Der Acht-Stunden-Tag steht auf dem Spiel. Die Arbeitgeberverbände würden ihn gerne aus dem Arbeitszeitgesetz streichen, um Flexibilität zu gewinnen. IG-Metall-Bezirkschef Roman Zitzelsberger weist das Ansinnen zurück: Der Acht-Stunden-Tag passe gut in die Zeit.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der baden-württembergische Bezirksleiter der IG Metall, Roman Zitzelsberger, erteilt dem Ansinnen der Arbeitgeber, den Acht-Stunden-Tag abzuschaffen, eine klare Absage. „Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit, den Acht-Stunden-Tag als Norm aufzuweichen“, sagte Zitzelsberger der Stuttgarter Zeitung. „Wir glauben, dass der Acht-Stunden-Tag nach wie vor seine Berechtigung hat, in die Zeit passt und Zukunftsfragen nicht blockiert“, so der Bezirkschef. Er habe bisher keinerlei Flexibilisierungsthemen entgegengestanden. „Insofern scheint mir das eher eine Sau zu sein, die in der Sommerzeit durch das Dorf getrieben wird, als ein ernsthaftes Problem.“

 

In einem Positionspapier der Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA) mit dem Titel „Chancen der Digitalisierung nutzen“ wird verlangt, das Arbeitszeitgesetz von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen, um mehr betriebliche Spielräume zu schaffen. Das Papier wurde im Mai veröffentlicht, sorgt aber erst seit wenigen Wochen für Zündstoff. Seither häufen sich die Forderungen der Wirtschaft. „Der im Jahr 1918 eingeführte Acht-Stunden-Tag hat ja nicht nur symbolischen Charakter“, sagt Zitzelsberger. Er folge der Logik, jeweils acht Stunden Arbeit, Schlaf und Privates zu vereinbaren. „Er ist auch ein Bezugspunkt für die Arbeit- und Lebensgestaltung – insofern käme es eine Zäsur gleich, wenn man ihn abschafft.“

Nahles lässt Weißbuch bis Ende 2016 erstellen

Er glaube nicht, dass die Bundesregierung dazu bereit sei, das Gesetz entsprechend zu ändern. Dennoch gebe es Handlungsbedarf. Zitzelsberger begrüßt die Initiative von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), zur Arbeitswelt im digitalen Zeitalter zunächst ein sogenanntes Grünbuch (Diskussionspapier) zu erstellen und daraus bis Ende 2016 ein Weißbuch (Vorschlagspapier) zu machen. Da werde es einige neue Ansätze für die Arbeitszeitgesetzgebung geben. „Wir denken aber eher daran, die Schutzvorschriften den Erfordernissen anzupassen und sie nicht einfach abzuschaffen“, betont der Bezirksleiter.