger im Sinkflug befindet. Löste die Ankündigung eines neuen Modells früher eine regelrechte Hysterie aus, bleiben Fachwelt wie Nutzer heutzutage eher gelassen. Allzu oft wurden die hochfliegenden Erwartungen von bloßen Variationen des bereits sattsam Bekannten enttäuscht. Innovationen wie der Fingerabdrucksensor, der zudem kurz darauf geknackt wurde, überzeugen immer weniger Verbraucher, für das einstige Statussymbol etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Zumal das meiste von dem, was das iPhone populär gemacht hat, inzwischen gnadenlos von Mitbewerbern abgekupfert wurde. Fraglich bleibt, warum sich der Akku noch immer nicht austauschen lässt und warum man den sündhaft teuren Speicherplatz nicht mit einer Speicherkarte erweitern kann.

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Trotzdem ist die Präsentation eines neuen iPhones immer noch etwas Besonderes – gerade weil sich der Apple-Konzern profanen Kundenwünschen gerne verweigert und den eigenen Weg weitergeht. Als man nach Jahren des Festhaltens am 3,5-Zoll-Bildschirmformat erstmals größere Geräte mit 4,7 und 5,5 Zoll vorstellte, wirkte das eher wie ein längst überfälliges Einknicken als wie ein Befreiungsschlag. Auch jetzt brodelt die Gerüchteküche – wenngleich nicht mehr ganz so heftig wie in den Jahren zuvor.

Allen voran stellt sich die Frage, ob das neue iPhone tatsächlich iPhone 7 heißen wird. Bilder von Prototypen, die – auch das gehört zum Ritual – bereits im Vorfeld kursierten, zeigen nämlich ein Modell, das sich rein äußerlich kaum von seinen Vorgängern unterscheidet. Das Problem, dass das derzeitige Design von Smartphones so weit optimiert wurde, dass kaum noch Veränderungen möglich scheinen, haben allerdings auch andere Hersteller. Was also hat sich Apple wohl einfallen lassen, damit das kommende iPhone auch eine neue Versionsnummer rechtfertigt?

Wahrscheinlich fällt die Kopfhörerbuchse weg

Als wahrscheinlich gilt, dass die Kopfhörerbuchse unten am Gerät wegfällt. Sprache und Musik könnten dann nur noch drahtlos übertragen werden – oder es wird ein neuer Adapter benötigt, um verkabelte Kopfhörer anschließen zu können. Bahnbrechende Innovationen sehen anders aus.

Auch das Gerücht, dass es bald ein blaues iPhone geben werde, dürfte die Konkurrenz nicht in Panik versetzen. Schwerer ins Gewicht fallen da schon Hinweise, dass die Kamera verbessert oder, zumindest beim Premium-Modell iPhone 7 Plus, mit einer Doppellinse ausgestattet wird. Eine solche Dualkamera könnte erstmals einen optischen Zoom sowie eine Mischung aus statischen Aufnahmen und Videos ermöglichen. Schon das iPhone 6 hatte mit seinen Aufnahmequalitäten überzeugt und zumindest in dieser Disziplin die meisten Mitbewerber in ihre Schranken verwiesen.

Grundsätzlich täte Apple gut daran, alte Tugenden zu verteidigen. So wurde kürzlich eine Spionage-Software aufgedeckt, die es ermöglichte, persönliche Daten auszuspähen. Zwar reagierte Apple schnell. Doch der Ruf des iPhones als uneinnehmbare Datenfestung hat damit einen tiefen Kratzer bekommen. Die stets prekäre Sicherheit von Android-Geräten ist einer der wichtigsten Gründe, sich für ein iPhone zu entscheiden. Um ein Apple-Smartphone sicherer zu machen, müssen Nutzer im Grunde nur regelmäßige Updates durchführen und in den „Einstellungen“ unter „ID & Code“ ein sicheres Passwort wählen. Dass viele stattdessen die Option „einfacher Code“ und Kombinationen wie „1234“ wählen, kann man dem Hersteller kaum anlasten. Aber es belegt die einst von Firmengründer Steve Jobs verkörperte Philosophie, dass der Kunde eben doch nicht immer recht hat.