Vom Überangebot zum Mangel: Der Arbeitskreis Asyl Leinfelden-Echterdingen braucht insbesondere im Stadtteil Oberaichen neue Helfer zur Betreuung von Flüchtlingen.

Leinfelden-Echterdingen - In wenigen Wochen wird an der Oberaichener Steinbeisstraße die neue Unterkunft für Flüchtlinge mit Bleiberecht in Betrieb gehen. Sie bietet Platz für bis zu 60 Menschen – auch für Familien. Ein solches Gebäude gibt es dort bereits. Gleich nebenan wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft des Kreises bis zu 75 Asylsuchende. Insgesamt werden auf dem Gelände bald bis zu 200 Menschen leben.

 

Für ehrenamtliche Helfer gebe es dort also jede Menge zu tun. „Die eigentliche Arbeit beginnt, wenn die Anerkennung da ist“, sagte Alexander Braun am Dienstag in Echterdingen beim Plenum des Arbeitskreises Asyl LE im evangelischen Gemeindehaus.

Folgen der Silvesternacht von Köln

Unterstützung beim Einkaufen und bei Behördengängen sei gefragt. Anerkannte Flüchtlinge müssen ins Jobcenter begleitet werden. Es gelte, Arbeit und Wohnungen für sie zu finden. Letzteres sei allerdings seit den Vorfällen in der Silvesternacht äußerst schwer geworden.

Nun aber hat sich der Kreis der Helfer just in diesem Stadtteil stark gelichtet. Laut Braun seien von ehemals 50 bis 60 Ehrenamtlichen gerade einmal „fünf bis sechs aufrechte Helfer“ übrig geblieben. „Wir brauchen eine neue Gruppe“, sagte er. Insbesondere Leute, die tagsüber Zeit haben.

Situation hat sich entspannt

Als Grund für den Schwund führte er an, dass es mittlerweile in mehreren Stadtteilen Flüchtlingsunterkünfte gibt. „Die Leute wollen wohnortnah helfen.“ Auch „die Dissonanzen“ mit dem alten Freundeskreis für Kriegsflüchtlinge rund um Monika Heilmann hätten dazu beigetragen, dass sich Ehrenamtliche abgewendet haben. Mittlerweile habe sich die Situation entspannt. Es gebe kaum noch Reibungspunkte. Die Gruppe um Monika Heilmann macht sich in Oberaichen und in Echterdingen weiterhin für Flüchtlinge stark, nennt sich aber nun „Arbeit und Integration – Initiative LE für Kriegsflüchtlinge“. Heilmann sagt unserer Zeitung auf Nachfrage: „Wir und der AK Asyl haben eine ganz unterschiedliche Herangehensweise an die Flüchtlingshilfe.“ Und: „Es wurde Stimmung gegen unsere Gruppe gemacht.“

Zurück zum Plenum: Der Arbeitskreis Asyl hat sehr viele Ideen. Cornelia Schwarz, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Spenden, berichtete über ein Projekt mit Abiturienten. Schüler und Flüchtlinge wollen sich ihre Biografien erzählen.

Kleiderkammer wird verlegt

Die Ehrenamtlichen fördern auf dem Echterdinger Renault-Gelände die Begegnung zwischen Flüchtlingen und Bürgern. Ein Fußballspiel ist geplant. Regelmäßig wird ein „come together“ mit deutschen Waffeln, syrischer Pizza und Musik angeboten. Die Helfer wollen Dart-Abende in ihrem Café an der Stadionstraße veranstalten. Für die Flüchtlinge wurde eine Kleiderkammer an der Hauptstraße eingerichtet. Allerdings steht dieser Raum künftig nicht mehr zur Verfügung. Die Stadt hat Eigenbedarf angemeldet. Der AK wird deshalb Kleidung und andere Spenden künftig in Musberger Räumen lagern. Spendenfreudige Bürger werden gebeten, erst zu fragen, was derzeit genau gebraucht wird.

In dem Echterdinger Flüchtlingscamp sollen ein Internetcafé und eine Art Dorfplatz geschaffen werden. Eine weitere Idee: Wie tickt der Deutsche? Was sollte man in diesem Land lieber lassen? Migranten, die bereits länger in Deutschland leben, sollen frisch Eingereiste schulen. Flüchtlinge können in offenen und geschlossenen Gruppen Deutsch lernen und üben. Auch hierfür werden Ehrenamtliche gesucht.

Der Arbeitskreis Asyl LE ist im Internet unter www. ak-asyl-le.de zu erreichen. Die Seite, wird derzeit überarbeitet und steht Ende der Woche wieder zur Verfügung.