Junge Autoren beschäftigen sich mit der Ortsgeschichte. Am Freitag wurde ihre Arbeit vorgestellt.

Neuhausen - A

 

uf diesen Moment hat das siebenköpfige Redaktionsteam lange hingearbeitet. Seit Januar haben sechs Autoren zwischen 16 und 24 Jahren unter der Anleitung des Lehrers und Kulturwissenschaftlers Markus Dewald die Neuhausener Ortsgeschichte unter die Lupe genommen. Am Freitag wurde das erste Buch der Edition Kulturgeschichte im Foyer des Oberen Schlosses in der öffentlichen Katholischen Bücherei in Neuhausen der Öffentlichkeit präsentiert. Der Band befasst sich mit Forschungen zu historischen Landkarten, Bildern und deren Interpretation. Auf 178 Seiten sind unter anderem Texte und Bilder zu Grundstücksplänen und Gebäudedarstellungen von Neuhausen aus der Zeit um 1750, zu verschiedenen kurbadischen Gebäuden in der Stadt oder dem lithographischen Werk von Eberhard Eminngers.

Viele Felder liegen brach

Der Initiator und Mentor des Forschungsprojekts, Markus Dewald, erklärte am Freitag, dass er mit der neuen Edition die Ortsgeschichte weiter aufarbeiten wolle. „Es gibt so viele Felder, die brach liegen“, findet er. Immerhin sei es bereits 15 Jahre her, dass aus Anlass des 850-jährigen Ortsjubiläums zuletzt ein Heimatbuch erschienen sei. Und darin könnten nicht alle Themen abgehandelt werden. Aber Dewalt will ins Detail gehen. So gebe es beispielsweise in den Bereichen Festkultur, der Wirtschaftsgeschichte oder der Sozial- und Bildungsgeschichte viel zu erforschen.

Neben Texten Dewalds enthält das Buch, dessen Gestaltung eine Bachelorarbeit an der Hochschule der Medien Stuttgart war, Texte von jungen Geschichtsinteressierten. „Uns eint, dass wir tief verwurzelte Neuhausener sind“, sagt der 19-jährige Calvin Bayer. Er ist einer der Autoren, die an dem Buch mitgeschrieben haben. Eine weitere Verbindung der Autoren ist der Schulbesuch am Paracelsus-Gymnasium in Hohenheim, an welchem Dewald unterrichtet. Große Überredungskünste waren offenbar nicht notwendig, die jungen Leute zur Geschichtsforschung anzustiften. Von der Idee, an einem Buch mitzuschreiben, seien die Autoren sofort „Feuer und Flamme gewesen“, berichtet der 16-jährige Raphael Wittmann, der ebenfalls einer der Autoren ist.

Microfiches können kaum mehr gelesen werden

Die Entscheidung, die Forschungsergebnisse als Druckwerk und nicht etwa als E-Book erscheinen zu lassen, wurde bewusst getroffen. Während der feierlichen Buchpräsentation beschrieb der Studiendekan Mediapublishing Uli Huse von der Hochschule der Medien Stuttgart in einem Vortrag, dass moderne Speichermöglichkeiten im Gegensatz zum gedruckten Buch nur kurze Zeit zugänglich seien. „Fachleute sprechen bereits vom digitalen Vergessen“, berichtete der Hochschullehrer.

Ein gutes Beispiel dafür sei der Microfiche. Vor einigen Jahren hätten viele Bibliotheken ihre Bestände auf Microfiche gespeichert und die Bücher aus den Regalen genommen. Heute habe aber kaum noch eine Bibliothek ein Gerät zum Lesen des Speichermediums. Ein ähnliches Schicksal erlitten viele digitale Medien. Diese könnten eben nicht nach 30, 40 oder sogar nach mehreren hundert Jahren einfach aus einem Regal entnommen und gelesen werden. Vor diesem Hintergrund nannte es Huse „eine kluge Entscheidung“, die Edition Kulturgeschichte drucken zu lassen.