Die neuen Smartphones von Apple werden mit iOS 7 ausgeliefert. Ist das die Totalüberwachung durch die Firma Apple? Das iPhone sammelt zumindest sehr viele Daten seiner Benutzer.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Um die Präsentation neuer Geräte wird bei Apple meist mehr Aufhebens gemacht als um die Einführung neuer Betriebssysteme. Zwar wird es zunächst vorgestellt, doch dann folgt Vorabversion auf Vorabversion, die sich interessierte Nutzer auch schon in unfertigem Zustand, der sogenannten Betaversion, auf ihr Handy laden können. Schließlich wird das fertige Betriebssystem mit einer neuen Gerätegeneration einfach ausgeliefert. Ob der Kunde dies will oder nicht. So ist es auch dieses Mal wieder geschehen.

 

Am Dienstagabend sind die neuen iPhones vorgestellt worden. Darunter auch die etwas günstigere Color-Serie „5C“ mit farbigem Kunststoffgehäuse und weniger Technik. Das neue Standard-Modell „5S“, also die Weiterentwicklung der herkömmlichen Luxus-Variante, wird künftig in den Farben Schwarz, Silber und Champagner angeboten. Zudem wird das „5S“ mit einem Sensor im Home-Button ausgestattet sein, der seinen Besitzer am Fingerabdruck erkennt.

Die wirklich gravierende Änderung von Apples Smartphones liegt im Innern. Mit dem Betriebssystem iOS 7, das auf den neuen iPhones und der nächsten Generation von iPads installiert sein wird, läutet der Konzern aus dem kalifornischen Cupertino eine neue Dimension der Überwachung ein. Auf Schritt und Tritt schreibt das iPhone alles mit. Das ist nicht unbedingt neu. Doch der Zugang zu diesen Daten ist nun ganz öffentlich. Das Kontrollzentrum (das Control Center) des Geräts zeichnet auf, wo sich der Besitzer aufhält, und erstellt daraus eine Landkarte mit allen – zumindest nach Ansicht von Apple – für die Person relevanten Orten.

Das Control Center merkt sich Datum, Ort und Straße ebenso wie die Häufigkeit der Besuche und zieht daraus seine Schlüsse. So verfährt der Dienst Google Now im Übrigen auch: Der Ort, an dem das Handy die meisten Nächte verbringt, wird als Wohnort definiert. Liegt das Gerät tagsüber auch meistens am gleichen Ort, wird dieser als Arbeitsplatz seines Besitzers notiert. Abgeglichen werden diese Daten bei Apple zusätzlich mit Einträgen im Kalender. Steht beispielsweise eine Zugfahrt an, kann das Betriebssystem prüfen, ob für den iPhone-Besitzer alles nach Plan läuft. Was dem einen Nutzer vielleicht gefällt – beispielsweise künftig vor einem Stau auf dem Weg zum Bahnhof oder vor einer Zugverspätung gewarnt zu werden –, dürfte anderen deutlich zu weit gehen. Viele solcher Funktionen sind bei iOS 7 automatisch aktiviert und im System gut versteckt. Möchte man sie ausschalten, so muss man sich durch die Einstellungen in die Tiefen des Betriebssystems klicken.

In der Rubrik „Datenschutz – Ortungsdienste – Systemdienste – Häufige Orte“ lässt sich diese Form der Überwachung ausschalten. Denn in Zeiten von NSA-Spionage und der Diskussion um noch mehr Überwachung eines jeden Normalbürgers dürfte es nicht allen iPhone-Käufern gefallen, was Apple mit seinem neuen Betriebssystem fortan sammeln und auswerten möchte. Problematisch ist nicht unbedingt die Technik. Manche Datenschützer sagen sogar, dass nun mehr Transparenz bestehe. Aber die Tatsache, dass sie gut versteckt und standardmäßig aktiviert ist, lässt einen doch aufhorchen. Nicht jeder Käufer weiß überhaupt von dieser Funktion, geschweige denn, wie sie sich ausschalten lässt.

Die neue Kamera-App bietet Filter mit Live-Vorschau

Das neue System für mobile Geräte bietet neben einem überarbeiteten frischen und zeitgemäßen Design aber auch Neuerungen an, die den Umgang mit dem Smartphone deutlich erleichtern. So kann man nun zum Beispiel im Safari-Browser alle geöffneten Tabs auf einen Blick sehen und einzelne Fenster mit einer Wischbewegung leicht schließen. Auch ist es endlich möglich, mehr als acht Fenster gleichzeitig zu öffnen – für die meisten Nutzer des Betriebssystems Android im Übrigen schon lange eine Selbstverständlichkeit.

Auch die Funktionen der Kamera sind überarbeitet worden. So können verschiedene Filter eingesetzt werden, deren Wirkung in einer Live-Vorschau bereits vor der Aufnahme angezeigt wird. Anhand der GPS-Daten können auf Wunsch auch die eigenen Fotos auf der Landkarte positioniert werden. Ebenfalls wurden die Bedienelemente der Kamera neu angeordnet. So muss beispielsweise nicht mehr umständlich in den Video-Modus gewechselt werden. Die App startet im Foto-Modus und lässt sich per Wischbewegung in den Video- oder Panorama-Modus umschalten. Eine weitere Neuerung zeigt sich bei den Apps mit der Live-Vorschau: manche Informationen werden bereits in dem kleinen Symbol für die App angezeigt, ohne dass diese dazu geöffnet werden muss – bei Kalender- oder Wetter-Apps sicherlich eine Bereicherung. Neu ist auch, dass künftig alle Apps automatisch aktualisiert werden. Für Nutzer mit einem monatlich begrenzten Datenvolumen ist dies jedoch nicht unbedingt eine gute Nachricht.