In einer Flüchtlingsunterkunft in Obertürkheim sind am Freitag zahlreiche Bewohner in den Hungerstreik getreten. Sie haben ihre Forderungen damit durchgesetzt.

Stuttgart - In einer Flüchtlingsunterkunft in Obertürkheim sind am Freitag zahlreiche Bewohner in einen Hungerstreik getreten. Laut eigener Aussage fühlten sie sich von den Behörden vergessen. Zum großen Teil hatten die rund 100 Bewohner wohl seit ihrer Ankunft vor rund zweieinhalb Monaten auf einen Termin gewartet, um ihren Asylantrag bei den deutschen Behörden zu stellen.

 

Stadt interveniert beim Regierungspräsidium

Bereits am Freitagvormittag hatten sich die Flüchtlinge, die große Mehrheit davon waren Syrer, vor der Turn- und Versammlungshalle in Obertürkheim in einem Stuhlkreis versammelt. Sie teilten mit, dass sie nicht zurück in die Unterkunft gehen und nichts mehr essen wollten, bis sich jemand um sie kümmert. Ihre Kritik: Sie müssten teils seit Monaten auf ihren Termin in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Karlsruhe warten, während in benachbarten Unterkünften die Verfahren viel schneller gingen.

Wie ein Sprecher der Stadt am Abend mitteilte, habe das Regierungspräsidium auf Intervention des Stuttgarter Sozialamtsleiters Stefan Spatz dem Ansinnen der Flüchtlinge mittlerweile entsprochen. Diese dürften ihre Anliegen nun in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen vortragen. Damit, so der Sprecher, hätten die Personen ihr Ziel erreicht und könnten den Hungerstreik beenden.

Nach Auskunft eines Sozialarbeiters soll die LEA in Karlsruhe wohl weit mehr Flüchtlinge vorladen als sie dann an einem Tag bearbeiten kann. Aus der Obertürkheimer Unterkunft seien einige nach Karlsruhe gereist und unverrichteter Dinge wieder zurück nach Stuttgart geschickt worden, berichteten die aufgebrachten Flüchtlinge. Auch mit dem Essen, den Platzverhältnissen und den hygienischen Bedingungen in der Halle seien sie sehr unzufrieden, wie sie sagten. „Wir werden nicht wie Menschen, sondern wie Tiere behandelt“, sagte ein Mann aus Syrien.

80 Prozent der Flüchtlinge hatten mitgestreikt

Laut eigenen Aussagen hatten sich rund 80 Prozent der Flüchtlinge aus der Unterkunft an dem Hungerstreik beteiligt. Den Kindern hätten sie natürlich Essen gegeben, sagte der Syrer. Das Gerücht, dass die streikenden Flüchtlinge die Essensausgabe am Freitag blockiert hätten, dementierte eine Ehrenamtliche der Malteser, die für die Verpflegung zuständig sind. Sie sei nicht selbst vor Ort gewesen, habe aber mit den Flüchtlingen gesprochen.