Nach dem Mega-Erfolg von „Ziemlich beste Freunde“ haben sehr viele andere französische Filmemacher versucht, in Deutschland auch zu punkten. Nun melden sich die Macher des Kinohits zurück: mit einer nicht wirklich überzeugenden Liebes- und Problemgeschichte.

Stuttgart - Neuer Name, neuer Job, neues Leben: eigentlich ist so eine Rundumerneuerung gar keine schlechte Vorstellung. Doch der Asylbewerber Samba (Omar Sy) hat genug von seiner Variante, vom ewigen Versteckspiel. Im Zwielicht drohender Abschiebehaft hält er sich in Paris unter falschem Namen mit illegalen Gelegenheitsjobs über Wasser. Bis er auf die psychisch angekratzte Karrierefrau Alice (Charlotte Gainsbourg) trifft, die – wie sollte es anders sein – alles verändert.

 

Mit der Tragikomödie „Heute bin ich Samba“ setzt das französische Regieteam Eric Toledano und Olivier Nakache nach seinem Superhit „Ziemlich beste Freunde“ erneut eine sozialkritische Buchvorlage fürs Kino um. Doch wo der Vorgänger noch unkonventionell und ungekünstelt war, scheitert sein Nachfolger oft an der eigenen Konstruiertheit. Denn der Film arbeitet sich an so vielen Problemfeldern auf einmal ab, dass er kaum eines davon richtig behandeln kann: ein bisschen Sozialkritik, ein bisschen Lovestory, ein bisschen Identitätskrise. Na dann.

Dauernd Stop and Go

Oft braucht „Heute bin ich Samba“ unverhältnismäßig lange, um auf den Punkt zu kommen. Doch während man im ersten Moment bloß die Augen verdrehen will, hat dieses zögerliche Erzählen auf den zweiten Blick einen überraschenden Effekt. Denn Tempo und Rhythmus des Films werden geradezu symptomatisch für Sambas Situation: vorpreschen, anhalten, abwarten, umkehren, ein ständiges Stop-and-go.

Ähnlich clever ist auch die Stimmung inszeniert: Mal tragisch, mal komisch wird sie zur Reflexion eines Lebens in Licht und Schatten – inklusive kleiner heller Momente. Und die findet Samba vor allem bei seinen Treffen mit Alice. Doch gerade hier liegt ein weiterer großer Schwachpunkt des Films. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten überzeugt zu keinem Zeitpunkt. Sie folgt dem Muster „Prinz findet Prinzessin“. Schön, gut und langweilig.

Zur Nähe überwinden

Was „Heute bin ich Samba“ eigentlich erzählen will, wäre ohne all das konventionelle Drumherum viel spannender. Zwei Menschen kranken an der bösen Welt und finden unerwartet Hoffnung im jeweils anderen. Dieser Geschichtenkern birgt viel Potenzial, aber statt es zu entfalten, geht „Heute bin ich Samba“ Klischees auf den Leim. Als sich Samba und Alice näherkommen, wirkt das fast so, als müssten sie sich selbst dazu überwinden. Und man möchte am liebsten wegschauen und ihnen so wenigstens das Beobachtetwerden ersparen.

Heute bin ich Samba. Frankreich 2014. Regie: Eric Toledano, Olivier Nakache. Mit Omar Sy, Charlotte Gainsbourg, Tahar Rahim, Hélène Vincent. 118 Minuten. Ab 6 Jahren.