Dunkle, mit Möbeln verstellten Wohnungen mögen Ulrike Mitschke und Simon Exner nicht. Ihr selbst ausgebautes Haus im Aspacher Teilort Sinzenburg bietet größtmögliche Transparenz und Helligkeit – und massig kreative Ideen.

Aspach - Ein Haus mitten auf dem Land, mit ursprünglichem Ambiente und in ruhiger Umgebung – davon träumen viele. Vor gut 14 Jahren haben sich Ulrike Mitschke und Simon Exner diesen Traum in dem Weiler Sinzenburg nördlich von Kleinaspach erfüllt. Die altertümliche Scheuer gestalteten beide in diesem Zuge völlig um. Heute lockt das Gebäude mit durchsichtigen Decken, einen Bad in ehemaligen Pferdestall mit Natursteinmauern und einem lichtdurchfluteten Dachgeschoss. Die phantasiereiche Ausstattung mit künstlerischen Accessoires hat ihren Grund – beide verdienen mit TV- und Theaterproduktionen ihr Geld, sie als Ausstatterin für Bühnen und Kostüme, er als Schreiner und Mechaniker mit viel handwerklichem Geschick.

 

Von Anfang an war das eine Liebesgeschichte. Vor 15 Jahren lernten Ulrike Mitschke und Simon Exner sich kennen. „Sie hat damals eine Fabriketage in Köln bewohnt“, erinnert sich Exner. Bei seinen Besuchen dort sei klar geworden, dass das Großstadtleben nicht zu ihm passe. „Nach drei Tagen bin ich richtig krank geworden“, sagt Simon Exner, der auf dem platten Land im niedersächsischen Kuhstedt aufgewachsen ist und später nachLudwigsburg zog. Auch, dass sie ihre Treffen in den Hunsrück verlegten, half nicht. Er suchte für beide suchte ein neues Heim, und wurde schließlich in Sinzenburg fündig.

Auf das Haus in dem 60-Seelen-Flecken nahe der nördlichen Kreisgrenze sei er durch einen Bekannten beim Südwestrundfunk aufmerksam geworden, der in der Nachbarschaft wohnt, erzählt Simon Exner. Ausgebaut war das Stall- und Scheuergebäude in keiner Weise. In einer dunklen Winternacht habe man die Habseligkeiten in Köln auf einen Anhänger gepackt und sei nach Süden gefahren. „Ich war damals sehr verliebt“, sagt Ulrike Mitschke.

In Sinzenburg angekommen begann das das Wohnen auf engstem Raum. Das erste Zimmer, das Simon Exner damals bewohnbar machte, war das Badezimmer in ehemaligen Stall. Die Wanne wurde in den Boden versenkt, der mit einem Steinmosaik gekachelt ist. Die Toilette ist hinter einem Steinquader versteckt, Schränke sieht man nirgends, die Badeutensilien sind hinter Einbauluken verstaut. „Schränke verstellen die Zimmer zu sehr“, findet Ulrike Mitschke, die in eher dunklen Gebäuden der früheren DDR aufgewachsen ist. Sie liebe das Helle, Transparente – und trenne sich in diesem Sinne nach und nach von allen Schränken und Kommoden.

Das Prinzip der Transparenz und Helligkeit ist im gesamten Haus durchgehalten. Das Prunkstück ist wohl der Raum mit der durchsichtigen Decke. Unten ein Zimmer, in dem ein eiserner Kamin aus dem ehemaligen Backnanger Gefängnis Platz gefunden hat. Darüber das ehemalige Zimmer der großen Tochter, die Decke dazwischen aus transparentem Kunststoff. Bis vor ein einigen Jahren konnte man von unten durch die durchsichtige Decke die Legobauklötze der Kinder auf dem Fußboden verteilt sehen.

Das umgestalteten des Haus des verlangte indes viel Kraft ab, die unguten Überraschungen blieben nicht aus. Unter anderem erwies sich eine der Giebelwände als schadhaft. Simon Exner musste sie größtenteils abreißen, das Material karrte er mit dem Schubkarren nach draußen. Die Reibungsverluste blieben dabei nicht aus. „Ich habe einen Mann, der immer sagt, das braucht nur ein paar Handgriffe“, sagt Ulrike Mitschke lächelnd. So schnell, sagt sie, ginge es oft doch nicht. Trotzdem sei der allmähliche Ausbau der bessere Weg, zu einem guten Ergebnis zu kommen, sagt Ulrike Mitschke. Der größte Irrtum sei es, alles von Anfang an fertig gestalten zu wollen.

Auf diese Weise sind im Lauf der Jahre Dinge entstanden, die ihresgleichen suchen. Eine verglaste Veranda, an deren Ende ein gemütliches Sofa zahlreichen Kissen steht. Das Kinderzimmer der beiden jüngeren Söhne, die in einem hölzernen Lastwagen schlafen. Und nicht zu vergessen das neu ausgebaute Dachzimmer, mit großen Loungesofas, und riesigen Dachfenstern. Das Fernsehen liefert ein Beamer, der an einem Dachbalken befestigt ist. Und was das Programm nicht hergibt, das liefert der Panoramablick. „Durch die Dachfenster konnten wir junge Turmfalken beobachten, die das Haus umrundet haben“, erzählt Ulrike Mitschke.

Den Prozess des Einrichtens haben die beiden kreativen Bewohner so sehr in Herz geschlossen, dass sie eine richtige Geschäftsidee daraus gemacht haben. Unter „homestaging-stuttgart.com“ kann man Ulrike Mitschke und Simon Exner buchen, leer stehende Immobilien einzurichten, um sie besser verkaufbar zu machen. Heimweh nach der Großstadt verspüren die beiden nach wie vor nicht. Wenn sie das Landleben zu sehr einenge, dann fahre sie besuchsweise nach Köln, erzählt Ulrike Mitschke. Einige Tage Großstadt reichten dann aus, um gerne nach Sinzenburg zurückzukommen.