Es ist noch gar nicht so lange her, das sahen sich die Gemeinderäte von Waldenbuch gezwungen, ein neues Asylheim auf den Weg zu bringen. Inzwischen hat sich die Situation entspannt, es gibt sogar ein paar freie Plätze. Damit erfüllt die Stadt bereits das Soll von nächstem Jahr.

Waldenbuch - Den Bau einer städtischen Flüchtlingsunterkunft an der Teckstraße in Waldenbuch hat der Gemeinderat bis auf Weiteres zurückgestellt. Die aktuellen Zahlen aus dem Böblinger Landratsamt lieferten die Grundlage für das Bremsmanöver: Im Moment besteht in der Schönbuchstadt kein Bedarf an weiteren Quartieren für die Anschlussunterbringung. Die Gemeinde ist mittlerweile sogar so gut aufgestellt, dass sie die Quote für das kommende Jahr schon jetzt erfüllt hat.

 

Die Lage hat sich entspannt

Der Tempowechsel kam abrupt. Noch vor einem Jahr hatte das Ratsgremium im Schnellverfahren den Bau der Flüchtlingsunterkunft am Liebenaukreisel auf den Weg gebracht. Auf dem Stadionparkplatz und am Hallenbad wuchsen die Leichtbauhallen des Landkreises für die Erstunterbringung aus dem Boden. Sogar die Belegung der Sporthallen stand eine Zeit lang im Raum. Nur wenige Monate später hat sich die Situation deutlich entspannt. „Der Kreis prüft derzeit, wann die beiden Leichtbauhallen abgebaut werden können“, berichtete die Leiterin des Ordnungsamts, Katharina Jacob, am Dienstagabend im Gemeinderat.

Die rückläufigen Flüchtlingszahlen wirken sich nun auch in der Anschlussunterbringung aus. 2016 waren der Stadt Waldenbuch 51 Personen zugewiesen worden. In der Prognose für das kommende Jahr sind es deutlich weniger. „Wir müssen 2017 voraussichtlich 25 Personen aufnehmen“, berichtete Jacob. Da 2016 schon 78 Flüchtlinge untergebracht worden sind, ist das Soll bereits jetzt erfüllt. Und: Es gibt noch Kapazitäten. Im Flüchtlingsheim im Aichgrund sowie in den Unterkünften an der Stuttgarter Straße und an der Woertzstraße sind momentan 16 Plätze frei.

Bürger haben Wohnungen vermietet

Auch die Waldenbucher Bürger haben zur Entspannung der Situation beigetragen, indem sie vermehrt privaten Wohnraum zur Verfügung gestellt haben. 14 Personen leben derzeit in Wohnungen, die die Stadt angemietet hat. Sieben Flüchtlinge haben ihren Mietvertrag direkt mit dem Eigentümer abgeschlossen. „Das ist eine schöne Entwicklung, und wir sehen hier noch mehr Potenzial“, erklärte der FWV-Stadtrat Wolfgang Rieth.

Die Fraktionen im Gemeinderat waren sich einig: Bevor die Planungen für einen 900  000 Euro teuren Neubau auf dem Hasenhof wieder aktiviert werden, will man erst einmal die bestehenden Möglichkeiten ausschöpfen. Dazu gehört auch die Hoffnung auf eine Übernahme des zweigeschossigen Industriebaus auf dem Stadionparkplatz vom Landkreis. „Die Gespräche mit dem Amt für Gebäudewirtschaft laufen noch. Grundsätzlich steht der Kreis einer Überlassung des Gebäudes an die Stadt aufgeschlossen gegenüber“, berichtete die Ordnungsamtsleiterin. Zurzeit werde geklärt, ob der Containerbau gekauft oder geleast werden soll.

Vorhaben sei rechtzeitig gebremst worden

Die Waldenbucher FWV-Sprecherin Annette Odendahl, die schon im Oktober vor einem vorschnellen Baugesuch gewarnt hatte, sah sich in ihrer Einschätzung bestätigt: „Unsere Vorsicht war richtig. Ich habe die Hoffnung, dass wir das Gebäude an der Teckstraße überhaupt nicht mehr benötigen.“ Auch CDU-Rat Alf-Dieter Beetz stellte fest: „Wir haben das Vorhaben rechtzeitig gebremst.“

Aus den Reihen der SPD-Fraktion kamen nachdenklichere Töne. „Wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehnen. Die Situation in der EU ist nicht geregelt und die Sache nicht vom Tisch“, warnte SPD-Stadtrat Ulrich Doster. Auch für Bürgermeister Michael Lutz steht die Flüchtlingsunterbringung nach wie vor auf der Agenda. „Die Aufgabe wird uns weiter beschäftigen. Das zeigt der Blick in die Türkei“, sagte er.

Lutz empfahl, zunächst die Gespräche mit dem Landkreis abzuwarten und auf Grundlage der Ergebnisse neu zu entscheiden. Außerdem wies das Stadtoberhaupt darauf hin, dass mit dem Beschluss, das Projekt Teckstraße auf Eis zu legen, auch der bereits beschlossene Förderantrag auf einen Investitionskostenzuschuss vom Land über 25 Prozent hinfällig sei.