Einzelarbeiten und ein rund 30 Meter langes Kooperationswerk sind bei der Ausstellung „Gegensätze“ der Künstlergruppe Art U Zehn zu sehen. Sie eröffnet am Samstag im Kameralamt Waiblingen.

Waiblingen - Arm und Reich, Chaos und Ordnung, Fisch und Fleisch, Nähe und Distanz haben alle etwas gemeinsam: Sie sind Gegensätze und genau die sind das Thema der neuen Ausstellung der Künstlergemeinschaft Art U Zehn, die am Samstag im Kameralamt in Waiblingen eröffnet wird. Seit Anfang November hatten die 18 Mitglieder der Künstlergruppe wochenweise das Kameralamt in der Waiblinger Altstadt zum Atelier umfunktioniert und in kleinen Gruppen gemalt.

 

Seit Donnerstagnachmittag hängen die Frauen und Männer die Ergebnisse dieser kreativen Zeit nun an die Wände des denkmalgeschützten Gebäudes. Keine ganz leichte Aufgabe angesichts einer Deckenhöhe von knapp vier Metern und teils schiefen Wänden. Michael Schäfer steht auf einer langen Leiter und befestigt Meter für Meter schmale Holzlatten direkt unter der Zimmerdecke. Daran wollen die Mitglieder der Künstlergruppe eine knapp meterhohe Bordüre anbringen, die insgesamt rund 30 Meter lang ist.

Kunst auf reißfestem Vlies

Natürlich haben die Kunstschaffenden den schmückenden Streifen selbst gestaltet – und zwar auf Vlies, wie es in der Baubranche zum Einsatz kommt. „Es hat eine sehr hohe Reißfestigkeit, auch in nassem Zustand“, sagt Manfred Bodenhöfer über das Material, das er und seine Mitstreiter auf kreative Weise als Leinwand zweckentfremdet haben.

Jede Künstlerin und jeder Künstler hat seinen Teil zu dem künstlerisch gestalteten Vliesstreifen beigetragen: Genau zwei Meter Länge standen pro Person zur Verfügung. „Wir haben die Rollen immer nur auf einer Breite von zwei Metern geöffnet und nach dem Bemalen gleich wieder aufgerollt“, erklärt Bodenhöfer das Prozedere. So konnte keiner der Beteiligten wissen, was die Maler vor und nach, also rechts und links seiner Arbeit, auf das Vlies gebannt hatten. Das Ergebnis ist eine abwechslungsreiche Aneinanderreihung der unterschiedlichsten Stilrichtungen.

Auf das Thema Gegensätze habe man sich im Vorfeld geeinigt und einen Gedankenaustausch dazu betrieben, erzählt Manfred Bodenhöfer. Die Schlüsse, die jede und jeder Einzelne daraus für sich gezogen hat, sind auf den Gemälden zu sehen, die an der Wand unterhalb der Bordüre hängen. Jeweils zwei Arbeiten pro Nase werden gezeigt. Die Bilder, so die Vorgabe, auf die sich die Künstler vorab geeinigt hatten, durften maximal 90 Zentimeter breit sein, die Höhe konnten die Teilnehmer hingegen selbst nach Lust und Laune festlegen.

Wettstreit der Künstler

„Jeder strengt sich an, es ist immer ein kleiner Wettstreit und der Ehrgeiz ist bei allen geweckt“, sagt Manfred Bodenhöfer über die gemeinsamen Ausstellungen und deren Entstehung. Roswita Ott gehört zu jenen in der Gruppe, die abstrakt malen. Dass bei Art U Zehn ganz unterschiedliche Stilrichtungen gepflegt werden, findet sie gut.: „Wir sind sehr verschieden, aber es herrscht eine große Toleranz. Gefallen oder nicht – den Maßstab gibt es bei uns gar nicht.“ Über ihre eigenen Bilder sagt sie: „Ich will, dass sie sich im Tun entwickeln.“ Ihr Beitrag trägt den Titel „Geplanter Zufall“. Das Gemälde zeigt im oberen Drittel einen in pastelligen Pigmentfarben gehaltenen Barockhimmel, den Roswita Ott im unteren Bereich mit „irdisch kräftigen Farben“ kontrastiert hat.