Der Prozess gegen den Oslo-Attentäter Anders Breivik wird erst 2012 stattfinden. Denn die Ermittlungen sind umfangreich.

Oslo - Auf den norwegischen Attentäter Anders Breivik wartet ein langwieriger Prozess wegen Massenmordes: Generalstaatsanwalt Tor-Aksel Busch kündigte am Donnerstag an, dass der Angeklagte über jeden der Morde einzeln Rechenschaft ablegen müsse. Dies erfordere der Respekt vor den Toten. Damit verzögert sich jedoch die Vorlage einer Anklageschrift und der Beginn des Verfahrens. Der Anwalt Brynar Meling, der als Nebenkläger die Opfer und ihre Angehörigen vertreten soll, hatte einen möglichst raschen Prozessbeginn gefordert, um den Hinterbliebenen einen Abschluss ihrer Tragödie zu erlauben, möglichst schon in diesem Herbst. Dies schließt Busch jedoch aus. Mit der Anklageschrift sei nicht vor Jahresende zu rechnen. Man habe die "klare Ambition", dass der Prozess im Lauf des Jahres 2012 durchgeführt werden könne.

 

Doch die Vorarbeiten sind gigantisch. "Der Täter wird sich zu jedem einzelnen Mord erklären müssen, dies stellt große Anforderungen an die Dokumentation", sagt der Generalstaatsanwalt. Bei dem Massaker auf der Insel Utøya starben 68 Menschen, acht wurden durch die Bombe im Regierungsviertel getötet. Die norwegische Polizei hat die Suche nach weiteren Leichen in der Umgebung der Ferieninsel Utøya eingestellt. Die Spurensicherung an den beiden Tatorten geht aber weiter und wird noch lange Zeit in Anspruch nehmen. "Wir schulden den Opfern, dass die Aufklärung jedes einzelnen Falles die nötige Qualität hat", sagte Busch. Auch von der Zahl der Nebenkläger her bekommt der Prozess eine selten gesehene Dimension. Die Justizbehörden beschlossen, dass nicht nur die Verwundeten und die Hinterbliebenen der Toten den Status von Geschädigten bekommen, sondern alle rund 600 Teilnehmer des Jugendlagers und die Rettungskräfte.

Explosion hätte Hochhäuser sprengen können

Die Autobombe, die Breivik vor dem Regierungsgebäude zündete, hätte noch weit größeren Schaden angerichtet, wenn der Attentäter den Wagen nicht direkt über einem Parkkeller abgestellt hätte, erklärte der Bombenexperte Per Neergaard in der Zeitung "VG". So wurde ein Großteil der Detonationskraft nach unten abgelenkt und riss einen vier Meter tiefen Krater in den Boden. Andernfalls hätte die Explosion der 500-Kilo-Bombe vermutlich die Hochhäuser zum Einsturz gebracht.

Norwegens Außenminister Jonas Gahr Store mahnt angesichts der Kritik am Einsatz der Polizei auf der Insel Utøya zu einer sachlichen Debatte. "Es ist zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen", sagte er im ZDF-"Morgenmagazin".