Atze Schröder gab in der Porsche-Arena sein neues Programm zum Besten. Die Massen zog es aber nicht unbedingt an die Kassen. In der Porsche-Arena sind diesmal etliche Plätze frei geblieben.

Stuttgart - Natürlich freuen sich alle Intellektuellen Stuttgarts, wenn der Comedy-Spezialist Atze Schröder sich angesagt hat und seine Sachen zum Lachen zu besten gibt. Wo? In der Porsche Arena, wo er quasi ein Heimspiel hat, gibt er sich doch bei jeder Gelegenheit als forscher Fahrer der Automarke zu erkennen, die der Halle den Namen gegeben hat. „Teilchenbeschleuniger aus Zuffenhausen“ nennt er in seiner Show liebevoll das Gefährt, für das er noch zahllose andere Kosenamen hat. „Ja nee, is klar“, so ein Schröder-Spruch, der auf einem jener T-Shirts prangt, die am Merchandising-Stand zu erwerben sind, wo außerdem noch so nützliche Sachen wie Schals, Flaschenöffner, Feuerzeuge oder Caps und Cups mit aufgedruckten Atze-Pointen bereit gehalten werden. Intellektuelle, die es nicht raffen und am Stand nicht zum Zug kommen, können zum nachhaltigen Erwerb auch den Online-Shop benutzen. Vielleicht ist’s auf diese Weise diskreter, denn Schröder ist ja der grinsende Prolo aus dem Ruhrgebiet, dessen Scherze so unterirdisch sein können, dass sie schon wieder zu solch herausragenden Monumenten deutschen Humorschaffens geworden sind, dass sie sogar auf T-Shirts abgedruckt werden. „Richtig fremdgehen“ heißt zudem sein neues Programm, das nützliche Anleitungen, Ratschläge und Tipps dort verspricht, wo der Intellektuelle früher ein Tabu erkannt hat.

 

„Schaffst du’s in Stuttgart, schaffst du’s überall“

Neues Programm? „Schön für dich“, so zitiert dieser Schröder mit der unvermeidlichen Pilotenbrille und der Mimipli-Perücke den Anspruch alter Fans, „aber du musst die alten Sachen spielen“. Klar, dazu gibt’s ein solches neues Programm. Aber es muss gerade an diesem Ort perfekt sein, es muss „fluppen“. Schon Frank Sinatra habe gesagt, so Schröder, „schaffst du’s in Stuttgart, schaffst du’s überall“. Hätte er das Programm „Fremdgehen“ genannt, sagt Schröder, so hätte es geheißen „Kenn wer, kenn wer“. Aber „Richtig fremdgehen“?. Nun ja, die Massen zieht das auch nicht unbedingt an die Kassen. In der Porsche-Arena sind diesmal etliche Plätze frei geblieben.

Macht nichts. Die Bühne ziert ein weißer Flügel, der in flauschigen weißen Stoff eingepackt ist. Zudem gibt es auf der Bühne jeweils zwei überdimensionale Tennisbälle und Eier, ebenfalls ganz in Weiß. Sachen, die gerade Intellektuelle zum Grübeln bringen können, gewiss, Kunst, wie sie im Buche steht und wie aus dem Ei gepellt. Ganz zum Schluss, da gibt Schröder den Udo Jürgens und zitiert emphatisch tastend „Ich war noch niemals in New York“. Er steht auf und der Flügel spielt weiter. Was für ein Gag! Applaus. Und wenn er einen ganz bestimmten Stössel auf der Bühne drückt, dann leuchtet mit Alarmton der rote Schriftzug“ „MILF“ auf. Auch das ein minmalistischer Showeinfall, über den selbst Atze grinsen könnte. Die bekannten Gesichter werden von ihm abgeklappert, Boris Becker, Franz Beckenbauer („der heißt schon so“), Francois Hollande und Horst Seehofer: Ja nee, is klar. Aber Ursula van der Leyen in einer solchen Reihe? Seit sie Verteigigungsministerin sei, habe „der Taliban wieder Angst vor uns“. 170 000 Mann unter sich, das schaffe nicht mal Sylvie van der Vaart. Und dann erst die Frisur. „Was heißt hier Frisur? Dieses hochgewalzte Weizenfeld“. Was das alles mit dem Thema zu tun hat, erschließt sich nicht so leicht und verlangt große intellektuelle Fähigkeiten.

Und so geht’s weiter im Programm. Lauter Sachen zum Wiehern, die einem so richtig nützlich sein können. Ratschläge zu Dessous etwa. Ganz neu. Nie daran gedacht. Oder Tipps zum Abschleppen bei Partys. („Wenn du das Spiel angepfiffen hast, musst du auch aufs Tor schießen“) Oder an der Bar. Es kann ihm niemand böse sein. Auch Intellektuelle nicht. Bei seinen grinsend vorgetragenen Annäherungsversuchen nicht und bei seinem Scherzprogramm auch nicht. Schröder macht’s halt jederzeit entwaffnend.