Die Stadt muss im Oktober 1250 Flüchtlinge unterbringen. Circa 80 von ihnen will sie in der Alfred-Wais-Halle Obdach bieten. Der TSV Birkach kann die Turnhalle deshalb nicht mehr nutzen. Mitglieder machen sich sorgen um die Existenz des Vereins.

Birkach - Der Ehrenvorsitzende des TSV Birkach bemüht sich darum, seine Worte abzuwägen. Seine bedächtige Art, sich zu äußern, legt nahe, dass er beruhigen und nicht anstacheln will. So sagt er: „Der Verein wird deshalb nicht untergehen“. Aber dann sagt er doch: „Die Leute, die Angst haben, dass die Stimmung kippt, könnten recht behalten.“

 

Sein Telefon sei nicht mehr still gestanden, nachdem bekannt geworden ist, dass die Stadt rund 80 Personen in der Alfred-Wais-Halle an der Grüninger Straße noch im Oktober unterbringen will. Michael Föll, Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, verwies bei seiner Ankündigung auf die Zuteilung von 1250 Flüchtlingen durch das Land an Stuttgart. Diese sollen in fünf Stuttgarter Turnhallen Unterkunft finden. Rolf Lehmann bekommt seitdem Anrufe von Mitgliedern des Vereins, die sich um die Zukunft des TSV sorgen. „Einige sehen unsere Existenz in Gefahr“, sagt Rolf Lehmann. Der TSV müsse nun überlegen, wo er etwa sein Volleyballtraining oder Kurse anbieten kann. Die Möglichkeiten dazu seien aber begrenzt und sie würden meist außerhalb des Bezirks liegen, sagt Lehman. „Wir müssen nun mit dem Sportamt über Alternativen reden“, sagt er. Viele fallen ihm nicht ein. Das Haus Birkach habe eine Turnhalle, sagt er, und dann gebe es eben noch Sportstätten in den Nachbarbezirken. „Wir wissen aber nicht, ob da die auch irgendwann als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden“, sagt Rolf Lehmann.

TV Plieningen will helfen

Eine ähnliche Sorge treibt auch Folker Baur vom TV Plieningen um. Natürlich mache er sich Gedanken, ob die Plieninger Halle irgendwann auch zur Flüchtlingsunterkunft wird. Im Moment gehe es dem Verein aber darum, sich solidarisch mit dem TSV Birkach zu verhalten und ihm Raum in der Plieninger Halle anzubieten. „Wir müssen eben enger zusammenrücken“, sagt Folker Baur.

Die Bezirksvorsteherin von Plieningen und Birkach, Andrea Lindel, zeigt Verständnis für die Sportler, die mit der Entscheidung der Stadt unzufrieden sind. „Natürlich ist das für die ein Supergau“, sagt sie. Auf der anderen Seite wirbt sie um Verständnis für die Nöte der Stadt. Sie müsse Platz schaffen für die Flüchtlinge. „Ich rate den Leuten, den Fernseher einzuschalten“, sagt sie. Der CDU-Bezirksbeirat Hansjörg Peters spricht sich dafür aus, den Vorschlag des TSV Birkachs zu prüfen, die leer stehende Pallotti-Kirche als Unterkunft zu nutzen. Außerdem betont er, dass eine Belegung der Turnhalle mit Flüchtlingen keine Dauerlösung sein dürfe. Die Stadt verweist darauf, dass die Pallotti-Kirche Eigentum der katholischen Gemeinde sei und deshalb keine Alternative darstelle.