Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Doch immer noch hält er seine Tätigkeit für einen abwechslungsreichen und spannenden Beruf. Kein Tag unter Tage sei wie der andere. In dem kleinen Team der Bergleute muss jeder im Prinzip alles können. Sprengen, Abbauen, Verladen – je nach Bedarf muss eine der insgesamt achtzig Maschinen vom Bohrgerät bis zum 40-Tonnen-Schwerlastkipper bedient werden können. Der Umgang mit den tonnenschweren Kolossen mache Spaß, sagt Sickinger: „Als kleiner Junge hat man sich so etwas immer gewünscht – und hier wird man auch noch dafür bezahlt.“

 

Doch der Beruf ist nur etwas für gewissenhafte Arbeiter. Denn auch wenn der Salzbergbau weniger gefährlich ist als das Schürfen nach Kohle, verlangt die Arbeit dennoch höchste Aufmerksamkeit und Konzentration. Über jedes Gramm Sprengstoff muss beispielsweise genau Buch geführt werden. Vor dem Sprengen müssen manchmal Hunderte von Bohrlöchern präzise sitzen. Auch das Sauerstoffgerät, das jeder bei sich tragen muss und das jedem Besucher in die Hand gedrückt wird, erinnert daran, dass etwa ein Feuer im Berg höchst gefährlich ist. Doch jede Baustelle sei riskanter, sagt Sickinger, der sein Berufsleben als Zimmermann auf dem Bau begann und sich dann nach einer Tätigkeit in der Werkstatt des Bergwerks als Seiteneinsteiger zum Hauer hochgedient hat. Er schätzt an seinem Beruf die Verlässlichkeit. Die Produktionsziffern steigen, Konkurrenz aus China hat er nicht zu befürchten: „Und auf dem Bau hattest du um die Weihnachtszeit wegen des Winterwetters plötzlich nichts zu tun – hier bekommst du dein Weihnachtsgeld.“

Es gibt auch stille Momente im Bergwerk

Die Arbeit im Berg bedeutet für ihn ein Stück Freiheit. Während der Arbeit verteilt sich das kleine Häuflein der Arbeiter weit im Labyrinth der Gänge. „Mit Ausnahme der Pausen bist du während deiner Schicht normalerweise allein“, sagt Sickinger. Trotz des Lärms der Maschinen, der gelegentlich aus weit entfernten Gängen an das Ohr dringt, gibt es deshalb immer wieder auch stille Momente. Dann wird Sickinger sich immer wieder bewusst, dass das Salz schon seit 230 Millionen Jahren unberührt im Berg geschlummert hat: „Ich finde es heute noch einen ganz besonderen Moment, wenn ich mir vorstelle, dass ich an Orte vordringe, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat.“