Die Registrierung von Asylbewerbern zieht sich weiter hin. In der Turnhalle des Waiblinger Kreisberufschulzentrums hat jetzt ein Team des Bundesamtes für Migration Flüchtlinge registriert, die zum Teil bereits seit Anfang August in Deutschland sind.

Waiblingen - Am Hinterausgang der Turnhalle des Waiblinger Berufschulzentrums ist am Montag reger Betrieb. Zwei Tische sind dort aufgebaut mit zwei tragbaren Computern darauf, jeder mit je einem Gerät ausgestattet, das grünlich leuchtet. „Das sind Fingerabdruckscanner“, sagt einer der Beschäftigten des Bundesamts für Migration, das an diesem Morgen mit zwei Teams angereist ist. Ihr Auftrag: möglichst viele der Asylbewerber offiziell registrieren und elektronische Akten für sie anlegen, damit deren Asylverfahren offiziell starten. Viele sind zwar schon seit Wochen in Deutschland, aber dieser entscheidende Schritt ist nach wie vor nicht vollzogen.

 

Wie berichtet, hatten vor Kurzem mehrere Dutzend der Asylbewerber friedlich vor dem Landratsamt demonstriert, damit sie endlich registriert werden. Einer von Ihnen ist Mohammed Hussein, ein 39-jähriger, kräftiger Syrer, der an diesem Morgen in aller Ruhe die Prozedur mitmacht. Zunächst überfliegt er eine in arabisch gehaltene Erklärung zum Datenschutz, unterschreibt sie, lässt dann seine Fingerabdrücke nehmen und füllt einen Fragebogen über die Asylgründe aus.

Deutschland sei ein gutes Land, man kümmere sich hier um Flüchtlinge, sagt Mohammed Hussein, der aus der syrischen Hauptstadt Damaskus stammt. Seit dem 6. August sei er in Deutschland, erzählt er, aber offiziell erfasst worden ist er seither noch nicht – auch nicht in der Erstaufnahme in Meßstetten (Zollernalbkreis). So wäre es eigentlich üblich, erklärt dazu ein Angestellter des Landratsamtes.

In Meßstetten habe ihm eine Sozialarbeiterin gesagt, dass man in Deutschland für seine Belange eintreten müsse, berichtet Mohammed Hussein. Er und rund 40 seiner Mitbewohnerin in der Halle haben diese demokratische Kernweisheit schnell umgesetzt. Vor einigen Wochen organisierten sie die besagte Kundgebung vor dem Waiblinger Landratsamt. „Wir haben das sehr ruhig und friedlich getan“, betont der Syrer, der seiner Heimat als Justiziar und Personalreferent gearbeitet hat.

Die Aktion brachte die Bewegung in die Sache. Der Landrat Richard Sigl formulierte einen Brief an das Bundesamt für Migration, das schickte eines seiner mobilen Teams los. Man werde, so hieß es an diesem Montag, kaum die Hälfte der 40 ausstehenden Anträge bearbeiten können. In der zweiten Novemberwoche sei jedoch ein weiterer Termin für die bis dahin noch nicht Registrierten vorgesehen.

Mohammed Hussein aber zeigt keinen Ärger darüber. Es sei eine große Herausforderung für ein Land, so viele Flüchtlinge aufzunehmen, sagt er. Für ihn sei Deutschland eine Chance für eine Zukunft, die in seiner Heimat nicht mehr möglich sei. In Damaskus werde das Leben immer teurer, immer schwerer. Seine Frau sei wegen einer Krankheit auf Blutkonserven angewiesen, die in Syrien kaum mehr zu bekommen seien. Er hoffe, Deutschland zu seiner neuen Heimat machen zu können, sag der 39-Jährige – für eine bessere Zukunft für sich, seine Frau und den gemeinsamen dreijährigen Sohn. „Ich nehme das alles für meine Familie und für deren besseres Leben auf mich“, sagt Mohammed Hussein.