Der Landkreis Ludwigsburg nimmt 65 weitere Flüchtlinge auf. Sie kommen vorerst in einer Halle in Asperg unter.

Asperg - Manfred Linder wurde von der Nachricht regelrecht überrumpelt: „Ich habe am Dienstagabend davon erfahren, dass am Freitag die Asylbewerber kommen“, sagt der Erste Beigeordnete der Stadt Asperg. 65 Flüchtlinge sollen kurzfristig in einer ehemaligen Lagerhalle in der Gartenstraße unterkommen. Alle anderen Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis sind vollständig belegt. Bei den Flüchtlingen handelt es sich um alleinstehende Männer aus Syrien und Nordafrika.

 

„Es war klar, dass der Landkreis in diesem Jahr noch zusätzliche Asylbewerber unterbringen müssen wird“, sagt Manfred Linder, Erster Beigeordneter in Asperg. Nur dass es so schnell geschehe, damit hätte er nicht gerechnet. Nun müssten in der Halle Trennwände hochgezogen, eine Gemeinschaftsküche eingerichtet und Duschen installiert werden. Toiletten gebe es bereits. Trotzdem stellt der Landkreis zusätzlich noch einen Container mit Sanitäranlagen auf. „Das ist wirklich eine Notunterkunft und mit ganz heißer Nadel gestrickt“, sagt Linder.

Jeden Monat kommen 215 Flüchtlinge

Das Gebäude, in dem die Asylbewerber unterkommen, hatte ein Privatmann vor einigen Tagen dem Landkreis zur Miete angeboten . „Das kurzfristige Vorgehen in Asperg zeigt die ganze Dramatik der Asylbewerber-Unterbringung im hoch verdichteten Landkreis Ludwigsburg“, sagt Utz Remlinger, der Erste Landesbeamte. Für ihn ist es „die einzige Möglichkeit, die Obdachlosigkeit dieser Menschen zu verhindern“. Aktuell leben etwa 1500 Asylbewerber im Landkreis. Jeden Monat kommen weitere 215 Flüchtlinge dazu– mehr als doppelt so viele als noch Anfang 2014. „Im Januar gingen wir von 1200 neu zugewiesenen Asylbewerbern aus. So viele haben wir bereits jetzt, Ende August, zugewiesen bekommen“, sagt Andreas Fritz, der Sprecher des Landratsamts Ludwigsburg. Mittlerweile rechne man mit etwa 2070 neu zugewiesenen Flüchtlingen für das Jahr 2014 – vorausgesetzt, der Zustrom der Asylbewerber bleibt mit 215 pro Monat gleich.

Mit weiteren Besitzern im Gespräch

Manfred Linder geht davon aus, dass seine Stadt mittelfristig für bis zu 100 Flüchtlinge eine Anschlussunterbringung bieten muss. „Um unsere Kapazitäten zu erweitern, sind wir bereits mit anderen Eigentümern im Gespräch“, sagt er. Aktuell leben in Asperg 20 Flüchtlinge in einer Anschlussunterbringung. Dort kommen Flüchtlinge hin, deren Antrag auf Asyl entschieden wurde – positiv oder negativ.

Andreas Bührer vom Ökumenischen Arbeitskreis Asyl Ludwigsburg findet es „nicht wünschenswert“, dass die Flüchtlinge „in solchen Provisorien“ untergebracht werden. „Ich sehe aber auch die Realitäten: Wir haben gerade unglaublich viele Flüchtlinge, die nach Europa kommen und der öffentliche Raum ist mit seinen Kapazitäten ziemlich am Ende.“ Da müsse man eben auch Abstriche machen in Sachen Unterkunft. „In den ersten Wochen ist das kein großes Problem. Schwierig wird es nur, wenn es sich verfestigt. Viele Flüchtlinge erleben nach einiger Zeit, dass sie hier erst einmal abgestellt werden.“