Die EnBW will am Kernkraftwerk Neckarwestheim eine Halle für radioaktiven Müll bauen. Zudem sollen dort Bauteile aus der Philippsburger Anlage dekontaminiert werden.

Neckarwestheim - Nur unter größtem Widerstand ist das 2006 fertiggestellte Zwischenlager für Castoren in Neckarwestheim gebaut worden. Auch die jüngst veröffentlichten Pläne der EnBW, künftig die Brennstäbe des stillgelegten Kernkraftwerks Obrigheim dort zu lagern, stießen auf heftigen Protest. Nun will der Energiekonzern in Neckarwestheim ein zweites Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll sowie eine Halle zur Dekontaminierung großer Bauteile – unter anderem aus Philippsburg – bauen. Dieses Vorhaben stößt aber kaum auf Ablehnung.

 

Möglichst noch in diesem Jahr will die EnBW die Anträge für das Projekt stellen. Vorgesehen ist, ein so genanntes Reststoffbearbeitungszentrum zu errichten, in dem sowohl Elemente aus dem stillgelegten Reaktorblock Neckarwestheim I als auch solche aus Philippsburg I dekontaminiert werden. Das sei wirtschaftlicher als an beiden Standorten diese Infrastruktur zu schaffen, sagt Ulrich Schröder, der Pressesprecher der EnBW. Künftig würden dann Großkomponenten wie Dampferzeuger aus Philippsburg nach Neckarwestheim gebracht, dort von radioaktiven Partikeln gereinigt und wieder abtransportiert.

Strahlende Partikel bleiben nicht in Neckarwestheim

Auch die strahlenden Partikel sollen entfernt werden: „Diese werden nicht in Neckarwestheim bleiben“, sagt der Konzernsprecher Schröder. Sie würden in Schacht Konrad eingelagert – sofern dieses Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle dann zur Verfügung stehe – oder zurück nach Philippsburg geschickt. Das sei jüngst bei der Vorstellung der Pläne im Neckarwestheimer Gemeinderat zugesagt worden. Diese Zusage war für Mario Dürr, Bürgermeister von Neckarwestheim, ein Muss: „Uns ist wichtig, dass kein Müll von anderswo bei uns gelagert wird“, betont er. Schließlich befürchtet man in den beiden Standortkommunen des Kernkraftwerks Neckarwestheim und Gemmrigheim ohnehin, dass das bestehende Zwischenlager langfristig zum Endlager wird.

Für Monika Chef, Bürgermeisterin von Gemmrigheim, sind die Pläne für ein neues Endlager in der Tat ein Indiz dafür, dass ihrer Kommune sowie den Nachbarn in Neckarwestheim still und heimlich ein Endlager untergejubelt wird: „Die Politik ist nicht einmal in der Lage, schwach- und mittelradioaktive Stoffe in ein Lager zu bringen, das es schon gibt und das fertig genehmigt ist“, moniert sie im Hinblick auf Schacht Konrad. Unter diesen Umständen glaube sie nicht daran, dass der Bund es je fertigbringe, ein Endlager für die hoch radioaktiven Castoren zu bestimmen.

Kein Protest von der Anti-Atom-Bewegung

Mario Dürr teilt diese Kritik. Dennoch akzeptiert er die Pläne der EnBW: „Wir wollen alle die Energiewende, der Rückbau gehört dazu“, sagt er. Natürlich schreie niemand Hurra angesichts eines neuen Zwischenlagers sowie der Halle zur Dekontaminierung. Aber er ziehe den Rückbau bei Weitem dem so genannten sicheren Einschluss vor, bei dem die Anlagen zunächst 20 bis 30 Jahre ruhen gelassen würden, bis der Abbau erfolge. Schließlich wisse die EnBW nicht einmal, ob sie in 30 Jahren noch Fachleute für den Rückbau habe.

Auch von Seiten der Anti-Atombewegung kommt kaum Protest: „Der Rückbau ist die Konsequenz aus dem Betrieb der Atomkraftwerke“, sagt Wolfram Scheffbuch, der Sprecher des Bundes der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar. Daher werde man nicht versuchen, die Pläne des Energiekonzerns zu behindern. „Wir fordern aber, dass keine strahlenden Substanzen in die Umgebung gelangen“, so Scheffbuch.