Die Stadt investiert eine sechsstellige Summe in ihr Archiv. Alte Akten müssen zukunftssicher gelagert werden – auch unter dem Schwimmbecken des Hallenbads. Aber wie?

Gerlingen - Es ist paradox, einen sicheren Archivraum direkt unter dem Schwimmbecken des Hallenbades einzurichten. Das haben die Leiterin der Gerlinger Hochbauabteilung und der Chef des Stadtarchivs einmütig zugegeben. Sabine Pfeufer und Klaus Herrmann sind sich aber sicher, dass das Konzept aufgeht. Man brauche einen großen Raum mit Klimaanlage, um hochwassergeschädigte Akten so aufzubewahren, dass sie sicher sind und andere nicht mit Schimmelsporen anstecken.

 

Zwei Fachausschüsse des Gemeinderats haben dem Konzept zugestimmt und 80 000 Euro für den neuen Archivraum und 40 000 Euro für die Überarbeitung von Akten genehmigt. Diese waren im Juli 2010 aus dem Hochwasser gerettet, getrocknet und in verschiedenen Schritten wieder eingelagert worden. Nun hat sich bei Routinemessungen gezeigt, dass diese Akten zum Teil wieder von Schimmelpilzsporen besiedelt sind. Mit dem Wissen von heute, so Herrmann im Finanz- und Verwaltungsausschuss des Gemeinderats, „würde ich vieles anders machen“. Die Zwischenlagerung sei 2010 „nicht ganz fachgerecht“ erfolgt. „Ich nehme das auf mich“, so Herrmann. Dass das Schwimmbecken durchbreche, sei „unwahrscheinlicher als ein Brand“. Der bisherige Archivraum im Hallenbadkeller, so Pfeufer, sei bei allen bisherigen Hochwassern trocken geblieben.

Akten werden in Boxen verpackt und eingelagert

Die Akten sollen nach einer erneuten Dekontamination bei einer Spezialfirma in Kornwestheim in Boxen verpackt und in dem neuen Raum im Keller der Schwimmhalle eingelagert werden. Diese Firma habe auch die seinerzeit geschädigten Papierbestände des städtischen Kunstdepots restauriert. Eine neue Klimaanlage, die vom Hochbauamt aus überwacht wird, hält die Temperatur und Luftfeuchtigkeit dort konstant bei 18 bis 20 Grad und 45 bis 55 Prozent. „Die Maßnahmen sind so niet- und nagelfest, dass wir künftig keinen Befall des ganzen Magazins mehr haben.“ Es handele sich um Jahresrechnungsbücher und Gemeinderatsprotokolle.

Robin Kruck (Junge Gerlinger) fragte, ob man nicht in diesem Zusammenhang die Akten auch digitalisieren könne. Dies sei sinnvoll, so Herrmann. Große Archive würden aber empfehlen, Originale aufzubewahren. Man habe die Digitalisierung auf der Agenda, die Umsetzung erfordere aber mehrere Jahre. Dafür setze man auch auf das Engagement von Bürgern.