Im Oktober steht die Venus tief am Horizont. Der grünliche Planet Uranus lässt sich nur mit einem Fernglas erkunden.

Stuttgart - Mit fortschreitender Abenddämmerung zeigt sich tief im Südwesten der Abendstern, die Venus. Wegen ihrer horizontnahen Stellung ist sie gegenwärtig aber noch nicht besonders auffällig. Die Venus ist kein Stern, sondern der innere Nachbarplanet der Erde und der hellste aller Planeten. Am 3. wandert die schmale Sichel des zunehmenden Mondes an Venus vorbei. Auch Mars und Saturn sind noch am Abendhimmel sichtbar. Beide stehen knapp über dem Südwesthorizont. Gegen Ende Oktober zieht sich Saturn vom Abendhimmel zurück. Um Saturn zu erkennen, empfiehlt es sich, ein Fernglas zu benutzen. Mars ist auch nicht mehr leicht auszumachen. Kurz nach zehn Uhr abends wird er im horizontnahen Dunst unsichtbar und geht unter.

 

Zu Monatsbeginn ist der flinke Merkur gut am Morgenhimmel erkennbar. Ab sechs Uhr morgens sollte man den kleinsten Planeten knapp über dem Osthorizont sehen. In der zweiten Oktoberwoche zieht sich Merkur vom Morgenhimmel zurück und wird unsichtbar. Jupiter, der in den letzten Wochen unbeobachtbar nahe der Sonne am Taghimmel stand, taucht Mitte Oktober am Morgenhimmel auf. Der weiß glänzende Riesenplanet wandert durch das ausgedehnte Sternbild Jungfrau. Ende Oktober geht Jupiter bereits um 4.35 Uhr auf.

Zweimal Neumond

Zweimal kommt der Mond im Oktober in Neumondposition: am 1. um 2.11 Uhr und am 30. um 18.38 Uhr. Vollmond tritt am 16. um 6.23 Uhr ein, wobei der Mond besonders groß erscheint. Denn nur einen Tag später passiert er seinen erdnächsten Bahnpunkt, wobei ihn 357 860 Kilometer von uns trennen. Das Zusammentreffen von Vollmond und Erdnähe führt zu Springfluten mit besonders hohem Tidenhub. Auch die feste Erdoberfläche wird stärker als sonst angehoben und abgesenkt.

Zur Monatsmitte kommt Uranus in Opposition zur Sonne. Der grünliche Planet steht dann der Sonne am irdischen Firmament genau gegenüber. Er ist somit die gesamte Nacht am Sternenhimmel präsent. Um Uranus im Sternbild Fische zu entdecken, ist ein Fernglas oder Teleskop erforderlich. Mit bloßem Auge ist der Planet nur bei extrem guten Sichtbedingungen zu erkennen. Er ist so lichtschwach, weil er doppelt so weit von der Sonne entfernt ist wie Saturn. Uranus wurde im März 1781 rein zufällig von Wilhelm Herschel mit einem selbst gefertigten Teleskop im Sternbild Zwillinge entdeckt. 84 Jahre ist dieser Planet unterwegs, um einmal um die Sonne zu kreisen. Zur Opposition ist Uranus 2835 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, dies entspricht der 19-fachen Distanz zwischen Erde und Sonne.

27 Uranusmonde

Das von Uranus reflektierte Sonnenlicht ist zwei Stunden und 38 Minuten unterwegs, um die fast drei Milliarden Kilometer bis zu uns zurückzulegen. Mit 51 000 Kilometer Äquatordurchmesser ist der Uranus viermal größer als die Erde. Eine dichte Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium hüllt ihn ein. Die Temperatur an der Wolkenobergrenze liegt bei minus 215° Celsius. Fünf große Monde des Uranus wurden von der Erde aus entdeckt, wobei die ersten beiden schon 1787 von Herschel selbst gefunden wurden. Sie heißen Titania und Oberon und weisen Durchmesser von 1578 und 1523 Kilometer auf. Sie sind somit knapp halb so groß wie unser Erdmond.

Die Raumsonde Voyager II passierte im Januar 1986 als bisher einziger irdischer Späher den grünlichen Planeten und entdeckte dabei zehn weitere Satelliten, allerdings recht kleine Möndchen. Inzwischen wurden mit großen Teleskopen im infraroten Spektralbereich weitere Minimonde aufgespürt, womit sich die Zahl der Uranustrabanten auf 27 erhöht hat.

Wega, Deneb und Atair hoch am Westhimmel

Am abendlichen Fixsternhimmel steht das Sommerdreieck mit den drei hellen Sternen Wega, Deneb und Atair noch hoch am Westhimmel. Typische Sommersternbilder wie Skorpion und Schütze sind bereits unter dem Horizont verschwunden. Auch Arktur hat sich von der Himmelsbühne verabschiedet. Der Große Wagen steht knapp über dem Nordhorizont. Das Himmels-W, die Kassiopeia, ist hoch über unseren Köpfen zu sehen. Die mittlere Spitze des Sternen-Ws deutet auf den Polarstern, der das Deichselende des Kleinen Wagens markiert. Der Kleine Wagen ist viel schwerer zu erkennen als der Große, da die meisten seiner Sterne bis auf drei viel lichtschwächer sind als die des Großen Wagens.

Hoch im Süden hat das Herbstviereck die Mittagslinie fast erreicht. Es gehört zum Sternbild Pegasus, ein Fabelwesen in Gestalt eines Pferdes mit Flügeln. An die Nordostecke des Pegasusquadrats schließt sich die Sternenkette der Andromeda an. Gute Augen erkennen bei hervorragenden Sichtbedingungen im Sternbild Andromeda ein kleines, längliches Lichtfleckchen, den Andromedanebel. Er ist jedoch keine Gaswolke, sondern ein Sternensystem, eine sogenannte Galaxie aus einigen hundert Milliarden Sonnen.

Geheimnisvoller Walfisch

Die Andromedamilchstraße ist das fernste Objekt, das man mit bloßen Augen sehen kann. Das Licht dieser fernen Sterne ist fast drei Millionen Jahre durch das Universum zu uns unterwegs, das entspricht einer Distanz von 30 Trillionen Kilometer – eine wahrhaft astronomische Zahl. Trotz dieser riesigen Entfernung ist die Andromedagalaxie unsere Nachbarmilchstraße, die anderen großen Galaxien sind noch viel weiter entfernt.

Den Südosten nimmt der ausgedehnte Walfisch ein. Er ist hier ein Fabelwesen, ein Meeresungeheuer, lateinisch Cetus genannt. Der ostfriesische Landpfarrer und Amateurastronom David Fabricius sah im August 1596 im Walfisch einen Stern, den er früher nie beobachtet hatte. Nach einigen Wochen war der Stern, der immer lichtschwächer wurde, verschwunden. Später tauchte er plötzlich wieder auf. Fabricius und andere Astronomen konnten sich das nicht erklären. Sie nannten ihn daher Mira Stella Ceti, der seltsame, verwunderliche Stern im Walfisch. Heute weiß man, dass Mira Ceti ein pulsierender, roter Riesenstern ist, in dem unser inneres Sonnensystem bis zur Marsbahn Platz fände. Alle elf Monate wird Mira Ceti so hell, dass man ihn als Stern 3. Größenklasse sehen kann. Er ist der Prototyp der Mira-Variablen, von denen heute mehr als 3000 bekannt sind. Mira-Sterne sind pulsierende rote Riesensonnen, die sich aufblähen und dann wieder schrumpfen.