Auch in Baden-Württemberg droht der Gesellschaft die Spaltung. Bisher hat ein stetes Wachstum der Wirtschaft diese Tatsache überdeckt, kommentiert Thomas Breining.

Stuttgart - So etwas hört man nicht gerne: Kinder sind eine Wohlstandsbremse, je mehr man hat, umso stärker ist der Effekt. Das gilt besonders für Alleinerziehende. Das weiß man schon länger. Der jetzt vorgelegte Armuts- und Reichtumsbericht bestätigt, dass das auch für Baden-Württemberg gilt. Nichts Neues also? Wer so denkt, macht es sich zu einfach. Auch Menschen mit Migrationshintergrund haben im Land ein ausgeprägt hohes Armutsrisiko. Das bedeutet, dass die Integrationspolitik in der Vergangenheit doch nicht so erfolgreich war, wie man es sich angesichts der aktuellen Fragen, etwa in der Flüchtlingskrise, wünschen würde. Das muss die Gesellschaft nachdenklich machen.

 

Bisher gab es ein einfaches Erfolgsrezept: Wachstum. Es hat nicht nur dem Staat Geld in die Kassen gespült, mit dem er eventuell Sozialpolitik macht. Es hat auch den zu verteilenden Kuchen größer werden lassen. Das hat die Mittelschicht darüber hinweggetröstet, dass sie nicht nur die unteren Bevölkerungsgruppen subventionieren muss, sondern auch das oberste Zehntel entlastet. Auch das zeigt der Bericht. Die Abstiegsgefahr ist dabei größer, als die Chance aufzusteigen – auch im Südwesten. Verantwortliche Politik sollte das zum Ansporn nehmen, um Antworten zu suchen; solche, die über die althergebrachten Formeln hinausweisen.