Archäologen haben bei der A 8 nahe Merklingen im Zuge der Bauarbeiten an der Schnellbahnstrecke Stuttgart-Ulm 43 keltische Münzen entdeckt. Der Fund eröffne einen neuen Blick auf die Vergangenheit der Schwäbischen Alb.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Merklingen - Hunderte ausgerissene Schuhnägel römischer Legionäre, die ihre Mühe mit dem schweren Lehm auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb gehabt haben müssen, gehörten lange zur Hauptausbeute archäologischer Untersuchungen entlang der ICE-Neubaustrecke zwischen Ulm und Hohenstadt. Wo sich heute die Autobahn 8 entlangzieht, befand sich schließlich einmal eine Heerstraße. Grund genug für das Landesamt für Denkmalpflege, die Neubaufläche genauer zu untersuchen, bevor alles unter Beton und Asphalt verschwindet. Im Jahr 2010 ist damit begonnen worden. Auch Pfostenlöcher als Zeugnisse einstiger Siedlungen aus verschiedenen Epochen sind dokumentiert.

 

Mit dem bevorstehenden Wintereinbruch werden die Archäologen endgültig abziehen. Kurz zuvor, nämlich im Juli, ist ihnen schließlich der wohl wichtigste Fund gelungen. Auf Höhe von Merklingen (Alb-Donau-Kreis) entdeckten sie einen Münzschatz. Er umfasst 43 aus Silber gefertigte so genannte Büschelquinare. Das Regierungspräsidium Stuttgart nennt den Fund einen „Glücksfall, der ein neues Licht auf die historischen Verhältnisse der Schwäbischen Alb in spätkeltischer Zeit wirft“.

43 Büschelquinare

Büschelquinare als Zahlungsmittel fanden sich bisher vor allem in Süddeutschland und der Schweiz. Die Silbermünzen kennzeichnen sich durch einen auf der Vorderseite geprägten stilisierten Kopf. Auf der Rückseite ist die Abbildung eines Pferdes zu sehen. Geprägt wurden solche Münzen im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus. Die Landesdenkmalpfleger aus Stuttgart berichten auch, wie es zu dem Fund kam. Mittels „Baggersondagen“ sei die Fläche in der Nähe von Merklingen gezielt untersucht worden. Beim Absuchen des aufgelockerten Erdreichs sei dann eine einzelne Silbermünze geborgen wurden. Der ganze Schatz wurde zusammengetragen, nachdem die Archäologen gezielt ein größeres umliegendes Areal mit Metalldetektoren abgegangen waren.

Schatzjäger unerwünscht

Möglich, so das Regierungspräsidium Tübingen, dass der Schatz durch „massive Erdbewegungen im Zuge des Autobahnbaus“ auf mehrere Hundert Meter zerstreut wurde. Für die Experten steht jetzt schon fest, dass die Münzen einst zusammen in einem Depot versteckt wurden. Der Rest eines Keramikgefäßes, in dem noch eine Münze lag, deutet darauf hin.

Wo die Münzen geprägt worden sein könnten, welcher Keltenstamm sie womöglich verbarg, das sollen weitere Untersuchungen klären. Dass die Denkmalpfleger erst jetzt mit ihrer kleinen Sensation an die Öffentlichkeit gegangen sind, verwundert wenig. Die Absuch- und Bergungsarbeiten an der Autobahn 8 sollten nicht von ungebetenen Schatzjägern gestört werden. Auf Internetbörsen werden Büschelquinare zu Einzelpreisen bis an die 300 Euro gehandelt.