Seit 25 Jahren gibt es den „Arbeitskreis Leben und Sterben“. Es ist ein ernstes Thema, mit dem sich dessen Mitglieder beschäftigen. Doch die Feier zum 25-jährigen Bestehen ist trotz allem heiter – denn gemeinsames Lachen kann Sterbenden und ihren Angehörigen helfen.

Bad Cannstatt - Vor 25 Jahren war die ehrenamtliche Hospiz-Bewegung noch ein zartes Pflänzchen. Und in Stuttgart hatte einzig das Marienhospital eine professionelle Palliativ-Station. Es ist also angemessen, die damalige Gründung des „Arbeitskreises Sterben und Leben“ eine Pioniertat zu nennen. Auch die scheinbar paradoxe Namensgebung verweist auf eine Besonderheit der „Sitzwachen“-Gruppe: ein besonderer Akzent, eine spezielle Blickweise auf das Thema Sterbebegleitung, die nun auch in der Jubiläumsfeier zum 25. Geburtstag des Arbeitskreises im katholischen Gemeindezentrum Liebfrauen ihren Widerhall fand.

 

Denn als Festredner war mit Ludger Hoffkamp zwar ein Theologe im Einsatz, dies aber vor allem in seiner Rolle als Clown. Als „Klinik-Clown Kampino“, der Schwerkranken Augenblicke der Freude beschert, ist Hoffkamp eine Instanz: „Ich bin dafür, dass im Sterbezimmer gelacht wird. Sonst kann man es nicht aushalten.“

Leben und Sterben gehört zusammen

Und schnell wird klar, dass er kein schlichter Spaßmacher ist: Er hatte alle angesprochen, schon im Foyer, und nun scheint er alle Namen zu kennen. Wenn er also „Spaß macht“, dann ist das ganz unmittelbar eine Form der Kontaktnahme. Vielleicht gar als eine Art der Aufmerksamkeit, die im Ernstfall zu einem Brückenschlag von Mensch zu wird: „Wichtig ist, dass wir einander im Blick haben.“

Und so kann man an diesem Abend zur Sterbebegleitung viel lernen über die „vier Basisgefühle Freude, Trauer, Wut, Liebe“. Und über die Leben und Lebensfreude fördernde Funktion des Humors, denn der „ist der Knopf, der aufgeht, bevor einem der Kragen platzt“. Klar, im Krankenhaus sei es oft nicht lustig. „Und doch bin ich dafür, dass man beim Sterben auch lacht.“ Denn wer als Sterbebegleiter authentisch sei, der öffne „einen Raum, in dem der Andere andocken kann“. Das gelte auch für Angehörige, für die Sterbebegleiter ebenfalls wichtig seien: „Es ist sinnvoll, sich von Trauer zu entlasten. Auch mal durch Lachen.“

Helga Christl weiß genau, wovon Kampino spricht. Sie ist von Beginn an im Arbeitskreis „Sterben und Leben“ engagiert: „Manchmal kommt man von einer schweren Begleitung nach Hause. Wenn jemand nicht scheiden will, oder wenn der Tod junge Menschen betrifft. Dann braucht man Zeit, um wieder loslassen zu können.“ Was ihr hilft? „Das Gespräch in der Gruppe ist wichtig. Aber auch Tanz und Musik, die Zuwendung zum Leben. Lachen. Denn Leben und Sterben gehört zusammen, das habe ich gelernt. Deshalb macht mir die Nähe zu Sterbenden keine Angst“, sagt Christl.

Langjährige Mitarbeiter geehrt

Sie weiß auch, dass diese aus Erfahrung gewonnene Haltung „frei macht, um ganz da zu sein. Einfach da sein für diesen einen Menschen, der dem Tod ganz nahe ist“. Manchmal sei ein Gespräch möglich, manchmal lese sie etwas vor: „Kürzlich wollte ein Sterbender, dass ich ihm aus dem Sportteil vorlese. Und manchmal befeuchte ich nur den Mund.“ Die Hand halten, im Bedarfsfall in den Arm nehmen. Und wenn die Todesstunde gekommen ist? „Eigentlich ist es ganz normal. Im Toten sehe ich einen schlafenden Menschen.“

Für ihre 25 Jahre Mitarbeit im AK Sterben und Leben wurde Helga Christel geehrt, wie auch Matthias Fesseler und Irmgard Blank für 20 sowie Kristina Patzak für 15 Jahre. Das Trio hatte auch an einer Überraschung des Abends mitgearbeitet: An dem Buch „Und draußen steht der Tod“, das der AK an diesem Abend vorgestellt hat. Anonymsierte, wunderbar stille, sensible Geschichten aus der Sterbebegleitung, deren Sinn Hermann Bayer im Grußwort so benennt: „So schreiben wir weiter unsere Geschichten, lassen uns bewegen von dem, was Sinn zu geben vermag und werden zuletzt selbst zu Menschen, die sterbend vom Leben erzählen.“