In Heilbronn wird mitten in der Stadt eine neue Moschee geplant. Der siegreiche Planungsentwurf stammt von dem Vorarlberger Architekten Bernardo Bader. Er hat bereits Erfahrungen mit Projekten islamischer Auftraggeber.

Heilbronn - Heilbronn kann sich bald mit einem weiteren Bauwerk schmücken, dessen Architektur Aufsehen erregen wird. Nachdem mit Sauerbruch & Hutton international renommierte Architekten für den Bau der Experimenta II beauftragt wurden, wird der Neubau der Ditib-Moschee von dem Dornbirner Architekten Bernardo Bader (40) gestaltet werden. Er ist international renommiert, vielfach vor allem für seine Holzbauten ausgezeichnet und erhielt neben anderen 2007 den Weissenhof-Architekturförderpreis Stuttgart.

 

Aus dem Wettbewerb, an dem sich 21 auch internationale Architekturbüros beteiligt hatten, ging damit ein Architekt als Sieger hervor, der 2012 den islamischen Friedhof in Altach (Österreich) gestaltet hatte. Dafür hatte er den Karim-Aga-Khan-Preis für Architektur erhalten. Das wertete die Jury, zu der auch zwei christliche Geistliche als Sachverständige eingeladen waren, als ein gutes Zeichen.

Die derzeitige, seit 1987 bestehende und in einem Lagergebäude untergebrachte Ditib-Moschee, an deren Stelle der Neubau entstehen soll, liegt an der Mannheimer Straße in Heilbronn. Sie führt am Theater und am Bildungscampus vorbei hin zum Gelände der Bundesgartenschau. Wenn diese 2019 eröffnet werden wird, soll die Moschee eingeweiht sein. Das ist der Ehrgeiz der Bauherren, der „Ditib-türkisch-islamische Gemeinde zu Heilbronn“.

Akzeptanz soll erhalten werden

Sie hat die Rechtsform eines Vereins, Vorstandsvorsitzender ist Erdinc Altuntas, der das Projekt entscheidend vorantrieb. Er ist in Heilbronn geboren und aufgewachsen, machte nach dem Hauptschulabschluss das technische Abitur und absolvierte in Stuttgart ein Studium des Maschinenbaus. Altuntas ist auch Mitglied im Integrationsbeirat der Stadt. Über die Mitglieder des Ditib-Vereins hinaus soll die Moschee Gotteshaus für rund 5000 türkischstämmige Muslime werden. Längst gibt es auch in Heilbronn eine türkische Oberschicht.

Der Neubau einer unübersehbaren Moschee – Kuppel und Minarett sind unabdingbar – ist für Altuntas auch der unübersehbare Beweis dafür, dass die türkische Gemeinde in Heilbronn angekommen ist. Sie sei ein Statement und wird auch als Kulturzentrum und Gemeindetreffpunkt dienen, Gastronomie und Läden eingeschlossen. Schon dieses Raumprogramm, das zu den Gebetsräumen und denen für rituelle religiöse Verrichtungen hinzukommt, auf 1680 Quadratmeter an einer Hauptverkehrsstraße unterzubringen war die eine Herausforderung.

Eine andere ist, die Akzeptanz für ein muslimisches Gotteshaus an dieser Stelle möglichst konfliktfrei aufrechtzuerhalten. „Heilbronn ist eine freundliche Stadt“, sagt Bernardo Bader nach seinem ersten Eindruck befragt. Die Jury würdigte an seinem Entwurf das Bestreben, „eine neue kulturell sensible Ästhetik sichtbar zu machen, die gleichzeitig eine lokale, islamische und europäische Architektursprache vertritt“.

Baubürgermeister Wilfried Hajek betonte dann auch, die Stadt sei mit dieser Entscheidung sehr zufrieden, kann aber eine kontroverse Diskussion nicht ausschließen. Dabei haben die Bauherren alles dafür getan, kein Konfliktpotenzial entstehen zu lassen, zum Beispiel durch die Auslobung eines öffentlichen Wettbewerbes.

Auf Transparenz Wert gelegt

Von Anfang an wurden die Pläne offen kommuniziert, der Gemeinderat, die Verwaltung und weitere Gremien mit einbezogen. Immer wieder wurde auch darauf hingewiesen, dass etwa die Dominanz der Kilianskirche nicht betroffen sein werde. Man wolle ein Gotteshaus, das als solches wahrgenommen auch eine städtebauliche Bereicherung sein soll. Ratgeber und Begleiter bei der Konzeption war der frühere Chef des Heilbronner Hochbauamtes, der Architekt Dirk Vogel.

Der Juryvorsitzende Wolfgang Lorch aus Saarbrücken sagte zu dem Heilbronner Verfahren, er habe noch nie erlebt, dass es in einem solchen Fall ein einstimmiges Votum der Juroren gegeben habe. Das Niveau des Wettbewerbes, bei dem es neben den ersten drei Preisen auch Anerkennungen gab, sei sehr hoch gewesen. Eine Moschee zu entwerfen sei aber auch keine normale Bauaufgabe; das komme nicht alle Tage vor, es gebe dafür keine fixierte Typologie. Dennoch soll das Ergebnis natürlich signifikant in seiner Art sein.

Sieben bis zehn Millionen Kosten

An dem Bader-Entwurf hat die Gestaltung eines halb offenen Hofes als Treffpunkt für die Gemeinde, auch vor und nach dem Gebet, durchaus Symbolkraft. Was die Jury über die Gestaltung des Baukörpers hinaus überzeugte, war die Textur der Fassade, die die Ornamentik des Islam aufnimmt. Dafür hatte Bernardo Bader schon bei seinem Friedhofprojekt angemessene Formen gefunden.

Die Baukosten beziffert Erdinc Altuntas auf sieben bis zu zehn Millionen Euro. Genaues werde man erst wissen, wenn die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen und die Feinplanung abgeschlossen ist. Die Finanzierung trägt ausschließlich die Ditib-Gemeinde, wie er auf Nachfrage sagt, so wird es etwa vom türkischen Staat kein Geld geben. Die Spendenbereitschaft sei sehr groß, vieles werde durch Eigenleistung aufgefangen, der Rohbau wird zunächst mit einem Kredit finanziert. Auch hier werde alles transparent ablaufen, versichert Altuntas und macht dabei einen sehr zuversichtlichen Eindruck.