Patienten beklagen, dass sie in der augenärztlichen Notaufnahme des Klinikums Stuttgart viele Stunden warten, bis sie behandelt werden. Der Notdienst der niedergelassenen Ärzte wiederum ist dagegen kaum bekannt.

Stuttgart - Fünfeinhalb Stunden hat Gerlinde Fuderer mit ihrer Enkelin am Karsamstag in der augenärztlichen Notaufnahme des Katharinenhospitals gewartet. Abends um 19.30 Uhr teilte die Ärztin ihnen mit, dass das Hagelkorn am Auge aufgeschnitten werden müsse und sie am Dienstag wiederkommen sollten. Am Dienstag warteten Fuderer und Enkelin noch einmal fünf Stunden in der Ambulanz, um dann einen OP-Termin für die darauffolgende Woche zu bekommen. „Wir sind mit der medizinischen Behandlung vollauf zufrieden“, versichert Gerlinde Fuderer. Kein Verständnis aber hat sie für die langen Wartezeiten gleich an zwei Tagen. „Das Personal war freundlich, aber mit der großen Patientenzahl absolut überlastet“, sagt sie.

 

Wartezeiten in der augenärztlichen Notaufnahme im Katharinenhospital sind keine Seltenheit. Ein Grund sind die steigenden Fallzahlen. Im Jahr 2013 hat das städtische Klinikum noch 3873 augenärztliche Notfälle gezählt, im vergangenen Jahr waren es bereits 4766 – und für dieses Jahr zeichnet sich bereits die nächste Steigerung ab.

Nicht jeder Patient muss dringend behandelt werden

Einen weiteren Grund für längere Wartezeiten sieht der Ärztliche Direktor Jürgen Graf darin, dass immer mehr Patienten kommen, deren Fälle eben nicht als akute Notfälle zu werten seien. Dazu zählt Graf auch das Hagelkorn. „In der Notaufnahme zählt die Dringlichkeit.“ Je dringlicher ein Fall sei, umso schneller müsse die Behandlung erfolgen. Wie lange die durchschnittliche Wartezeit in der augenärztlichen Notaufnahme des KHs ist, kann Graf nicht sagen. Sie liege aber über den zweieinhalb bis drei Stunden, die als Durchschnitt in der Interdisziplinären Notaufnahme des städtischen Klinikums ermittelt wurden.

Warum aber wird nicht mehr Personal abgestellt, wenn mehr Patienten den augenärztlichen Notdienst aufsuchen? „Wir sind strengen Arbeitszeitregelungen unterworfen, und wir haben nur eine begrenzte Anzahl an Ärzten und Pflegern zur Verfügung“, sagt der Ärztliche Direktor. Erschwerend hinzu komme, dass alle Ambulanzen des Klinikums defizitär sind. Allein in der augenärztlichen Ambulanz belief sich das Minus im Jahr 2013 auf 727 000 Euro, die Notfälle eingerechnet. „Wir erbringen Leistungen, die wir nicht bezahlt bekommen“, kritisiert der Ärztliche Direktor. Insgesamt beläuft sich das Defizit in den Ambulanzen des Klinikums auf nahezu zehn Millionen Euro im Jahr.